eCall:EU-Staaten beschließen Auto-Notruf für ganz Europa

150 Jahre DRK

Das System "eCall" soll den Rettungsdienst auch dann alarmieren, wenn der Unfallfahrer bewusstlos ist.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Alle in Europa verkauften Neuwagen sollen per eCall bald automatisch Notrufe absetzen können. Das System soll Tausende Leben retten, ruft aber Datenschützer auf den Plan.

Neuwagen sollen nach dem Willen der EU-Staaten künftig mit dem automatischen Notrufsystem eCall ausgerüstet werden. Das haben die europäischen Minister für Wettbewerb in Brüssel beschlossen. Allerdings müssen sich nun noch Vertreter der EU-Länder und des Europaparlaments endgültig einigen. Dies dürfte noch einige Monate dauern.

eCall soll bei einem Unfall den Rettungsdienst alarmieren, auch wenn der Fahrer bewusstlos ist. Das soll im Ernstfall kostbare Zeit sparen und Leben retten. Nach Angaben der EU-Kommission könnte eCall die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes deutlich verkürzen. Die Brüsseler Behörde schätzt, dass dadurch bis zu 2500 Menschenleben gerettet werden könnten.

Umsetzung womöglich erst 2018

Wann das System zum Standard wird, ist aber noch unklar: Während das EU-Parlament in Straßburg die Technologie ab Oktober 2015 für Neuwagen zur Pflicht machen möchte, wollen die Staaten der Industrie mehr Zeit geben - verpflichtend könnte eCall damit möglicherweise erst 2018 werden. Vor einem endgültigen Beschluss müssen beide Seiten sich einigen.

Zwar bieten einige Autohersteller wie General Motors, Ford oder Mercedes-Benz heute schon eigene automatische Notrufsysteme an. Doch weniger als ein Prozent aller Fahrzeuge sind nach Angaben der EU-Kommission vom vergangenen Jahr mit solchen Technologien ausgerüstet.

Schutz vor Datenmissbrauch nötig

Außerdem decken die Systeme nicht alle EU-Länder ab. Damit eCall funktionieren kann, müssen auch die Rettungsleitstellen für die Empfang ausgerüstet sein. Dies soll nach einem Beschluss der EU-Staaten und des Europaparlaments vom Frühjahr spätestens im Oktober 2017 der Fall sein, möglicherweise auch früher.

Datenschützer sehen die verpflichtende Einführung des Systems kritisch. Jedes Fahrzeug muss mit einem GPS-Empfänger ausgerüstet sein, damit das eCall-System funktioniert. Der GPS-Empfänger sammelt Informationen über Positionen, Routen und Geschwindigkeit des Autos - und damit Informationen, die missbraucht werden könnten. Der Automobilclub AvD sieht darin "die technische Grundlage für eine flächendeckende Überwachungsstruktur". Deshalb soll eCall laut dem heutigen Beschluss nur jene Daten weitergeben, die für die Bestimmung des Unfallortes und der Fahrtrichtung nötig sind. Zudem soll es diese Daten ständig löschen, falls sie nicht genutzt werden. Dies soll einen Missbrauch der Daten verhindern.

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