Zusatzgebühren bei Reisen:Seuche der Geiz-ist-geil-Gesellschaft

Flugzeug Flugreise Fliegen

Vom vermeintlichen Schnäppchenflug bleibt nichts mehr, wenn es an die Zusatzgebühren geht.

(Foto: lassedesignen - Fotolia)

Da könnte der Metzger genauso gut eine Bearbeitungsgebühr fürs Salamischneiden verlangen: Viele Reiseanbieter preisen Flüge oder Hotels auf Internetportalen als Schnäppchen an - und schlagen hinterher phantasievolle Zusatzkosten drauf.

Von Dominik Prantl

Der Sparfuchs ist unter Touristen eine höchst verbreitete Spezies, weshalb der erste Weg vor einem Urlaub heute nicht mehr ins Reisebüro führt, sondern per Mausklick auf ein Preisvergleichsportal im Internet.

Preisvergleichsportale sind Segen und Seuche der Geiz-ist-geil-Gesellschaft. Ein Segen deshalb, weil die Technologie mittels völlig irrer Dinge wie Informationsextraktion und Fuzzylogik in Nullkommanix eine Rangliste aus den im weltweiten Netz umherschwirrenden Angeboten erstellt. Eine Seuche ist es deshalb, weil der gemeine Reiseanbieter für einen Spitzenplatz in der Billigtabelle seine Kosten dem Kunden gerne versteckt unterjubelt.

Spuckt das Vergleichsportal des Vertrauens für einen Flug nach Paris und zurück beispielsweise 135 Euro eines Anbieters aus, ist das eigentlich eine klare Sache. Denkt jedenfalls der Mensch mit der Paris-Sehnsucht. Der Anbieter erklärt seinen guten Preis mit einem Rabatt von 14 Euro - den er sofort wieder reinholt: Mit einem Aufpreis von 21 Euro für die Kreditkartenzahlung, zu der es keine Alternative gibt.

Es sind keineswegs nur halbseidene Reise-Webseiten, die quasi jeden Handgriff extra berechnen. Eine etablierte deutsche Fluggesellschaft verlangt für einen Flug von Frankfurt in eine afrikanische Hauptstadt beispielsweise 748,98 Euro, wobei da immerhin die mysteriöse Service Charge enthalten ist. Das Reiseschutz-Paket: 63 Euro. Eine Sitzplatzreservierung: 25 Euro pro Flug. Sollte man als Vegetarier tatsächlich meinen, unbedingt auf Fleisch verzichten zu müssen, legt man für das Sonderessen noch einmal 15 Euro drauf. Pro Strecke. Für fünf weitere Kilogramm Gepäck als die erlaubten 20 und die Angelausrüstung sind unglaubliche 310 Euro fällig. Als i-Tüpfelchen hat sich die Linie einen Kreditkartenaufschlag von 15 Euro ausgedacht, was den Preis auf 1216,98 Euro anschwellen lässt.

Wer nach dem Rückflug dann bei einem Autovermieter am Frankfurter Flughafen beispielsweise einen Wagen mit Vollkaskoversicherung (Selbstbehalt 450 Euro), Kindersitz, zweitem Fahrer und Navigationssystem mietet und einfach nur in seine Heimatstadt fahren möchte, darf statt der beim gleichen Vermieter sonst üblichen 69 Euro gleich 172 Euro berappen. Ohne Winterreifen oder Sprit. Würde sich die Deutsche Bahn ähnliche Kapriolen erlauben - sie würde in einen Shitstorm der Sonderklasse schlittern.

Vielleicht sollte man das Modell einfach in der guten Old Economy auf die Spitze treiben. Der Metzger verlangt künftig Bearbeitungsgebühr fürs Salamischneiden oder knallt nur einen Kanten hin; Orangen kosten wegen der Schutzhüllen-Surcharge 20 Prozent mehr (vulgo: Schalenzehnerl). Und die letzten Wörter von Zeitungsartikeln sind künftig nur noch für Premiumkunden gegen einen Aufpreis . . .

Diese Glosse stammt aus der Rubrik "Ende der Reise", die jeden Donnerstag in der SZ Reise erscheint.

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