Münchner Tierpark Hellabrunn:Heimliche Stars im Gehege

Kennen Sie den Kurzohrrüsselspringer? Oder die Bartschweine? Nela und Nobby, die Eisbärenzwillinge, sind zwar immer noch Besuchermagneten im Tierpark Hellabrunn - aber andere Tiere sind genauso süß, interessant oder zumindest witzig. Zehn Beispiele bei denen sich der Besuch lohnt.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Überlebenskünstler Wer so heißt, der muss ein Star sein. Oder etwa nicht? Kurzohrrüsselspringer fallen einem schon allein wegen des tollen Namens ins Auge, der auf dem Schild an ihrem Gehege in der "Villa Dracula" steht. Dann aber sieht man da weder ein Känguruh- noch ein hasenartiges Tier, sondern: eine Maus. Falsch!, ruft da der Biologe entsetzt. Kurzohrrüsselspringer sehen vielleicht aus wie Mäuse mit kleinen Rüsselschnauzen, sind mit diesen aber weder verwandt noch verschwägert. Der Kurzohrrüsselspringer verbreitet keine Hektik: Er sitzt in seinem Käfig, schnüffelt mit seinem vortrefflichen, leicht behaarten Rüssel ein bisschen im Sand herum und beäugt mit seinen Knopfäuglein die Menschen, die dabei sind, ihn zu beäugen. Vom Kurzohrrüsselspringer kann man das Überleben lernen: Es gibt diese Tiere schon seit rund 30 Millionen Jahren auf der Erde. Ein guter Grund, den Tierchen, die übrigens auch gut springen können, einen Kurzbesuch abzustatten. Von Christina Warta

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(Foto: Stephan Rumpf)

Die Grand Dame Braunbärin Olga hat es gemütlich. Während sich vor dem Eisbärengehege die Besucher gegenseitig auf die Zehen steigen, ist der Weg vor Olgas Gehege verwaist. Hin und wieder werfen Passanten einen kurzen Blick auf die friedlich im Gras ruhende Europäische Braunbärin, gehen dann aber rasch weiter. Zu Unrecht. Denn Olga ist eine der ältesten Bewohnerinnen des Tierparks Hellabrunn, sozusagen die Grande Dame des Zoos - und allein deshalb sehenswert. Sie kam 1977 im zarten Alter von wenigen Monaten hierher. Heute ist sie 37 Menschen- und damit weit über 90 Bärenjahre alt. Jedes Frühjahr sind sie in Hellabrunn wieder gespannt, ob die betagte Braunbärin aus ihrem Winterschlaf erwacht - auch deshalb, weil eines Tages, wenn die Braunbärin das Zeitliche segnen sollte, nach dem Prinzip des Geozoos die Löwen Benni und Max in Olgas Revier leben sollen. Doch Olga ist auch in diesem Frühjahr wieder aufgewacht - Benni und Max müssen weiter warten. Von Christina Warta

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(Foto: Robert Haas)

Outlaws der Meere Wer einmal in einem Riff geschnorchelt, zwischen Korallen wunderschöne Papageien- oder Clownfische beobachtet hat und dies dann zu Hause erzählt, erntet allenfalls ein anerkennendes Kopfnicken. Wer von einer Begegnung mit einem Hai berichtet, zieht schon deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich: "Boah, echt? Hattest du keine Angst?" Auch im Hellabrunner Aquarium sind die Haie - genauer: die Schwarzspitzen-Riffhaie - die Fische mit dem meisten Glamour. Nicht weil sie sonderlich schön sind oder in der freien Wildbahn sonderlich gefährlich wären. Einen gepflegten Grusel verbreiten die Räuber hinter der dicken Glasscheibe ihres Beckens dennoch. Nicht zuletzt, weil an der Schautafel das Prinzip des Hai-typischen Revolvergebisses erklärt wird. Und Revolver - das klingt ja immer ein bisschen nach Outlaw. Von Andreas Schubert

