Die Neonazis des NSU waren umstellt von potenziellen Verrätern. In der Szene tummelten sich Verbindungsleute, die vom Verfassungsschutz Geld für Informationen kassierten. Doch offenbar verriet niemand die Terroristen. Angeblich wusste keiner etwas, hatte niemand Kontakt zu ihnen.
Bisher spielen die V-Männer kaum eine Rolle im NSU-Prozess. Das soll sich nun ändern, wenn es nach den Vertretern der Nebenkläger geht. Sie stellen am Dienstag einen umfangreichen Beweisantrag, in dem sie verlangen, Carsten S. alias "Piatto" als Zeugen zu laden.
Zudem kündigen die Anwälte noch weitere Anträge an, mit denen sie eine Reihe anderer V-Leute als Zeugen vor Gericht bringen wollen, darunter den früheren V-Mann "Primus". Er hat jahrelang in Zwickau gewohnt - in der Stadt, in der die Terroristen untergetaucht waren.
Angeklagte und Anwälte:Die Protagonisten im NSU-Prozess
Seit Mai 2013 steht im NSU-Prozess in München Beate Zschäpe vor Gericht. Doch wer verteidigt die mutmaßliche Terroristin? Wer sind die Männer, die mit ihr auf der Anklagebank sitzen? Und wer muss am Ende ein Urteil fällen über den rechten Terror? Die Protagonisten des NSU-Prozesses.
Die Nebenkläger monieren, dass unter den mehr als 600 von der Bundesanwaltschaft für den Prozess benannten Zeugen nur zwei frühere V-Leute seien. Es habe aber in der Szene viel mehr Informanten des Verfassungsschutzes mit möglichen NSU-Bezügen gegeben. Nach dem Ende des NSU hätten die V-Personen ihr Wissen "nicht oder nur sehr zögerlich an Strafverfolgungsbehörden weitergegeben", heißt es in dem Beweisantrag.
Zunächst geht es den Nebenklage-Anwälten um "Piatto", einen früheren Spitzel des brandenburgischen Verfassungsschutzes. Die Nebenkläger haben Piatto im Verdacht, an der Beschaffung von Waffen für den NSU beteiligt gewesen zu sein. Die Vermutung stützt sich unter anderem auf einen SMS-Wechsel zwischen dem V-Mann und dem Beschuldigten Jan W., einem sächsischen Neonazi aus dem Umfeld des NSU. Die Anwälte wollen auch Jan W. als Zeugen hören.