Nachfolge von Ex-Agrarminister Friedrich:Wechselspiele bei der CSU

Horst Seehofer Gerd Müller

Zwei, die sich gut kennen: Das Foto aus dem Jahr 2006 zeigt CSU-Chef Horst Seehofer, damals noch Verbraucherschutzminister, mit seinem damaligen Staatssekretär Gerd Müller auf der Grünen Woche in Berlin.

(Foto: ddp)

CSU-Chef Seehofer in Not. Schon Montag will er einen Vorschlag für die Nachfolge von Hans-Peter Friedrich präsentieren. Kommt Noch-Entwicklungshilfeminister Gerd Müller zurück ins Agrarministerium - oder eine Frau? Wer als Nachfolger im Gespräch ist.

Von Doris Mosandl

Der Rücktritt von Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich bringt CSU-Chef Horst Seehofer in Bedrängnis. Der bayerische Ministerpräsident muss einen Nachfolger präsentieren - und das möglichst schnell. Schon am Montag will CSU-Chef Horst Seehofer einen Namen nennen. Bis dahin aber will er sich nicht unter Druck setzen lassen, von niemandem, betont er beim kleinen Parteitag am Samstag in Bamberg. In solch "schwierigen Zeiten" - Friedrich war am Freitag über den Fall Edathy gestürzt - müsse die Partei zusammenhalten wie eine Familie, sagt der Parteichef. Fragt sich nur, wer aus der CSU-Verwandtschaft nun Friedrichs Posten übernehmen könnte.

Gute Chancen werden dem bisherigen Bundesentwicklungshilfeminister Gerd Müller, 58, bescheinigt. Für den gebürtigen Krumbacher (Schwaben) wäre der Wechsel ins Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft kein Neuland, sondern eine Rückkehr. Immerhin war er dort mehrere Jahre lang Parlamentarischer Staatssekretär, kennt das Haus also bestens. Da er schon unter Agrarminister Horst Seehofer arbeitete, ergibt seine Berufung aus Sicht des CSU-Chefs Sinn: Seehofer weiß, dass Müller auch in diesem Amt loyal ist und seine Wünsche umsetzen kann.

Diese Lösung wäre auch mit dem Regionalproporz vereinbar. Nach dem Sturz des Oberfranken Friedrich wollen die Franken wieder einen Landsmann in Merkels Kabinett sehen. Entscheidet sich Parteichef Seehofer für den Schwaben Gerd Müller als Agrarminister, müsste demnach ein Franke ins Amt des Entwicklungshilfeministers folgen. Das könnte Christian Schmidt, 56, sein, der bislang Staatssekretär unter Müller und immerhin stellvertretender Vorsitzender der CSU ist. Schmidt, geboren im mittelfränkischen Obernzenn, bringt auch außenpolitische Erfahrung mit: Acht Jahre lang war er bereits Staatssekretär im Verteidigungsministerium, unter Franz Josef Jung, Karl-Theodor zu Guttenberg und zuletzt Thomas de Maizière.

Der CSU-Parteichef könnte sich aber auch für einen anderen Weg entscheiden und eine Frau nach Berlin schicken. Bereits als er Friedrichs Vorgängerin Ilse Aigner zurück nach Bayern geholt hatte, hätten etliche gerne wieder eine Landwirtschaftsministerin und keinen Minister in Berlin gesehen. Zumal auch die anderen beiden CSU-Posten - Alexander Dobrindt als Verkehrs- und Netzminister und eben Gerd Müller als Entwicklungshilfeminister - männlich besetzt sind.

Frau, Fränkin - aber auch Fachfrau?

Ein Name, der immer wieder fällt: Marlene Mortler. Die agrarpolitische Sprecherin der CSU-Landesgruppe würde zumindest einen landwirtschaftlichen Hintergrund mitbringen. Mortler wuchs auf einem Bauernhof nahe Nürnberg auf und lebt dort nach wie vor mit ihrem Mann. Natur und Landwirtschaft liegen der 58-Jährigen am Herzen. "Das Geschaffene zu sehen und zu wissen, dass es wachsen und blühen wird, erfüllt mich mit Zufriedenheit", schreibt sie auf ihrer Website. Schon nach Aigners Weggang wurde die ausgebildete "Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft" als Nachfolgerin gehandelt. Ist Mortler aber auch in der Lage, das Landwirtschaftsministerium zu führen? Da sind sich manche in der Partei unsicher und sähen sie lieber weiterhin als Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

Eine Überraschung wäre auch Dorothee Bär. Tritt die Ebelsbacherin aus Unterfranken die Nachfolge Friedrichs an, wäre ebenfalls der Regionalproporz innerhalb der CSU gewahrt. Allerdings hatte die 35-Jährige bisher mit den Themen Landwirtschaft und ländliche Entwicklung wenig am Hut. Vielmehr ist sie in der digitalen Welt zu Hause. Bär ist Vorsitzende des CSU-Netzrates und des netzpolitischen Arbeitskreises der CSU, CSUnet. Deshalb sehen viele sie an der Stelle gut aufgehoben, an der sie jetzt ist: Als Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur unter Dobrindt.

CSU-Landesgruppe in Kreuth

Mehr im Internet zu Hause als in der Landwirtschaft: die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär

(Foto: dpa)

Außenseiterchancen werden Stefan Müller, aktuell Staatssekretär bei Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU), nachgesagt. Der 38-Jährige aus Erlangen ist zwar ebenfalls Franke und gilt als großes Talent innerhalb der CSU. Allerdings war Müller auf Geheiß der Kanzlerin ins Wissenschaftsministerium unter Wanka geschickt worden. Würde er nun ins Agrarministerium wechseln, wäre das sicher eine große Überraschung.

Überhaupt ist der CSU-Chef immer für eine Überraschung gut. Gut möglich also, dass Seehofer am Ende noch eine ganz andere Lösung aus dem Hut zaubert.

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