Behandlung bei Heuschnupfen:Mit Pillen durch die Pollensaison

Tabletten, Tropfen, Nasensprays - für Heuschnupfen-Patienten ist die Auswahl an Medikamenten groß. Vieles ist frei verkäuflich, nicht alles ist ratsam. Welche Mittel zu welchem Zeitpunkt nützen.

Von Katrin Neubauer

Experten sind sich einig: Bei Allergien ist das Mittel erster Wahl, dem Auslöser so weit wie möglich fern zu bleiben. "Umso wichtiger ist es, den oder die Auslöser der Allergie zu kennen, um sein Verhalten im Rahmen des Möglichen danach auszurichen", sagt Martin Metz, Facharzt am Allergie-Centrum-Charité in Berlin. "Dennoch ist bei einem ausgeprägten Heuschnupfen eine Behandlung der entzündlichen Schleimhäute mit Medikamenten sinnvoll und notwendig."

Während der Pollenflugsaison sind Antihistaminika und Kortisonsprays die gängisten Mittel, um Heuschnupfensymptome zu dämpfen. Sie sorgen dafür, dass das überschießend reagierende Immunsystem nicht zu sehr beansprucht wird, und erleichtern den Alltag. Unbehandelt kann sich die Allergie verschlimmern oder sich ein so genannter Etagenwechsel von den oberen Atemwegen in die Bronchien vollziehen, warnen Lungenärzte. Betroffene entwickeln dann Asthma.

Cortisonsprays werden in die Nase gesprüht. Sie unterdrücken das überreagierende Immunsystem und hemmen so die Entzündung der Nasenschleimhaut. Für den Körper soll das lokal angewandte Cortison unbedenklich sein. "Die Mengen sind so minimal und örtlich begrenzt, dass keine höhere Konzentration im Blut nachweisbar ist", sagt Metz.

Anders verhält es sich mit Cortison-Tabletten oder Spritzen, die dauerhaft angewendet Nebenwirkungen haben können: Müdigkeit, Infektionen, Hautprobleme und Augenerkrankungen. "Bei Heuschnupfen rate ich dringend davon ab, sich aus Bequemlichkeit zweimal im Jahr beim Hausarzt eine Cortisonspritze abzuholen", so der Allergologe. Dies sei eine Fehlbehandlung.

Vom richtigen Zeitpunkt der Medikamenten-Einnahme

"Cortisonsprays wirken oft besser als Antihistaminika allein. Ideal ist eine Kombination beider Therapien", betont Metz. Während Cortison das Immunsystem in Schach hält, blockieren Antihistaminika die Ausschüttung des Histamins in den Mastzellen. Histamin ist für die typischen Heuschnupfensymptome wie gerötete, juckende Augen, Laufschnupfen und Halskribbeln verantwortlich. Histamin-Blocker gibt es freiverkäuflich als Tropfen oder Tabletten in der Apotheke.

Patienten sollten ausschließlich neue Präparate nehmen, betont Metz. Diese besäßen im Gegensatz zu den älteren eine weitaus bessere Verträglichkeit. Die erste Generation der Präparate steht in der Kritik, müde zu machen. "Der Wirkstoff alter Antihistaminika ist derselbe wie in Beruhigungsmitteln", sagt Metz. "Die Schläfrigkeit kann insbesondere im Straßenverkehr verheerende Folgen haben." Die neuen Präparate - ausgestattet mit anderen Wirkstoffen - riefen Studien zufolge bei fünf Prozent der Patienten allenfalls leichte Müdigkeit hervor.

Darüberhinaus gibt es so genannte Cromone in Form von Augentropfen, Nasensprays und zum Inhalieren. Der Wirkstoff Cromoglicinsäure (DNCG) soll die Mastzellen stabilisieren und daran hindern, Histamin auszuschütten. Cromone können demzufolge auch entzündungshemmend wirken und ergänzend genommen werden. Ihre Wirksamkeit ist bislang umstritten, da wissenschaftliche Beweise fehlen.

"Um die Beschwerden gut in Griff zu bekommen, sollten sich Heuschnupfenpatienten während ihrer speziellen Pollensaison einmal täglich Cortisonspray und Antihistaminika verabreichen und nicht erst damit beginnen, wenn die Symptome schon da sind", rät der Allergologe. Es sei einfacher, die Symptome zu verhindern, als das Immunsystem erst hochfahren zu lassen und die Auswirkungen dann wieder zurückdrängen zu müssen.

All diese Medikamente wenden sich jedoch lediglich gegen die Symptome von Heuschnupfen. An die Wurzel des Übels geht nur eine spezifische Immuntherapie.

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