Konflikt in der großen Koalition:Verschärfte Seehoferei

Kleiner Parteitag der CSU in Bamberg

Horst Seehofer, Ministerpräsident in Bayern, macht Stimmung - gegen den Koalitionspartner.

(Foto: dpa)

Die Bilanz aus dem jüngsten Interview des Krawall-Horsts sieht so aus: Merkel verärgert, von der Leyen gedemütigt, Gabriel beleidigt. Seehofers Breitseiten schaden nicht nur der großen Koalition - sie bestärken auch den Eindruck, was für ein seltsames Wesen dieser Ministerpräsident ist.

Ein Kommentar von Kurt Kister

Wenn Horst Seehofer bei einem anderen Politiker "Geschwätzigkeit" kritisiert, dann ist das ungefähr so, als würde sich der Ochs' vom Muhen distanzieren. Einerseits hat der CSU-Chef recht: Die SPD-Führung und auch Sigmar Gabriel haben sich nicht immer koalitionsdienlich verhalten, zumal nicht in der Edathy-Affäre. Dass Seehofer darauf nun aber im Spiegel-Interview mit öffentlichen Breitseiten reagiert, schadet der Koalition mindestens genau so viel.

Aber das ist nicht einmal das Schlimmste an der sich wegen der bayerischen Kommunalwahlen verschärfenden Seehoferei. Der CSU-Chef hat auch wissen lassen, dass er "keinen Zweifel" an einer neuerlichen Kanzlerkandidatur Merkels 2017 hege. Kein Politiker, schon gar nicht Merkel, will sich mehr als drei Jahre vor dem Wahltermin vom angeblich besten Parteifreund so eine Debatte an die Backe kleben lassen.

Weil Seehofer zwei Atemzüge später auch noch süffisant Ursula von der Leyen heruntermacht, sieht die Bilanz aus dem Interview des Krawall-Horsts so aus: Merkel verärgert, von der Leyen gedemütigt, Gabriel (nebst SPD) beleidigt.

Von Zeit zu Zeit wirkt Seehofer so, als sei er selbst ein Schauspieler, der den bayerischen Ministerpräsidenten auf dem Nockherberg gibt. Das bringt ihm zwar die Lacher ein, nach denen er giert. Aber es bestärkt auch immer wieder den Eindruck, was für ein seltsames Wesen dieser Ministerpräsident doch ist.

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