Mallorca:Bußgeld für Ballermänner

Halbnackte, die durch die Innenstadt flanieren, oder grölende Trunkenbolde, die gegen Hauswände urinieren: Mit einem verschärften Strafenkatalog will der Stadtrat von Palma de Mallorca Touristen ohne Benimm erziehen.

Von Katja Schnitzler

Stellen Sie sich vor, Sie wohnten in ... sagen wir: München. Ihre Stadt wäre bekannt für Sonnenschein und lockere Sitten im Englischen Garten. Daher strömten vor allem Spanier in Bayerns Hauptstadt und ließen ihre Manieren im Schließfach des Franz-Josef-Strauß-Flughafens.

Dann würden die Spanier stets in Gruppen (grölend) in den Englischen Garten ziehen, um sich überflüssiger Kleidung zu entledigen und diese bis Urlaubsende weder beim Stadtbummel, im Restaurant und schon gar nicht im Café wieder anzuziehen. Mit der Suche nach öffentlichen Toiletten hielten sich die Touristen nicht weiter auf, sondern urinierten gegen das alte Rathaus.

Der Münchner aber würde die Wildbiesler mit Schaudern beobachten und granteln: "Saubuam, spanische, lassen's wieder krachen im Urlaub."

Grölende Touristen, die für exzessive Partys in München einfallen? Diese wahrlich nicht schöne Vorstellung ist in Palma de Mallorca Normalzustand, zumindest im Sommer: Auf der Insel benehmen sich Deutsche, Engländer und Feierwütige anderer Nationen live und in Farbe daneben. Lustig finden das die Spanier schon lange nicht mehr, wahrscheinlich taten sie das noch nie.

Seit Jahren versucht die Stadt, das Treiben in gesittetere Bahnen zu lenken, ohne Touristen zu verprellen: Am Strand herrscht ein Verkaufsverbot für Eimer (solange sie mit Alkohol statt mit Sand gefüllt werden), auch Hundekot, Zigarettenstummel und Müll sollten den Sand nicht länger verschmutzen. Offenbar reichen diese Regeln nicht aus.

Jetzt beschloss der Stadtrat, den Bußgeldkatalog für das Benehmen abseits des Strandes zu verschärfen - mit einer großzügigen Umgewöhnungsfrist bis Juni: Wer dann noch in Badehose oder Bikini durch die Straßen fern der Strandpromenade streift, zahlt zwischen 50 und 200 Euro, berichtet das Mallorca Magazin über die "Ordenanza Cívica". Diese Verordnung für korrektes Benehmen in der Öffentlichkeit ist nicht nur für die Einheimischen eine Erleichterung: Wer hat schon mal einen betrunkenen Landsmann gesehen, dessen halbnackter Anblick die reine Augenweide war?

Die Kombination Saufen-Grölen-Partymachen soll nur noch hinter den verschlossenen Türen der Diskotheken und Bars stattfinden. Für exzessive gemeinsame und lautstarke Alkoholvernichtung in den Straßen und am Strand zahlen Trunkenbolde künftig 200 bis 400 Euro und den Alkohol kassieren die Ordnungshüter auch noch ein.

50 Euro Erziehungsgeld soll es kosten, seinen Kaugummi oder auch nur Speichel auf die Straße zu spucken sowie Kippen auf den Boden zu werfen - und auch, an Hauswände zu urinieren. Immerhin, das Verbot, im öffentlichen Raum Teppiche auszuklopfen, dürfte nur die Urlauber betreffen, die mit einem fliegenden Exemplar angereist sind.

Einige verbietenswerte Dinge haben die Stadträte im neuen Bußgeldkatalog aber vergessen:

  • Sich laut über andere zu unterhalten, weil man annimmt, diese verstünden unsere Sprache nicht. Meist ist das ein Irrtum.
  • Jeden nur auf Deutsch anzusprechen, in der Erwartung, dass alle Dienstleister, Verzeihung, Einheimische unsere Sprache beherrschen müssen. Auch das ist ein Irrtum.
  • Sich nur eine Armlänge von einem belegten Strandtuch breitzumachen, obwohl es auch zehn Schritte weiter noch einen freien Platz gibt.
  • Die Speisekarte mit einheimischen Spezialitäten zu mustern (am besten mit hochgezogenen Augenbrauen), dann die Teller der anderen Gäste zu inspizieren und schließlich leicht angewidert zu fragen: "Haben Sie auch Schnitzel?"
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