Gesetzespaket zu Lebensversicherungen:Wer für das Zocken zahlen muss

Erst haben sie sich verzockt, nun wird gejammert. Weil Lebensversicherer in den Neunzigern zu hohe Zinsgarantien versprochen haben, stecken sie heute in Problemen. Trotzdem will die Regierung nun helfen - die Kunden werden davon nichts spüren.

Ein Kommentar von Herbert Fromme

Lebensversicherungen sind eine feine Sache, jedenfalls für ihre Eigner. Das Geschäft ist weitgehend risikolos, die Kunden tragen fast alle Kosten und Risiken. Die Bundesregierung kommt jetzt dem Wunsch der Branche nach und schafft die 2008 eingeführte Sonderausschüttung für ausscheidende Kunden aus bestimmten Reserven wieder ab. Die Regelung sei ungerecht.

Tatsächlich kann man über die Regelung streiten - in Zeiten scharfer Zinsänderungen führt sie zu ungewollten Ausschlägen. Aber man darf der Branche die Krokodilstränen nicht durchgehen lassen, wie es die große Koalition tut. Es geht um anderes.

Die Lebensversicherer haben sich verzockt. Sie haben in den 90er- Jahren hohe Zinsgarantien bis zu vier Prozent zugesagt, um ihre überteuerten Angebote zu verkaufen. Heute haben sie Probleme, die Garantien zu verdienen. Die Antwort: Jetzt muss die gesamte Kundschaft ran. Die nötigen Rückstellungen für die Hochzinsgarantien dürfen nun auch die Kunden stemmen, die sich mit den niedrigen Zinsgarantien von 1,75 oder 2,5 Prozent zufriedengeben müssen.

Die Versicherten stellen den größten Teil der Eigenmittel und kommen für alle Ausgleichs- und Hilfsmaßnahmen auf. Die Niedrigzinsen treffen vor allem sie. Die Überschussbeteiligung sinkt seit Jahren. Der Gewinn des Marktführers Allianz Lebensversicherung steigt derweil kräftig. Die Kunden haben nichts davon.

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