Konflikt um besetzte Häfen:Libyen droht mit Bombardierung von Öltanker

Rebellen der Autonomiebewegung im östlichen Libyen halten mehrere Ölhäfen besetzt und wollen den Erdölexport auf eigene Faust versuchen. Die Regierung spricht von Piraterie und droht damit, einen Tanker zu versenken.

Der Konflikt in Libyen um die von Rebellen besetzten wichtigen Ölhäfen eskaliert. Ministerpräsident Ali Seidan drohte damit, einen unter nordkoreanischer Flagge fahrenden Tanker zu bombardieren, sollte dieser einen besetzten Ölhafen im Osten Libyen nicht verlassen. Bewaffnete Aufständische wollten den Tanker im Hafen von Al-Sedra mit ihrer ersten Rohöllieferung beladen. Der libysche Interimsölminister Omar al-Schakmak sagte, der Vorfall sei ein "Akt der Piraterie" und ein "Angriff auf die nationale Souveränität". Allein das Anlegen des Tankers sei bereits ein krimineller Akt gewesen. Die Behörden hätten die Festnahme der Besatzung angeordnet.

Die Aufständischen hatten zuvor mitgeteilt, trotz eindeutiger Warnungen der Regierung damit begonnen zu haben, auf eigene Faust Öl zu exportieren. Es gehe nicht darum, die Zentralregierung oder das Parlament in Tripolis herauszufordern, sondern die Rechte für die Bevölkerung im benachteiligten Osten des Landes durchzusetzen. "Wenn irgendwer angreift, werden wir darauf reagieren", sagte der selbst ernannte Ministerpräsident der Autonomiebewegung in Libyens Osten, Abb-Rabbo Albarassi. Die Regierung hat dagegen die Abgabe von Öl über die östlichen Häfen Es Sider, Ras Lanuf und Sueitina als illegal eingestuft.

Seit Ende Juli streikten die Wachleute in den Ölterminals von Ras Lanuf, Sueitina und Al-Sedra, um ihren Forderungen nach regionaler Autonomie für den Osten Libyens und einer besseren Verteilung der Einnahmen aus dem Erdölgeschäft Nachdruck zu verleihen. Später versuchten die Rebellen, Öl auf eigene Faust zu exportieren.

Öl ist die wichtigste Einnahmequelle Libyens. Bis zur Besetzung der Häfen wurden über diese täglich 600.000 Barrel exportiert. Der Konflikt um die Häfen zeigt, wie schwer sich die Regierung nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi im Sommer 2011 immer noch damit tut, das nordafrikanische Land in stabile Bahnen auf dem Weg zur Demokratie zu lenken.

Mehrere Milizen, die beim Kampf gegen Gaddafi mithalfen, wollen sich nicht unterordnen. Auch die Gruppe, die die Häfen besetzt hält, wird von einem einstigen Helden der Revolution angeführt. Die Regierungsgegner fordern Autonomie und gehören zu einer Bewegung, die im Osten Libyens eine eigene Regionalregierung ernannt hat.

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