Ukrainische Halbinsel Krim:Bewaffnete hissen russische Flagge über Regionalparlament

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Während der Westen Moskau vor einer Militätintervention im Nachbarland warnt, haben Unbekannte gewaltsam Parlaments- und Regierungsgebäude auf der ukrainischen Halbinsel Krim besetzt. Dort befinden sich russische Militärbasen - in einer soll sich der gestürzte ukrainische Präsident Janukowitsch verstecken.

Im politischen Umbruch in der Ukraine droht die Lage auf der Halbinsel Krim zu eskalieren. Unbekannte haben die Gebäude von Parlament und Regionalregierung der Autonomen Republik Krim besetzt. Die etwa 30 Männer hätten mit Schnellfeuergewehren das Glas der Eingangstüren zerschossen und sich Zugang verschafft, sagte ein Behördenmitarbeiter der Agentur Interfax zufolge.

Ein Sprecher der Minderheit der Krimtataren teilte mit, die Gruppe trage Uniformen ohne nähere Kennung. Der Eingang des Parlaments sei mit einer Barrikade aus Holz und Abfalltonnen versperrt, hieß es. Am Sitz des Ministerrats wurden zahlreiche Sicherheitskräfte zusammengezogen. "Die Behörden wollen schnell klären, wer die Besetzer sind und was sie wollen", sagte der Abgeordnete Andrej Sentschenko von der Partei der Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko. Der Verwaltung zufolge hält sich wegen eines arbeitsfreien Tages kein Angestellter im Parlament auf.

Die Gruppe bezeichnet sich angeblich als Selbstverteidiger der russischsprachigen Bevölkerung der Krim. Verschiedene Quellen meldeten, dass auf dem Gebäude die russische Flagge gehisst worden sei, Russia Today schickte ein Foto über Twitter:

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Zuvor hatte US-Außenminister John Kerry die russische Führung um Kremlchef Wladimir Putin davor gewarnt, militärisch in der Ukraine zu intervenieren. Russland hatte die Truppen an der Grenze zu dem Nachbarland in Alarmbereitschaft versetzen lassen.

Die Mehrheit der Krim-Bewohner sind ethnische Russen. Der Hafen Sewastopol ist Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte. In einem dieser Militärcamps wird der gestürzte ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch vermutet, der international zur Fahndung ausgeschrieben worden ist. Am Vortag war es in der Hauptstadt Simferopol zwischen Befürwortern und Gegnern einer Annäherung an Russland zu Zusammenstößen gekommen. Dabei waren mindestens 30 Menschen verletzt worden, einige davon mussten im Krankenhaus behandelt werden. Zwei Männer starben, einer davon an einem Herzinfarkt.

Russland hat angesichts der Entwicklungen angekündigt, die Rechte seiner Landsleute "kompromisslos" zu verteidigen. Es gebe in großem Stil Menschenrechtsverletzungen, Angriffe und Vandalismus in der Ukraine, was die Regierung in Moskau sehr besorgt mache, erklärte das Außenministerium.

© SZ.de/AFP/dpa/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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