Flughafen Berlin-Brandenburg:BER-Technikchef unter Korruptionsverdacht

BER-Technikchef Jochen Großmann beurlaubt

Jochen Großmann (hier bei einem Pressetermin im November 2013), der aktuelle Technikchef des BER-Flughafens, steht unter Korruptionsverdacht.

(Foto: dpa)

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bestechung gegen Jochen Großmann, den Technikchef des Hauptstadt-Flughafens. Laut Flughafen-Geschäftsführer Mehdorn geht es um eine halbe Million Euro.

Von Jens Schneider, Berlin

Der Technikchef der Baustelle auf dem Berliner Hauptstadtflughafen BER steht unter Korruptionsverdacht. Gegen den aus Dresden stammenden Brandschutz-Experten Jochen Großmann ermittelt die Staatsanwaltschaft. Großmann war zuletzt eine Schlüsselfigur für die Fertigstellung des Berliner Flughafens.

Er war von Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn verpflichtet worden, um die Probleme der Brandschutzanlage für den BER zu lösen. Als technischer Leiter im sogenannten "Sprint-Team" sollte er die bisher nicht funktionsfähige Anlage planen, entwickeln und die Fertigstellung des gesamten Flughafens vorantreiben. Vor allem Mängel an der Brandschutzanlage waren 2012 der Grund, weshalb die Eröffnung des Flughafens verschoben werden musste. Die Probleme gelten bis heute als Haupthindernis für die Inbetriebnahme. Sollte der Verdacht sich bestätigen, wäre dies ein herber Rückschlag für das Projekt.

Vermutlich geht es um etwa eine halbe Million Euro

Die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) informierte am Dienstagnachmittag die Öffentlichkeit über einen Korruptionsverdacht gegen einen leitenden Angestellten des Projekts, ohne einen Namen zu nennen. Der Flughafen habe wegen dieses Verdachts die Schwerpunktstaatsanwaltschaft Neuruppin informiert, hieß es.

Der Angestellte sei unter anderem für Auftragsvergaben der Planung am BER zuständig gewesen. "Nach unserem bisherigen Erkenntnisstand geht es um rund eine halbe Million Euro Bestechungsgeld", erklärte Geschäftsführer Mehdorn. Die näheren Umstände des Verdachts sind bisher unklar.

Der Mitteilung des Flughafens zufolge hatte sich der Verdacht gegen den Technik-chef nach einem Gespräch "mit dem Repräsentanten eines im Bereich der technischen Planung tätigen internationalen Unternehmen ergeben". Demnach soll er, so der Verdacht, von einem Auftragnehmer Vorteile in einem Vergabeverfahren gefordert haben. "Wir haben den Vorgang zunächst nicht öffentlich gemacht, weil wir den Mitarbeiter nicht zu Unrecht beschuldigen wollten", erklärte Mehdorn. Man habe abgewartet, ob die Staatsanwaltschaft einen Anfangsverdacht bestätigen würde.

Ermittlungen "wegen Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr"

Nun gab es offenbar Durchsuchungen unter anderem in Dresden, wo eine Firma Großmanns ihren Sitz hat. "Nachdem es nun Durchsuchungsmaßnahmen in diesem Zusammenhang gegeben hat, werden wir gegen die Beteiligten entsprechende Konsequenzen ziehen", heißt es weiter in der Erklärung Mehdorns. Die FBB sei von den Durchsuchungsmaßnahmen nicht betroffen gewesen.

Die zuständige Staatsanwaltschaft in Neuruppin bestätigte die Ermittlungen "wegen Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr". Zum Zeitpunkt der Tat sei der Beschuldigte noch Geschäftsführer einer Beraterfirma der Flughafengesellschaft gewesen, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schiermeyer. In dieser Funktion habe er mit der Vergabe von Aufträgen für Planungsleistungen zu tun gehabt.

Dem Beschuldigten werde vorgeworfen, den Preis eines Leistungsangebotes mit dem Angestellten einer Bieterfirma abgesprochen zu haben. Gegen diesen Angestellten werde wegen Bestechung ermittelt, sagte der Oberstaatsanwalt. In Dresden und Berlin seien Büroräume der beiden Betroffenen durchsucht worden.

Großmann hatte im April eine "übergreifende Planung" für die Entrauchungsanlage als Lösung der Probleme vorgestellt. Er kündigte an, dass ein intern wegen seiner Größe "das Monster" genannter Teil der Anlage geteilt werden sollte, damit die Entrauchung funktionieren könne. Von Großmann gab es am Dienstagabend zunächst keine Stellungnahme.

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