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Immer lächeln Ob es daran liegt, dass ihr Gehege irgendwie hinter dem alten Elefantenhaus versteckt ist, das derzeit eine unbehauste Baustelle ist? Warum sonst sind meist nur relativ wenige Besucher am Trampeltiergehege zu finden? Vielleicht liegt es ja daran, dass diese majestätischen Tiere einen so unmajestätischen Namen haben. Wer gibt sich schon gerne mit einem Trampel ab? Dabei sind diese zweihöckrigen Kamele trotz ihrer Größe schon auch irgendwie niedlich. Ihr Wollpelz ist weitaus fluffiger als der eines Eisbären. Außerdem scheinen sie immer zu lächeln. Eine freundliche Tierfamilie, die immer einen Besuch wert ist. Von Andreas Schubert

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(Foto: dpa)

Symbole de Glaubens Wenn die Kinder ihre Eisbärchen lange genug betrachtet haben, dann ist die Oma dran - und sie hat ähnlich klare Vorstellungen, schließlich ist sie Pfarrerin. Also lässt sie nirgendwo die Pelikane aus, hoch symbolische Tiere, weil sie ihre Jungen mit dem eigenen Blut nähren, das aus einer mit dem Schnabel selbst beigebrachten Wunde an der Kehle sickert. Glaubte man zumindest, als die Bibel geschrieben wurde, dabei drücken sie nur die antransportierte Nahrung für die Kleinen aus dem Kehlsack. Bis heute findet man die Pelikane auf Tabernakeln, Kelchen und Ziborien weit häufiger als in Zoos. In Hellabrunn brüten gerade einige und haben schon recht rötliche Krägen. Mal sehen. Von Matthias Köpf

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(Foto: dpa)

Was Männer sich wünschen Im Rummel um die Eisbären untergehen? Das kann das Bartschwein eigentlich gar nicht. Respektive die beiden Bartschweine, die in Hellabrunn heimisch sind. Sie haben ein Gehege an einem prominenten Platz, direkt an einem der Hauptwege gelegen, zwischen Nashorn und Tapir. Aber das Gehege ist eher braun-grau-unansehnlich, und die Tiere sind auch nicht so groß wie ihre Nachbarn, da werden sie leicht übersehen. Dabei haben sie, was sich viele Männer wünschen, weil es so was von im Trend liegt: einen Bart. Und was für einen. So weiß wie der von Dieter Zetsche, dem Chef von Daimler, nur viel, viel größer. Was könnten die Mannsbilder vom Oberbayerischen Bart- und Schnauzerclub aus dem nicht alles frisieren! Einen Zwirbelbart, der sich gewaschen hat! Nur, dass es das Bartschwein mit dem Waschen dem Augenschein nach nicht so hat. Und bescheiden ist es auch, es lässt das Haar lieber ungetrimmt vor sich hinwuchern und wühlt weiter im Dreck. Deshalb wird es ja so leicht übersehen. Zu Unrecht. Von Kassian Stroh

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(Foto: Marc Müller/dpa)

Mach Männchen In der White Lady Lodge am Brandbergmassiv im Westen Namibias war Carlos ein Star. Alle wollten das putzige, zahme Erdmännchen sehen, nicht zuletzt, weil es auch im Bestseller Hummeldumm von Tommy Jaud von 2010 auftauchte und so die Massen belustigte. Carlos, der fröhlich frei auf der Lodge und in deren Umgebung herumstreifte, ist schon lange tot. So richtig alt, nämlich mehr als zwölf Jahre, werden Erdmännchen meist nur in Gefangenschaft, also in geschützter Umgebung. Auf den Sandpisten des südlichen Afrikas kann es schon mal passieren, dass sich eine ganze Horde Erdmännchen kollektiv vor ein Auto wirft. Insofern besteht Hoffnung, dass die kleine Erdmännchen-Familie, die in künstlichen Termitenhügeln an der Giraffensavanne lebt, den Zoobesuchern noch lange Freude bereitet. Von diesem Wochenende an werden sie aus der Winterpause zurück und wieder im Freigehege zu sehen sein. Kinder lieben diese winzigen Tiere. Die Giraffen, die dahinter stoisch ihre Bahnen durch die Savanne ziehen, sind zwar auch nicht schlecht. Mehr aber nicht. Oder hat schon mal einer eine Giraffe Männchen machen sehen? Von Andreas Schubert

