Flughafen:Ebola kennt keine Grenzen

Flughafen München

Im November 2013 fand unter der Leitung des Erdinger Gesundheitsamts eine groß angelegte Übung am Flughafen München statt.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Das bayerische Gesundheitsministerium baut am Flughafen das Schutzsystem aus: Die "Task-Force Infektiologie" ist eine mobile Spezialeinheit, die das Erdinger Gesundheitsamt im Ernstfall unterstützen soll

Von Florian Tempel

Das Erdinger Gesundheitsamt hat neben all den Aufgaben, die jedes Gesundheitsamt hat, eine ganz besondere und extrem wichtige Zuständigkeit mit überregionaler Bedeutung: Wenn Passagiere mit hochansteckenden Infektionskrankheiten am Münchner Flughafen ankommen, ist das Erdinger Gesundheitsamt federführend dafür verantwortlich, umgehend die medizinische Behandlung und die dabei notwendigen Schutzmaßnahmen einzuleiten.

Angesichts der latenten Gefahr, dass lebensgefährliche Viruserkrankungen wie Ebola per Flugzeug eingeschleppt werden könnten, baut das bayerische Gesundheitsministerium nun das Schutzsystem aus. Dazu wird eine mobile Einheit mit ständiger Dienstbereitschaft am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim eingerichtet. Die "Task-Force Infektiologie" ist eine Spezialeinheit, die das weiterhin grundsätzlich zuständige Erdinger Gesundheitsamt "fachlich und personell unterstützen wird", heißt es in einer Pressemitteilung des Gesundheitsministeriums.

In der Presseerklärung wird der "verstärkte Schutz am Münchner Großflughafen" auch mit der aktuellen "Ebola-Erkrankungswelle auf dem afrikanischen Kontinent" und dem Auftreten des gefährlichen Mers-Coronavirus auf der Arabischen Halbinsel begründet. Es gebe zwar derzeit "keine Hinweise auf eine direkte Gefahr für Bayern". Doch "Infektionskrankheiten kennen keine Grenzen", wird Ministerin Melanie Huml (CSU) zitiert: "Wir haben zwar ein funktionierendes Schutzsystem, müssen es aber weiter ausbauen".

In der Vergangenheit war das Erdinger Gesundheitsamt, das als Abteilung für Gesundheitswesen am Landratsamt angesiedelt ist, schon mehrmals mit akuten oder potenziellen hochgefährlichen Infektionen von Fluggästen beschäftigt. Im März 2010 erkrankten 23 Teilnehmer einer japanischen Reisegruppe unmittelbar vor dem Heimflug nach Tokyo am Münchner Flughafen an durch Noroviren hervorgerufenem Brechdurchfall. Der Start der Maschine wurde abgesagt, als sich ein Passagier an Bord des Flugzeuges heftig übergeben musste.

Da schnell immer mehr Passagiere dieselben Symptome zeigte, kam es zu einem Großeinsatz von Rettungskräften. Die Erkrankten wurden in einer speziellen Halle am Flughafen isoliert und dann nach einem Notfallplan in verschiedene Krankenhäuser gebracht. Allein in Erding wurden 14 Patienten behandelt, wozu zusätzliche Ärzte und Pfleger sowie Dolmetscher in aller Eile ins Klinikum gerufen werden mussten. Das Flugzeug wurde mit hochwirksamen Desinfektionsmitteln innen komplett gereinigt, bevor es mit den 200 anderen, offenbar nicht erkrankten Passagieren Richtung Japan abheben durfte.

In den Jahren 2009 und 2010 waren wegen der damals in Mexiko grassierenden Schweinegrippe Notfallpläne für den Flughafen München ausgearbeitet und intensive Vorsichtsmaßnahmen angeordnet worden. Passagiere, die aus Mexiko kamen, wurden nach der Ankunft genau beobachtet, um sie gegebenenfalls in eine Isolierstation eines Krankenhauses zu bringen.

Im November 2013 fand unter der Leitung des Erdinger Gesundheitsamts eine groß angelegte Übung am Flughafen München statt, die mit erheblichem Aufwand möglichst realistisch gestaltet wurde. Die Lufthansa stellte einen Airbus A 340 zur Verfügung und 20 Komparsen übernahmen den Part von Passagieren, die in der Maschine in der Nähe der an einer mutmaßlich lebensgefährlichen Infektion erkrankten Patientin saßen. Insgesamt nahmen 300 Personen aktiv an der Großübung teil.

Auch der Transport der Erkrankten vom Flughafen ins Klinikum München-Schwabing mit einem Konvoi von Einsatzfahrzeugen wurde unter der höchsten Sicherheitsstufe realitätsnah geprobt. Für den Krankentransport setzte die Berufsfeuerwehr München ein Spezialfahrzeug ein. Am Klinikum München-Schwabing befindet sich das bayernweit einzige Behandlungszentrum, indem zum Beispiel Ebola-Erkrankte auf einer Sonderisolierstation intensivmedizinisch behandelt werden können.

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