Kampf der USA gegen Steuerflucht:Schweizer Bank am amerikanischen Pranger

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Brady Dougan, CEO der Credit Suisse, vor dem Senatsausschuss (Foto: Reuters)

Geheime Konten, Methoden wie aus einem Spionageroman: Die Schweizer Bank Credit Suisse soll laut einem Bericht des US-Senats bewusst Amerikaner zur Steuerflucht bewogen haben. Ihr Chef musste nun vor einem Senatsausschuss antanzen.

Fast fünf Milliarden Dollar sollen sie vor dem US-Fiskus versteckt haben: Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat eine Mitverantwortung für die Steuerflucht Tausender reicher US-Bürger eingeräumt. Credit-Suisse-Chef Brady Dougan bedauerte am Mittwoch bei einer Anhörung vor einem Senatsausschuss in Washington das "Fehlverhalten" einiger Angestellter. Dass das Management auch Schuld trage, wies er aber zurück.

Der Termin sollte ein Signal an die Branche sein. Dougan, selbst Amerikaner, saß stellvertretend für Banken, die aus der Schweiz operieren, vor dem Ausschuss. Für deren deren Praktiken zeigen die USA praktisch keine Toleranz mehr, viel weniger als zum Beispiel Deutschland.

Credit Suisse ist nur eine von 14 Schweizer Instituten, die sich wegen angeblicher Hilfe zur Steuerflucht im Visier der amerikanischen Justiz befinden. Etwa ein Drittel der etwa 300 anderen Banken des Alpenstaates nimmt zudem an einem Programm des US-Justizministeriums teil, bei dem sie Informationen über US-Steuersünder an Washington weitergeben und zur Vermeidung einer Strafverfolgung ein hohes Bußgeld zahlen.

Die Financial Times beschrieb die Atmosphäre der Anhörung als "gereizt". Einem Untersuchungsbericht des Senats zufolge hatte das Geldhaus systematisch Kunden in den Vereinigten Staaten angeworben und Milliardensummen vor dem US-Fiskus versteckt.

Dougan erklärte das zum Werk einiger schwarzer Schafe: "Das Management-Team von Credit Suisse bedauert zutiefst, dass trotz höchster Standards einige in der Schweiz ansässige Privatkunden-Banker offenbar gegen US-Gesetze verstoßen haben", sagte Dougan.

Insgesamt habe es sich um zehn bis 15 Angestellte gehandelt. Eine interne Untersuchung habe "keine Beweise" für eine Beteiligung der Führungsriege gefunden. Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses im Senat, der Demokrat Carl Levin, warf Credit Suisse vor, als "Komplize" von Steuerbetrügern agiert zu haben.

Verschleierung von Vermögen

Laut dem Senatsbericht führte die zweitgrößte Schweizer Bank im Jahr 2006 Geheimkonten für fast 19 000 US-Kunden mit einem Gesamtguthaben in Höhe von fast fünf Milliarden Dollar. Die Gesamtsumme der nicht deklarierten Gelder ist weiter unklar und könnte laut Dougan rund sieben Milliarden Dollar betragen.

Im Jahr 2008 verwalteten bei Credit Suisse mehr als 1800 Banker Konten von US-Kunden. Zu den Praktiken des Geldinstituts bei der Kundensuche gehörten dem Bericht zufolge gesponserte Events in den USA wie Golfturniere in Florida. Zudem seien Mittelsleute eingesetzt worden, um bei der Schaffung von Scheinfirmen in Steueroasen zur Verschleierung von Vermögen zu helfen.

Ein früherer Credit-Suisse-Kunde beschrieb in dem Bericht, wie ein Angestellter der Bank ihm beim Frühstück in einem Hotel die Kontoauszüge in einer Sportzeitschrift versteckt ausgehändigt habe. Der republikanische Senator John McCain sagte, das Vorgehen des Schweizer Kreditinstituts sei "eines Spionageromans würdig".

Credit Suisse droht hohe Strafe

Den Untersuchungsergebnissen zufolge begann Credit Suisse zwischen 2008 und 2011, als Steuerhinterziehung bei der Schweizer Großbank UBS ruchbar wurde, diesen Praktiken ein Ende zu setzen. Demnach forderte die Bank damals die betreffenden Kunden auf, ihre Konten zu schließen oder sie offiziell zu deklarieren. Daraufhin sei die Gesamtzahl der US-Kunden um 85 Prozent gefallen.

Der Bank droht in den USA wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung eine saftige Strafe. Bereits in der vergangenen Woche hatte die US-Börsenaufsicht SEC sie zu einer Zahlung von 196 Millionen Dollar verdonnert, weil sie ohne die nötige Zulassung eine Anlageberatung für Kunden in den USA angeboten habe. In Deutschland hatte die Credit Suisse 2011 bereits 150 Millionen Euro gezahlt, damit weitere Ermittlungen wegen des Verdachts der Beihilfe zur Steuerflucht eingestellt wurden.

© SZ.de/AFP/dpa/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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