Streit um Steigerwald:Mehrheit der Bürger für Nationalpark

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Bayern hinkt mit der Ausweisung von Wald-Schutzgebieten hinterher. (Foto: Florian Peljak)

Die CSU will dem Steigerwald den erst kürzlich erlangten Schutzstatus wieder absprechen und behauptet: Die Bevölkerung will gar keinen Nationalpark. Die Umfrage der Naturschützer liefert allerdings ein ganz anderes Ergebnis.

Von Katja Auer, Nürnberg

Der Bund Naturschutz (BN) kämpft weiter für einen Nationalpark im Steigerwald. Und sieht dafür große Unterstützung in der Bevölkerung. Am Freitag stellten die Naturschützer eine Umfrage vor, wonach mehr als 60 Prozent der Bewohner in der Region Steigerwald, also in den Landkreisen Bamberg, Schweinfurt und Haßberge, einen Nationalpark befürworten. Das haben die Gegner, allen voran Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU), stets bestritten. Sie erklären ihren Widerstand gegen ein Schutzgebiet auch damit, dass der Großteil der Einheimischen keinen Nationalpark Steigerwald wolle.

Der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger forderte die Staatsregierung auf, ihre "permanenten politischen Lügen" einzustellen. Die repräsentative Umfrage, für die Emnid 1000 Menschen befragt hatte, zeige den Willen der Mehrheit der Bevölkerung. Dem müsse die Staatsregierung entsprechen und die Voraussetzungen für die Ausweisung eines Nationalparks schaffen.

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Danach sieht es gerade allerdings nicht aus. Gerade erst hat die Staatsregierung den neuen Bamberger Landrat Johann Kalb (CSU) aufgefordert, den Schutzstatus für das 775 Hektar großes Waldgebiet wieder aufzuheben, das der ehemalige Landrat Günther Denzler (CSU) kurz vor seinem Ruhestand noch als Schutzgebiet ausgewiesen hatte. Das nennt Weiger deutschlandweit einmalig und einen "politischen Skandal", den er nicht hinnehmen will. Der BN werde Klage einreichen.

Seit Jahren schon streiten im Steigerwald Gegner und Befürworter eines Nationalparks. Die Staatsregierung hatte stets betont, sie werde nichts gegen den Willen der Bevölkerung unternehmen. "Der Wille der Bevölkerung war aber nicht bekannt", sagte der BN-Waldreferent Ralf Straußberger. Die Umfrage zeige, dass es eine deutliche Mehrheit für einen besonders geschützten Steigerwald gebe.

Allerdings zeigte die Befragung auch deutliche Unterschiede auf. So ist die Zustimmung besonders in den Städten Bamberg und Schweinfurt hoch, dort sind 77 Prozent dafür, die alten Buchenwälder unter Schutz zu stellen. Die Landkreisbewohner allerdings und damit auch die direkten Anwohner eines möglichen Nationalparks sind deutlich skeptischer: Nur 38 Prozent sind für das Schutzgebiet.

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Es könnten mehr sein, meint Weiger, wenn die Staatsregierung mit ihrer Falschinformation aufhören würde. So habe die Umfrage auch ergeben, dass die Zustimmung unter den Skeptikern größer wäre, wenn die Brennholzversorgung geregelt wäre. Weiger widersprach der Darstellung, die die Gegner verbreiteten, dass die Bürger aus einem Nationalpark weder Brennholz beziehen könnten noch darin spazieren gehen oder Pilze sammeln dürften. Ein Entwurf für eine Nationalpark-Verordnung, den der BN bereits vorgelegt hat, sehe genau das vor.

Die Umfrage könne dazu beitragen, die Debatte zu versachlichen, sagte Diane Pretzell von der Organisation World Wide Fund For Nature (WWF), die die Befragung mit in Auftrag gegeben hätte. Denn der alte Buchenbestand im Steigerwald sei "von nationaler, wenn nicht internationaler Bedeutung". Bayern hinkt mit der Ausweisung von Wald-Schutzgebieten hinterher. Dabei hatte das Bundeskabinett 2007 - mit Horst Seehofer als Agrarminister - beschlossen, zehn Prozent der Staatswälder unter Schutz zu stellen. Im Freistaat gibt es bislang zwei Nationalparke.

© SZ vom 07.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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