Weltmeisterschaft 2022:Entwicklungsminister Müller will keine Fußball-WM in Katar

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Will keine WM in Katar: Entwicklungsminister Müller (Foto: dpa)

Die Bundesregierung geht auf Konfrontationskurs zum Fußball-Weltverband Fifa. Als erstes Kabinettsmitglied hat Entwicklungsminister Gerd Müller die Fifa öffentlich zu einer Korrektur der Vergabe des WM-Turniers 2022 an Katar aufgefordert. Der CSU-Politiker kritisiert auch die anstehende Weltmeisterschaft in Brasilien.

Entwicklungsminister Gerd Müller hat die umstrittene Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar kritisiert und ein Handeln des Weltverbands Fifa angemahnt. "Wenn die Fifa klug ist, revidiert sie die Entscheidung", sagte der CSU-Politiker in einem Interview mit der Welt am Sonntag und nannte den umstrittenen Fifa-Beschluss "Fehlentscheidung" sowie "Fehlurteil".

Seine generelle Kritik an der Vergabe-Politik der Fifa wegen Missachtung von Menschenrechten, Klimaschutz und Nachhaltigkeit bezog Müller auch auf die bevorstehende WM-Endrunde in Brasilien. Teile der Pläne für das Spektakel in Südamerikas größtem Land bezeichnete er als "unverantwortlich".

Besonders scharf klagte Müller die Fifa wegen der WM-Vergabe nach Katar an: "Es gibt Menschenrechtsverletzungen bis zur Sklavenarbeit beim Bau der Stadien. Was ist das für ein Signal zum weltweiten Klimaschutz, wenn Stadien mitten in der Wüste gebaut werden, die dann mit hohem Energieaufwand klimatisiert werden müssen?"

Katar steht bereits seit längerem in der öffentlichen Kritik. Unter anderem werden die Menschenrechtssituation und die Arbeitsbedingungen für ausländische Arbeiter kritisiert.

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Unter barbarischen Bedingungen lässt Katar die Stadien für die Fußball-WM 2022 bauen. Hunderte sind schon gestorben, die Überlebenden werden wie Zwangsarbeiter behandelt und - wenn überhaupt - nur lächerlich entlohnt. Von der Ankündigung, die Kultur für die Welt zu öffnen, ist in Katar nichts mehr übrig.

Ein Kommentar von Detlef Esslinger

Mit Blick auf die Probleme in Katar, aber auch auf die Massenproteste in Brasilien gegen die Milliarden-Ausgaben für den Fußball statt für gesellschaftlich bedeutsamere Projekte konstatierte Entwicklungsminister Müller nun: "Es ist nicht mehr zeitgemäß, eine Fußball-WM abgehoben von den Menschen zu machen und soziale und ökologische Standards zu ignorieren."

Als Beispiel für entsprechende Fehler nannte Müller den brasilianischen WM-Spielort Manaus: "Dort wurde ein Stadion mitten in den tropischen Regenwald gebaut, ohne die Nachhaltigkeit zu klären. Das ist unverantwortlich." Wie für alle Lebensbereiche müsse auch für Sportevents "Nachhaltigkeit, also ein schonender Umgang mit unseren Ressourcen, das Leitbild sein".

Seine Äußerungen zu Themen aus dem Ressort Inneres seines für Sport zuständigen Kabinettskollegen Thomas de Maiziere (CDU) begründete Müller mit der "großen Rolle des Sports in der Entwicklung" und der immer auch "politischen Dimension des Sports". Müller betonte für sein Ressort die Bedeutung des Sports, "weil er die Herzen der Menschen öffnet". In seinem Haus würden das Projekt "1000 Fußballplätze für Afrika" mit Plänen beispielsweise für Mali oder die Förderung des Frauenfußballs in Afghanistan ebenso bearbeitet wie Projekte in Armenvierteln Brasiliens.

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