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Bärentöter Sie sind wahre Kletterkünstler, die mühelos senkrechte Felswände erklimmen. Sie lieben es eisig und sind sogar noch ein bisschen weißer als die Eisbären. Die amerikanischen Schneeziegen, beheimatet im Nordwesten der USA, in Alaska und Kanada, sind schöne und stolze Tiere, die man keineswegs unterschätzen sollte. Wer glaubt, sie seien harmlos, irrt sich. Die Pfleger trauen sich nur zu zweit ins Gehege. Mit ihren sehr spitzen Hörnern werden die Schneeziegen in der freien Natur sogar mit Grizzlybären fertig. Von Andreas Schubert

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(Foto: dpa)

Mit Kleinkindern auf Augenhöhe Wer mit einer Zweijährigen durch Hellabrunn bummelt, der lernt, seine Freunde sorgfältig zu wählen. Ein Plausch mit Löwen? Sinnlos. Es sind distanzierte Zeitgenossen, elitär. Sie verstecken sich hinter Zäunen und Gräben, lassen niemanden an sich heran, und wenn doch einmal jemand zu ihnen hineindarf, mit einem zentnerschweren Gastgeschenk aus Fleisch in der Hand, dann würdigen sie ihn oft nicht einmal eines Blickes. Oder die Giraffen: abgehoben. Sagen wir es ruhig offen: hochnäsig. Ein Gespräch auf Augenhöhe findet man erst im Vogelgehege, und auch dort nicht in luftiger Höhe, sondern am Boden, beim Wasser. Die Gastgeberin hier nimmt sich Zeit für die fast verlorene Kunst des Plauderns. Erst schnattert sie, dann erwidert sie freundlich auch das begeisterte Schnattern der Zweijährigen. Ohne jede Eile unterhält man sich, eine kleine Ewigkeit lang. Anas platyrhynchos heißt die gemeine Stockente im Biologie-Buch. Zu Deutsch: Königin des Dschungels. Von Ronen Steinke

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(Foto: Catherina Hess)

Farbe wechsel dich Den Polarfuchs an sich könnte man für so etwas wie den kleinen Bruder von Eisbären halten, zumindest von jungen Eisbären: so fluffig, knautschig und weiß, wie er ist. Nun ist es aber so, dass die rund um den Nordpol lebenden Tiere nur im Winter weißes Fell haben - im Sommer wechseln sie die Farbe. Sie sind dann braun und hellbeige, was in der Tundra eine perfekte Tarnung bedeutet. Polarfüchsin Ronja hat zusammen mit dem Rüden Yaqui im vergangenen Sommer selbst sechs Jungtiere auf die Welt gebracht. Ronja dürfte aber froh sein, dass die Jung-Eisbären in sicherer Entfernung aufwachsen: Zu den natürlichen Feinden der Polarfüchse zählen neben Polarwölfen eigentlich nur - die Eisbären. Von Florian Fuchs

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(Foto: Stephan Rumpf)

Fellkugeln im Rampenlicht An ihnen kommt man trotzdem nicht vorbei: die Eisbärenbabys Nela und Nobby. Man kann den beiden fast beim Wachsen zusehen, wer die beiden noch als knuffige Fellkugeln erleben will, sollte sie deshalb bald besuchen. Hier schon mal einige Impressionen von den Zwillingen.

© SZ vom 11.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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