Amberg und Dingolfing:Asylbewerber wollen in Hungerstreik treten

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Sie beklagen, dass ihnen grundlegende Bürgerrechte verwehrt werden und sie keine Möglichkeit auf Bildung, Eigentum und Freizügigkeit haben: Nun wollen Flüchtlinge in der Oberpfalz und in Niederbayern zu drastischen Maßnahmen greifen.

Von Christoph Hollender

In Bayern machen erneut Asylbewerber mit Protestaktionen und Hungerstreiks auf ihre schwierige Lage aufmerksam. Auf dem Bahnhofsplatz in Amberg demonstrieren derzeit sechs iranische Flüchtlinge. Das teilte Julia Serdarov vom Bayerischen Flüchtlingsrat in München mit. Die sechs Männer wollen demnach in den Hungerstreik treten.

Zudem beklagen sie, dass ihnen grundlegende Bürgerrechte verwehrt würden und sie keine Möglichkeit auf Bildung, Eigentum und Freizügigkeit hätten. In einem offenen Brief kritisierte ein Flüchtling die Situation in der Amberger Unterkunft: Dort lebten zu viele Menschen auf engstem Raum, Badezimmer und Küche müssten sich 25 Personen teilen. Nachts gebe es weder Strom für die Elektroöfen noch warmes Wasser. Joseph Karl, Sprecher der Regierung der Oberpfalz, wies diese Darstellung jedoch zurück.

Derzeit sind in Amberg 143 Flüchtlinge untergebracht. Natürlich sei die Situation schwierig, dennoch halte man sich an alle Vorgaben, sagte Karl: "Wir helfen, wo wir können." Auch die Anschuldigung der Asylbewerber, sie müssten abgelaufenes Essen konsumieren, wodurch es zu Krankheiten gekommen sei, dementierte er: "Es wird kein abgelaufenes Essen ausgegeben." Der Protest richtet sich außerdem gegen die "Zwangsversorgung" mit Lebensmittelpaketen. Aus Sicht der Asylbewerber solle stattdessen Geld ausbezahlt werden. "Wir müssen die Verträge mit den Firmen, die das Essen liefern, einhalten", so Karl. Eine Umstellung sei jedoch in Planung.

In Dingolfing versuchte am Donnerstag eine Gruppe von Asylbewerbern, im Landratsamt eine Anerkennung ihrer Anträge zu erzwingen. "Acht Personen belagerten den Eingang der Zulassungsstelle", sagte der Sprecher der Behörde, Johann Kerscher. Sie forderten zudem einen Umzug nach München. "Wir haben ihnen bei den Anträgen geholfen", sagte Kerscher. Weil sie danach aber den Eingang der Behörde nicht verlassen hätten, habe man die Polizei geholt, um die aufgebrachte Gruppe aufzulösen. Danach hätten sich die Männer auf einer Grünflache vor dem Landratsamt niedergelassen, um ihrer Forderungen durchzusetzen. Julia Serdarov vom Bayerischen Flüchtlingsrat bestätigte, dass auch die Dingolfinger Flüchtlinge in den Hungerstreik treten wollten.

© SZ vom 14.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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