Wertstoffhöfe in München:Ermittlungen gegen Müll-Diebe

Wertstoffhöfe in München: Der Wertstoffhof und der Bauhof in Gräfelfing nehmen sich den knappen Platz. Eine Lösung wird gesucht.

Der Wertstoffhof und der Bauhof in Gräfelfing nehmen sich den knappen Platz. Eine Lösung wird gesucht.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Was andere wegwarfen, machten sie zu Geld: Gegen einige Mitarbeiter von Wertstoffhöfen wird wegen Bandendiebstahls ermittelt. Manche Münchner stehen deshalb vor verschlossenen Türen.

Von Susi Wimmer

Vor dem Wertstoffhof an der Truderinger Straße türmt sich der Sperrmüll. Erboste Münchner haben ihren Unrat einfach vor das verschlossene Tor gekippt. In Steinhausen sowie an drei weiteren Wertstoffhöfen wird bis auf Weiteres kein Sperrmüll angenommen, der Stadt fehlt das Personal. Denn von den gut 100 Mitarbeitern sind mindestens 18 vom Dienst frei gestellt. Gegen sie wird wegen Bandendiebstahls und gewerbsmäßigen Diebstahls ermittelt. Die Männer sollen angelieferte Elektroartikel, Möbel und Haushaltsgeräte abgezweigt und an Hehler weiterverkauft haben.

Am 13. März waren 180 Polizeibeamte zu Durchsuchungen in den Münchner Wertstoffhöfen sowie in Privatwohnungen der Beschuldigten aufgetaucht. Acht Männern wurden verhaftet, gut 55 000 Euro Bargeld sichergestellt. Die Münchner Staatsanwaltschaft spricht von 28 Beschuldigten.

Laut Helga Seitz vom Abfallwirtschaftsbetrieb seien darunter 18 Mitarbeiter von Wertstoffhöfen. "Sieben von ihnen haben mittlerweile einen Auflösungsvertrag unterschrieben, gegen die anderen elf werden dienstaufsichtliche Maßnahmen geprüft." Damit gilt ein Fünftel der Wertstoffhof-Belegschaft als tatverdächtig, in der Folge musste die Stadt aus Personalmangel vier von zwölf Höfen auf unbestimmte Zeit schließen. Denn die polizeilichen Ermittlungen dauern an, ein Ende ist noch nicht absehbar.

Nach Informationen der SZ war vor allem der Wertstoffhof Nymphenburger Straße/Neuhausen Ziel der organisierten Kriminalität. Dort nahm die Polizei gleich vier Mitarbeiter fest. Der Haftbefehl gegen die Männer wurde allerdings gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Sie sollen gut organisiert gewesen sein: Angelieferte Artikel, die lohnend erschienen, ließen sie sofort verschwinden und schleusten sie dann weiter zu ihren Hintermännern. Dabei handelte es sich um rumänische Hehler, die in Deutschland keinen festen Wohnsitz haben.

Die Polizei geht davon aus, dass die Waren ins Ausland verkauft wurden. Drei Rumänen sitzen noch in Haft, ihnen wird gewerbsmäßige Bandenhehlerei vorgeworfen. In allen anderen Wertstoffhöfen sollen Mitarbeiter ebenfalls Sperrmüll abgezweigt haben. Hier allerdings soll es sich nach SZ-Informationen um Einzelfälle handeln und nicht um organisierte Bandenkriminalität.

Seit Januar 2014 war die Polizei den Mülldieben auf den Fersen. Wie lange sie aber schon an der laufenden Nebeneinnahmequelle saßen, können die Ermittler nicht sagen. "Es wird sich auch schwierig gestalten, eine Schadenssumme herauszufinden", sagt Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch. Denn die angelieferten Gegenstände werden nirgends registriert. Beim Abfallwirtschaftbetrieb wird jetzt überlegt, wie man umstrukturieren kann, um derartige Missstände in Zukunft zu vermeiden.

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