Spaltung des Urkontinents:Die Welt, die niemals war

Gondwana

So könnte die Erde heute aussehen, wäre der Urkontinent anders zerbrochen.

(Foto: GFZ Potsdam)

Vor 100 Millionen Jahren spalteten sich die Reste Gondwanas in Südamerika und Afrika auf. Doch was, wäre der Urkontinent anders zerbrochen? Eine fiktive Karte zeigt, was dabei auch hätte herauskommen können.

Von Christopher Schrader

Was für eine Vorstellung! Man steht in Gibraltar auf dem berühmten Affenfelsen und Afrika ist nicht da. Man kann es trotz perfekten Wetters nicht sehen. Es ist einfach nicht da - das nächste Land Richtung Süden ist erst die Antarktis, bis dahin gibt es nur Tausende Meilen Atlantik. Die Entscheidung, dass die Geographie vor Europas Südküste nicht so aussieht, ist schon vor gut 100 Millionen Jahren gefallen. Damals spalteten sich die Reste des Urkontinents Gondwana auf in Südamerika und Afrika.

Was dabei auch hätte herauskommen können, zeigt eine fiktive Karte, die zwei Geologen angefertigt haben: Sascha Brune vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam und Christian Heine von der Universität Sydney. Sie haben aber auch ausgerechnet, warum sich schließlich doch die Form der Kontinente eingestellt hat, die heute die Atlanten zeigen (Geology, Bd. 42, S. 211, 2014).

In Gondwana waren die Erdteile ursprünglich eng aneinander geschmiegt. Um es in Begriffen der heutigen Geographie zu beschreiben: Im Süden lag Buenos Aires in der Nähe von Kapstadt, im Norden Guayana neben Guinea und am Äquator war Fortaleza im Nordosten Brasiliens eine Nachbarstadt der nigerianischen Metropole Lagos. Bis dorthin allerdings war der Urkontinent vor 117 Millionen Jahren von Süd nach Nord bereits aufgerissen - der Atlantik fing dort sozusagen als Fjord an.

Zwei große Schwachstellen

Von Nigeria aus hatte Gondwana zwei große Schwachstellen, so genannte Riftsysteme: eine führte weiter in Richtung Norden, auf das heutige Libyen zu, die andere zweigte nach Westen ab, parallel zum Äquator. Beide hatten ähnliche Eigenschaften.

Brune und Heine haben die Situation nun per Computer simuliert. Als entscheidend hat sich dabei die Richtung der Kraft erwiesen, die Gondwana auseinander zog: Sie zeigte nach West-Südwest. In dieser Konstellation erwies es sich als deutlich einfacher und erforderte weniger mechanische Arbeit, den Urkontinent entlang der Ost-West-Schwachstelle abzuscheren als an dem Nord-Süd-Bruch abzureißen. Entschieden habe sich das aber erst nach etwa 25 Millionen Jahren, als die Spannung parallel zum Äquator zunahm, während sie gen Norden zurückging.

Wären damals allerdings die beiden Riftsysteme in Gondwana unterschiedlich ausgeprägt gewesen, die nördliche schwächer und die westliche stärker, hätte sich auch ein ganz anderes Aussehen der Kontinente ergeben können. Dann hätte Libyen eine Atlantikküste und Tunesien würde als schmale Halbinsel das Mittelmeer begrenzen.

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