SZ-Europa-Atlas:Was uns Statistiken über die EU verraten

Wer in Europa bekommt die meisten Kinder? Wo leben die reichsten Menschen, wo die meisten Wissenschaftler? Und wie viele Schafe gibt es in Spanien? Der Europa-Atlas von SZ.de packt offizielle Statistiken in anschauliche Karten.

Von Lilith Volkert

Spricht man über Europa, geht es oft um Zahlen. Und oft sind diese Zahlen so groß, dass es schwerfällt, sie zu erfassen. Dabei können Zahlen, wenn sie verständlich und anschaulich dargestellt sind, helfen, Dinge zu verstehen.

Die EU-Statistikbehörde Eurostat sammelt Jahr für Jahr eine gewaltige Datenmenge und veröffentlicht sie in ihrem Regionen-Jahrbuch. SZ.de sorgt dafür, dass Sie mit diesem Datenschatz auch etwas anfangen können. Der aktualisierte interaktive Europa-Atlas zeigt, wie es den Europäern nach Jahren der Krise wirklich geht. Wo liegen die ärmsten und reichsten Länder und Regionen? Wie sind Bildung, Gesundheit und andere Schlüsselfaktoren der Entwicklung verteilt?

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"Weitermachen nach der Krise - was wird aus der europäischen Idee?" Diese Frage hat unsere Leser in der fünften Abstimmungsrunde unseres Projekts Die Recherche am meisten interessiert. Dieser Text ist einer von zahlreichen Beiträgen, die sie beantworten sollen. Alles zur Europa-Recherche finden Sie hier, alles zum Projekt hier.

So geht es: Wählen Sie im Menü, welches Thema Sie interessiert und ob Sie die Daten von Staaten, Ländern oder Regionen sehen wollen - sofern bei Eurostat vorhanden. Rot bedeutet hohe Werte, blau bedeutet niedrige. An der rechten Bildschirmseite können Sie von der Karten- zur Statistik-Ansicht wechseln. (Eine detaillierte Bedienungsanleitung finden Sie hier)

Wie sieht es nun aus in Europa? Wo sind die Menschen besonders gesund? Wo ist die Jugendarbeitslosigkeit am höchsten? Haben die Oberbayern mehr Geld als die Südtiroler? Und in welchem Land sind die meisten Lkws registriert? Reisen Sie mit uns durch Europas Zahlenwelt.

  • Deutschland spürt die Krise nicht, hier fließen weiterhin Milch und Honig? Zumindest eine dieser Informationen stimmt: Mit zuletzt 30 685 000 Tonnen pro Jahr ist Deutschland mit großem Abstand Europas größter Milchproduzent. Im internationalen Regionenvergleich liegt allerdings die Bretagne vorne.
  • Finnland belegt bei der Pisastudie regelmäßig vordere Plätze und kann auch die meisten Wissenschaftler in seiner Bevölkerung vorweisen, nämlich 2,3 Prozent von allen Beschäftigten. Die Plätze zwei und drei in diesem Bildungsranking belegen Dänemark - und das Krisenland Portugal.
  • Frankreich ist das schönste Land der Welt? Zwar hat die Region Paris die beliebtesten Hotels (68,3 Millionen Übernachtungen im Jahr) und Frankreich zieht mit großem Abstand die meisten Camper an (106,8 Millionen Übernachtungen). Die meisten ausländischen Touristen zieht es aber nach Spanien und Italien.
  • In Griechenland leiden auch und vor allem die jungen Erwachsenen unter der miserablen wirtschaftlichen Situation. Am höchsten ist die Jugendarbeitslosigkeit mit 70,6 Prozent in Westmakedonien. Im Landesdurchschnitt findet mehr als jeder Zweite (58,3 Prozent) zwischen 15 und 24 Jahren keine Arbeit.
  • Großbritannien ist Europas Shopping-Queen. 77 Prozent der Briten erledigen ihre Einkäufe auch übers Internet - so viele wie in keinem anderen europäischen Land.
  • Fleißige Inselbewohner: In Island gehen 82,8 Prozent der Erwachsenen einer Erwerbsarbeit nach. Selbst in der Altersgruppe zwischen 55 und 64 Jahren sind es fast 80 Prozent - europäischer Rekord.
  • Wenig Platz, aber viele Autos: Im Fürstentum Liechtenstein kommen auf 1000 Einwohner 760 Pkw.
  • Das Baltikum schrumpft: Litauen, Lettland und Estland verlieren im Jahr zwischen drei und zehn Personen je 1000 Einwohner.
  • In Luxemburg verdienen die Menschen im Durchschnitt am meisten, nämlich 25.300 Euro im Jahr (umgerechnet in Kaufkraftstandard). Die reichsten Regionen Europas sind die Londoner Innenstadt und Oberbayern.

Europas Lkw-Nation

  • Die Mittelmeerinsel Malta ist das am dichtesten besiedelte Land Europas, 1324 Einwohner teilen sich im Durchschnitt einen Quadratkilometer. In Island sind es nur drei.
  • In Deutschland sind viele stolz auf die Autobahn - doch die meisten Autobahnkilometer (gemessen an der Größe des Landes) haben die Niederlande, Luxemburg und Belgien. Deutschland kommt erst auf Platz fünf.
  • 73,5 Prozent der in Norwegen lebenden Frauen zwischen 15 und 64 Jahren gehen einer Beschäftigung nach - in Deutschland arbeiten nur 62 Prozent der Frauen.
  • Trauriger Rekord: In Rumänien gibt es die meisten tödlichen Verkehrsunfälle. Auf 10 000 Einwohner kommen 14 Verunglückte.
  • Wer in der Slowakei arbeitslos wird, hat statistisch gesehen eine schlechte Chance, schnell wieder einen Job zu finden: 70,2 Prozent der Arbeitslosen suchen auch nach einem Jahr vergeblich nach Arbeit.
  • Spanien ist Europas Lkw-Nation: 4 985 000 Lastwagen sind hier angemeldet, allein in Andalusien sind es 877.000. Zum Vergleich: In der Oberpfalz sind es 37.000.
  • Die Türkei hat mit 2,09 Kindern pro Frau die höchste Fruchtbarkeitsrate aller erfassten Länder. In der südostanatolischen Provinz Şanlıurfa bekommt eine Frau im Durchschnitt sogar 3,8 Kinder (in Deutschland sind es nur 1,38). Dafür ist die medizinische Versorgung in der Türkei schlechter als in allen anderen Ländern: Es kommen nur durchschnittlich 170 Ärzte auf 100 000 Einwohner.
  • Ungarn hat die höchste Krebsrate in Europa: 324 Menschen pro 100 000 Einwohnern sterben jedes Jahr an der Krankheit. In Deutschland sind es durchschnittlich 258 - eine Zahl, die sich seit vielen Jahren nur geringfügig ändert.

Im Europa-Atlas von SZ.de steckt noch viel mehr. Gehen Sie selbst auf Entdeckungsreise.

Die Recherche zur europäischen Idee
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"Weitermachen nach der Krise - was wird aus der europäischen Idee?" Diese Frage hat unsere Leser in der fünften Abstimmungsrunde unseres Projekts Die Recherche am meisten interessiert. Das folgende Dossier soll sie beantworten.

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