Artenvielfalt:Das Sterben der Elche

Elch in Maine, USA

Elch im Rangeley Lake in Rangeley, Maine

(Foto: Reuters)

In den USA sinkt die Zahl der Elche rapide. Und niemand weiß genau, warum. Allerdings deutet einiges darauf hin, dass das Elchsterben mit dem Klimawandel zusammenhängt.

Von Kathrin Werner

Es sieht aus wie ein Militäreinsatz. Ein Helikopter fliegt wenige Meter über der Waldlichtung. Ein Khaki-uniformierter Amerikaner sitzt in der offenen Tür, das Gewehr im Anschlag. Er schießt. Springt hinaus. Rennt. Doch dies ist keine Kriegsszene, der Uniformierte rennt keinem Feind hinterher, sondern einem Elch.

Der Mann vom Jagd- und Fischereiministerium betäubt das Tier, nimmt ihm Blut ab, zählt die Zecken an seinem Körper, legt ihm ein Halsband um und entlässt es wieder in den Wald. Der Elch ist jetzt Forschungsobjekt.

Amerika macht sich Sorgen um seine Elche. Die Zahl der Tiere, die im Norden der Vereinigten Staaten zu Hause sind, sinkt rapide. In Minnesota schrumpfen die Bestände Jahr für Jahr um 25 Prozent, es sind nur noch knapp 3000. Wissenschaftler fürchten, dass sie ganz aussterben.

In New Hampshire an der Ostküste leben nur noch 4000, vor dem Jahrtausendwechsel waren es noch 7000. Auch in Wyoming, Montana und Teilen Kanadas gibt es immer weniger Elche. In der kanadischen Provinz British Columbia verlief sich ein schwacher Jungelch kürzlich in die Blumenabteilung eines Safeway-Supermarkts - man musste ihn töten. Er war unterernährt und von Parasiten befallen.

Das Beunruhigende am Elchsterben ist, dass niemand genau weiß, woran es liegt - aber die meisten Ursachen, die Forscher finden, sind mit dem Klimawandel verbunden. Wie der kanadische Supermarkt-Elch sind viele der toten Tiere schwach, dünn, anämisch und voller Parasiten. In New Hampshire saugen vor allem Zecken die Elche aus. Bis zu 160 000 Stück finden die Beamten vom Jagdministerium auf einem einzelnen Kadaver.

Die Zecken gedeihen besonders schnell in wärmerem Wetter, sagt Kristine Rines, die zuständige Biologin der Behörde. "Während sich unser Wetter verändert, mit immer kürzeren Wintern und steigenden Temperaturen, steigen die Elch-Sterberaten und die Fortpflanzung sinkt."

Elche haben eine Wohlfühltemperatur zwischen minus 20 und plus 10 Grad Celsius. Wird es heiß, leiden sie unter Hitzestress, ihr Immunsystem wird schwächer. Bei der groß angelegten Untersuchung in New Hampshire bekommen 90 Tiere elektronische Halsbänder, mit denen ihre Wege vier Jahre lang verfolgt werden sollen- auch per Helikopter.

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