Ermittlungen im Kirch-Prozess:Aufsichtsrat Achleitner stärkt Deutsche-Bank-Spitze den Rücken

Deutsche Bank Führungspersonal

Anshu Jain, Paul Achleitner und Jürgen Fitschen beim Shareholder-Meeting im Mai 2013 in Frankfurt

(Foto: REUTERS)

Skandale und Ermittlungen - die Chefs der Deutschen Bank haben es aktuell nicht leicht. Umso wichtiger ist das Signal von Aufsichtsrats-Chef Paul Achleitner, der ihnen in einem Interview das Vertrauen ausspricht. Doch auch für die Witwe von Leo Kirch findet Achleitner warme Worte.

Skandal über Skandal erschütterte zuletzt die Doppelspitze der Deutschen Bank, nun gibt es Rückendeckung: Aufsichtsrats-Chef Paul Achleitner hat Jürgen Fitschen und Anshu Jain das Vertrauen ausgesprochen. Dem Spiegel sagte Achleitner, der Aufsichtsrat stehe voll hinter dem Vorstand: "Anshu Jain und Jürgen Fitschen leisten sehr gute Arbeit und haben seit ihrer Berufung zu Co-Vorstandsvorsitzenden mit zahlreichen unternehmerischen Entscheidungen die Bank in die richtige Richtung gebracht." Das Kontrollgremium habe aber "natürlich wie jeder gute Aufsichtsrat einen Nachfolgeplan, schließlich kann ja jedem Individuum auch etwas zustoßen".

Hintergrund des Treueschwurs: Die Münchener Staatsanwälte haben vor zwei Wochen ihre Ermittlungen gegen Spitzenmanager der Bank wegen versuchten Prozessbetrugs ausgeweitet. Die Ermittler gehen der Frage nach, ob Fitschen und ehemalige Vorstände als Zeugen im Prozess um die Schuld am Zusammenbruch der Kirch-Gruppe gelogen haben, um Schadenersatzansprüche gegen die Bank in Milliardenhöhe abzublocken.

Ins Visier der Strafverfolger geriet auch Vorstandsmitglied Stephan Leithner, der für Rechtsfragen zuständig ist. Achleitner stellte sich im Spiegel vor Fitschen und Leithner. "Wir stehen loyal zu unseren Mitarbeitern. Es gilt in diesem Lande immer noch die Unschuldsvermutung." Alle Beschuldigten haben die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen.

Neben dem Kirch-Prozess ist die Deutsche Bank in etliche Rechtsstreitigkeiten verwickelt, die auf der Bilanz lasten. Jain war vor seiner Berufung zum Vorstandschef Leiter der Investmentbank, die für viele Skandale verantwortlich gemacht wird.

Versöhnliche Worte in Richtung der Familie Kirch

Nachdem sich die Bank mit den Kirch-Erben geeinigt hat, fand Achleitner versöhnliche Worte in Richtung der Familie des Medienunternehmers. "An dieser Stelle ist es mir ein Bedürfnis zu sagen, dass es mir, unabhängig von der Schuldfrage, persönlich sehr leid tut, was Frau Kirch aufgrund dieses Verfahrens durchgemacht hat", sagte Achleitner dem Spiegel. Das sähen viele in der Bank so.

Das teuerste Interview der deutschen Wirtschaftsgeschichte kostet die Bank 925 Millionen Euro - mit der Zahlung dieser Summe hat sie nach zwölf Jahren den Schlussstrich unter den Streit mit den Erben von Leo Kirch gezogen. Seit 2002 hatte sich die Bank gegen Anschuldigungen von Kirch - er starb vor drei Jahren - und seinen Erben verteidigt.

Der damalige Vorstandschef Rolf Breuer hatte in einem Interview Zweifel an der Kreditwürdigkeit des wankenden Kirch-Konzerns geschürt - und damit nach Lesart der Kläger die folgende Pleite unausweichlich gemacht. Achleitner sagte dem Spiegel nun, der Aufsichtsrat beschäftige sich sehr gewissenhaft mit der Frage, Breuer in Regress zu nehmen.

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