Jared Leto bei den Oscars:Spiegel hochhalten, Licht verteilen

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Jared Leto kam in Begleitung seines Bruders Shannon und seiner Mutter Constance nach Los Angeles. (Foto: AFP)

"Lasst mich wieder zu meiner Mama gehen": Jared Leto hält bei der Oscar-Verleihung eine bewegende Rede. Er erzählt von der einst schwierigen Situation seiner Mutter und verweist auf die Träume der Menschen in der Ukraine und Venezuela.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es waren wunderbare Sätze, die Jared Leto da sagte. Wunderbar deshalb, weil sie berührten. Sie sprangen einen nicht an wie die Worte des freudetrunkenen Matthew McConaughey. Sie verwirrten nicht wie das, was da aus dem Mund von John Travolta kam. Und sie langweilten nicht wie all die Reden der anderen Oscar-Gewinner, die sich einfach nur brav bei beruflich und privat bedeutenden Personen bedankten und dabei wirkten wie Hunde, die Pfote gaben.

Leto hatte gerade den Oscar als bester Nebendarsteller für seine Rolle in "Dallas Buyers Club" gewonnen, er erzählte zunächst die Geschichte einer Teenagerin, die gerade ihr zweites Kind erwartete: "Sie hat die High School abgebrochen und war eine allein erziehende Mutter, doch ist es ihr irgendwie gelungen, das Leben für sich und ihre Kinder besser zu gestalten." Sie habe ihre Kinder dazu ermutigt, kreativ zu sein, Träume zu haben, hart zu arbeiten und etwas Außergewöhnliches zu machen. "Dieses Mädchen ist meine Mutter - und sie ist heute Abend hier", sagte Leto: "Ich liebe dich."

Dann sagte er: "An alle Träumer da draußen in aller Welt, die sich das hier ansehen an Orten wie der Ukraine und Venezuela. Ich möchte sagen, dass wir hier sind - während ihr Probleme damit habt, eure Träume zu verwirklichen und das Unmögliche zu leben: Wir denken an euch heute Abend." Dann bedankte sich Leto kurz bei seinen Kollegen und beendete seine Rede, die mit 2:30 Minuten deutlich länger als die erlaubten 45 Sekunden war, mit den Worten: "Dieser Preis ist für die 36 Millionen Menschen, die den Kampf gegen Aids verloren haben - und für alle, die jemals Ungerechtigkeit empfunden haben wegen dem, wer sie sind oder wen sie lieben. Heute Abend stehe ich hier vor der Welt mit euch und für euch. Vielen Dank und gute Nacht."

"Es lebe die Revolution, Baby"

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Hinter der Bühne dann reichte Leto die Statue herum und forderte die Journalisten auf, sich selbst mit der Statue zu fotografieren ("Das ist eure Chance!"). Als ihn einer darauf hinwies, dass in dem Raum keine Kameras erlaubt seien, sagte Leto: "Oh, kein Spaß erlaubt. Lasst die Journalisten doch machen, was sie wollen. Es lebe die Revolution, Baby."

Er erklärte auch, warum es ihm wichtig war, über die Ukraine, Aids und Ungerechtigkeit zu sprechen: "Zum einen, weil es mir persönlich wichtig ist. Zweitens, weil ich denke, dass es dem Material, der Geschichte, dem Film angemessen ist. Und drittens, weil man die Gelegenheit dazu hat, wenn man auf dieser Bühne steht. Du kannst diese Rede um dich selbst kreisen lassen oder du kannst einen Spiegel hochhalten und ein Licht verteilen - das habe ich heute Abend gemacht."

Er versicherte glaubhaft, während der Produktion von "Dallas Buyers Club" kein einziges Mal an mögliche Preise gedacht zu haben: "In einer Million Jahren hätte ich nicht geglaubt, dass ich jetzt hier stehen und mit Euch reden würde. Ich habe darüber nicht einmal fantasiert - ich habe ja noch nie einen Award bekommen für das, was ich auf der Leinwand gemacht habe."

Dann verkündete er, bis zum Morgenlicht feiern zu wollen - und beendete das Backstage-Interview mit einem Satz, der beinahe so wunderbar war wie seine Rede zuvor auf der Bühne: "Lasst mich nun wieder zu meiner Mama gehen."

Jared Leto während seiner bewegenden Rede. (Foto: AFP)
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