Kino: From Paris with Love:Albtraum erwünscht

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Ein fader Yuppie will sein Routine-Leben aufpeppen, indem er ein bisschen Geheimagentenarbeit verrichtet. Da kommt ihm der durchgeknallte John Travolta gerade recht.

Fritz Göttler

Der Revival-Crash-Kurs eines müden jungen Yuppies, eines faden, durchschnittlichen, ungelenken, unpraktischen, uninspirierten Amerikaners in Paris. Jonathan Rhys Meyers ist James Reese, persönlicher Assistent des US-Botschafters daselbst, er versucht sein ordentliches Routine-Leben aufzupeppen, indem er ein bisschen Geheimagentenarbeit verrichtet. Eine Wanze in einem französischen Regierungsbüro zu installieren, zum Beispiel, mit einem Kaugummi. Zäh auch seine Reaktionen, wenn seine Freundin (Kasia Smutniak) versucht, ihn sexuell zu stimulieren - dabei ist sie ziemlich gut in Verführungssachen.

Dem Mann kann nur noch durch einen Albtraum geholfen werden, und der beginnt, als er einem anderen Amerikaner am Flugplatz bei der Einreise behilflich sein muss - ihm und seiner Lebensgefährtin vor allem, seinen angeschmachteten Revolver namens Mrs. Jones . . .

Charlie Wax heißt dieser unquiet american, ein Ex-CIA-Mann, der alles niedermacht von asiatischen Rauschgiftdealern bis zu muslimischen Sprengstoffattentätern. John Travolta spielt ihn prügelnd, schießend, kalauernd, den Schädel glatt rasiert, im Ohr ein dicker Ring.

Im Herzen des ganzen Chaos aber, das Regisseur Pierre Morel und sein Produzent Luc Besson - die Schöpfer des neuen französischen Actionkinos nach den Unruhen in den Banlieues - entwickeln, des Durcheinanders von Gewalt und Gemeinheit, Zynismus und Bazookaseligkeit, steckt eine kleine klassische screwball comedy, wie Howard Hawks und Cary Grant sie einst mustergültig durchspielten.

Der Zerstörer Travolta ist der letzte Romantiker, ein Lebenskünstler, er goutiert - wie denn nicht - Royale with cheese und ein Schlückchen exquisiten Pfefferminztee und findet im Enthusiasmus eines Elefanten im Porzellanladen sein höchstes Glück. Reese trägt ihm dafür die Hälfte des Films über eine riesige orientalische Vase nach, mit Koks gefüllt.

FROM PARIS WITH LOVE, F 2009 - Regie: Pierre Morel. Buch: Adi Hasak. Nach einer Idee von Luc Besson. Kamera: Michel Abramowicz. Mit: John Travolta, Jonathan Rhys Meyers, Kasia Smutniak, Richard Durden. Universum, 93 Min.

Außerdem laufen an:

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© SZ vom 1.4.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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