Ende von Windows XP:Wenn sich ein Fenster schließt

Fast jeder fünfte Internetnutzer verwendet es: Trotzdem beendet Microsoft den Support des Betriebssystems Windows XP. Damit könnten Millionen Computer-Besitzer zum Ziel von Hacker-Angriffen werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Ende von Windows XP.

Von Mirjam Hauck und Matthias Huber

Im Oktober hätte das Betriebssystem seinen 13. Geburtstag gefeiert, doch bis zu diesem Jubiläum lässt es Microsoft nicht kommen. Am 8. April 2014 wird Windows XP offiziell in Rente geschickt und ab sofort nicht mehr mit Updates versorgt. Für die meisten der vielen Millionen Nutzer wird es damit Zeit für einen Umstieg - aber wie dringend ist das? Und was kann passieren, wenn sie XP trotzdem weiter nutzen?

Windows XP ist mehr als zwölf Jahre alt. Benutzen das überhaupt noch Leute?

Deutlich mehr als das aktuelle Microsoft-Betriebssystem Windows 8. Einer Untersuchung der Webtraffic-Analysten von Statcounter zufolge surft noch fast jeder fünfte Internetnutzer mit Windows XP - mit Windows 8 und dem Update 8.1 dagegen nur etwa 14 Prozent. Die meisten Microsoft-Kunden verwenden allerdings Windows 7 - etwa 55 Prozent weltweit.

Und trotzdem will Microsoft keine weiteren Updates veröffentlichen. Warum nicht?

Laut Microsoft ist das System mittlerweile einfach zu alt. Irgendwann würden auch "bewährte Produkte von der technischen Entwicklung überholt". Immer mehr Hardware-Hersteller stellen für ihre neuen Geräte keine Treiber mehr zur Verfügung, die noch auf Windows XP funktionieren. Es geht für Microsoft aber auch ums Geschäft. Das Ende des Supports für den Betriebssystem-Dinosaurier könnte einen positiven Effekt auf die Verkaufszahlen von Windows 8.1 haben. Und die laufenden Kundendienst-Kosten für Windows XP spart sich der Software-Konzern in Zukunft auch.

Was bedeutet es, wenn Microsoft keine weiteren Updates mehr bereitstellt?

Ein Betriebssystem wie Windows XP ist mit einigen Millionen Zeilen Programmcode ein sehr komplexes Konstrukt. Auch Jahrzehnte, nachdem es auf den Markt gekommen ist, finden Anwender, Programmierer und Hacker darin noch immer Fehler und Lücken, die für einen Angriff ausgenutzt werden könnten - beispielsweise um an die persönlichen Daten des Nutzers zu gelangen oder den Rechner für die Integration in ein sogenanntes Bot-Netz zu kapern. Bislang hat Microsoft diese Sicherheitslücken möglichst bald in Form von Programm-Updates gestopft, sobald sie bekannt wurden. Das wird ab jetzt nicht mehr passieren.

Wie unsicher ist es, Windows XP trotzdem weiter zu verwenden?

Wer den Umstieg bis jetzt verschlafen hat, muss nicht in Panik verfallen - erst recht, wenn er außerdem ein Anti-Virus-Programm betreibt, das noch weiter aktualisiert wird. Die ersten Tage wird Windows XP so sicher sein, wie sonst auch in der Zeit nach einem Update. Aber das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik geht davon aus, dass sich Kriminelle derzeit noch bewusst damit zurückhalten, gefundene Sicherheitslücken auszunutzen. Sie könnten zuschlagen, sobald Microsoft den Support endgültig eingestellt hat - und dann bei sehr viel mehr arglosen Nutzern davon profitieren. Viel Zeit mit dem Umstieg sollte man sich also nicht lassen. Oder den XP-Rechner komplett vom Internet trennen, und für E-Mails und Surfen ein anderes Gerät mit aktuellerer Software verwenden.

Was kann ich statt Windows XP verwenden?

Es gibt drei Möglichkeiten: Zu einem anderen Betriebssystem wechseln, sich einen neuen PC mit einem aktuellen Betriebssystem kaufen oder den Rechner von Netzwerken wie dem Internet abschotten. Dann lässt er sich auch weiter für einfache Tätigkeiten wie Briefeschreiben einsetzen.

Wer auf Apples Betriebssystem Mac OS umsteigen will, muss zuallererst einen Mac-Rechner kaufen. Die sind nicht ganz billig, und zudem muss auch meistens Software wie Office oder Photoshop dazu erworben werden.

Google hat mit Chrome OS ein eigenes Betriebssystem, das vor allem auf den sogenannten Chromebooks läuft. Dank der integrierten Google-Apps lässt sich damit relativ viel anfangen. Allerdings muss das Gerät permanent mit dem Internet verbunden sein, um vollständig genutzt werden zu können.

Flexibler ist das Betriebssystem Linux, für das es seit langem auch grafische Nutzeroberflächen gibt, etwa in der populären Distribution Ubuntu. Damit können theoretisch auch Laien zurechtkommen. Allerdings laufen nicht alle Programme unter Linux, die Windows-Nutzer gewohnt sind. Dafür muss man sich kaum mit Virenschutz oder lästigen Updates befassen, zudem kosten Linux-Versionen wenig oder gar kein Geld.

Ich will bei Windows bleiben. Worauf muss ich achten und was kostet das?

Wer bei Windows bleiben möchte, kann sich für die aktuellste Version Windows 8.1. entscheiden, allerdings ist die neue Kacheloberfläche selbst für langjährige Microsoft-Nutzer etwas gewöhnungsbedürftig. Diese Version läuft auch auf etwas älteren PCs gut. Ist der Rechner älter als zehn Jahre, könnte es wegen veralteter Hardware wie Prozessor oder Arbeitsspeicher Probleme geben. Daher immer die Systemanforderungen prüfen. Zudem ist noch Windows 7 auf dem Markt, allerdings nicht mehr bei Microsoft selbst. Nutzern dieser Version verspricht der Hersteller Support bis zum Jahr 2020. Vor Windows 7 erschien das unbeliebte Windows Vista. Die letzten Updates dafür soll es im April 2017 geben.

Upgrades auf aktuellere Windows-Versionen sind nicht kostenlos. Wie viel die benötigte Software-Lizenz kostet, hängt davon ab, welche Version aufgespielt werden soll und ob zum Beispiel ein Student, eine Familie mit mehreren Computern oder ein Selbständiger für seinen Arbeitsrechner das Betriebssystem braucht. In der Normalversion kostet Windows 8.1 knapp 120 Euro, Windows 7 ist für rund 60 Euro zu haben.

Microsoft selbst will XP-Nutzern den Umstieg mit einer Rabatt-Aktion schmackhaft machen. Wer als XP-Kunde ein neues Surface-Tablet kauft, bekommt 100 Euro Rabatt. Die Geräte kosten zwischen 550 und 780 Euro.

Damit der Umstieg aller alten XP-Daten auf einen neuen Rechner leichter gelingt, stellt Microsoft das kostenlose Programm Laplink PC Mover Express bereit. Alle ausgewählten Ordner, Benutzerprofile und Einstellungen sollen unverändert übertragen werden. Dennoch sollten wichtige Daten vorher in der Cloud oder auf einer externen Festplatte gesichert werden.

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