Unwetter über Deutschland:Schäden am Schienennetz der Bahn "schlimmer als befürchtet"

Unwetter über Usedom

Land unter: In Mecklenburg-Vorpommern kommt es zu Überschwemmungen.

(Foto: dpa)

Blitzeinschläge, Überschwemmungen, Hagelkörner so groß wie Golfbälle: In zahlreichen Städten stehen Aufräumarbeiten an. Am Mittwoch verlagerte sich das Unwetter nach Osten. Bahnreisende müssen mit unterbrochenen Strecken und langen Wartezeiten rechnen.

Die Entwicklungen im Newsblog

  • Heftige Unwetter: Am Mittwoch kommt es in Mecklenburg-Vorpommern zu Überschwemmungen.
  • Kräftige Gewitter: In Sachsen-Anhalt und Hessen haben Blitzeinschläge Brände verursacht.
  • Schneise der Verwüstung: Die Aufräumarbeiten in Nordrhein-Westfalen gehen weiter.
  • Erhebliche Behinderungen: Die Sturmschäden am Schienennetz der Deutschen Bahn sind schlimmer als befürchtet.
  • Keine Entwarnung: Am Donnerstag soll es im Süden Gewitter geben

Schwarze Wolken zogen am Mittwochmorgen über dem Himmel Rostocks auf. Starke Regenfälle haben hier und in anderen Städten in Mecklenburg-Vorpommern Überschwemmungen verursacht. "Teilweise steht das Wasser bis zu 50 Zentimeter hoch", sagte eine Sprecherin der Polizei Rostock.

In Hessen und Sachsen-Anhalt kam es aufgrund von Blitzeinschlägen zu etlichen Bränden. Dachstühle gingen in Flammen auf. In Hessen kam ein Kranführer vorsorglich ins Krankenhaus - er hatte in seiner Kabine gesessen, als ein Blitz in den Kran einschlug. In Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt wurde ein Monteur während eines Einschlags verletzt.

Insgesamt wurden am Mittwoch aber relativ wenige Menschen verletzt. Schlimmer hatte es die Bewohner Nordrhein-Westfalens getroffen: Hier waren am Montagabend und in der Nacht zum Dienstag sechs Menschen ums Leben gekommen. Die Aufräumarbeiten dauern noch an: In mehreren Städten im Rhein- und Ruhrgebiet warnen die Behörden weiterhin vor herunterstürzenden Ästen. Vor allem das Betreten von Wäldern sei gefährlich. Etwa 80 000 Bäume wurden beschädigt. In Mönchengladbach und Neuss blieben die Friedhöfe zunächst geschlossen. An zahlreichen Schulen fiel der Unterricht aus.

Die Schäden am Schienennetz seien "noch schlimmer als befürchtet", teilte die Deutsche Bahn mit. "Große Bahnhöfe wie Düsseldorf und Essen sind weitgehend vom Zugverkehr abgeschnitten." Trotz des Einsatzes Tausender Bahn-Bediensteter sei es nicht möglich zu sagen, wann die Züge wieder planmäßig verkehrten. Die Bahn bedauerte die "drastischen Einschnitte für die Fahrgäste". Man fliege die Strecken zum Teil mit Hubschraubern ab, weil auf dem Boden kein Durchkommen sei.

Am Mittwoch steckten noch immer 16 Züge fest und blockierten die Trassen. "Die Verwüstungen in Teilen der Rhein-Ruhr-Region sind noch schlimmer als beim Orkan Kyrill" im Jahr 2007, sagte der Bahn-Konzernbevollmächtigte in Nordrhein-Westfalen, Reiner Latsch. Unterbrochen waren am Mittwoch auch die Fernverkehrsstrecken Hannover-Berlin und Hamburg-Berlin. Wegen umgestürzter Bäume wurden die Züge umgeleitet, Fahrgäste mussten mit längeren Fahrzeiten rechnen.

Auch im südlichen Niedersachsen und in Hessen mussten Schäden beseitigt werden: Das Unwetter hat Überschwemmungen verursacht; zahlreiche Bäume stürzten um. Unzählige Keller und einige Bahnunterführungen seien mit Wasser vollgelaufen, sagt ein Polizeisprecher am Mittwochmorgen. Hinzu kommen umgestürzte Bäume auf Autos und Häusern. Verletzt wurde nach Angaben der Polizei niemand. In Kassel lief der Keller des Bundessozialgerichts mit Wasser voll. Am Mittwoch stand das Wasser noch 1,80 Meter hoch, teilte Verwaltungsleiter Harald Friedrichs mit. Weder die Telefonanlage noch die Brandmeldeanlage funktionieren. Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt.

Bauern müssen um ihre Ernte bangen, weil starker Hagel das Getreide zerstört hat: Allein in Nordhessen entstand für die Landwirte ein Schaden von wahrscheinlich fünf Millionen Euro. Betroffen sei vor allem die Wintergerste, weil diese kurz vor der Ernte stehe, sagte Daniel Rittershaus von der Vereinigten Hagelversicherung in Gießen. In einem 80 Kilometer langen Streifen in Nordhessen sei eine Fläche von der ungefähren Größe des Chiemsees beschädigt.

Auch Fenster gingen aufgrund des Hagels zu Bruch: Im Sauerland ergoss sich Wasser in eine Schule, nachdem Dachfenster zerstört worden waren. Im sauerländischen Schmallenberg berichtete Gärtner Josef Molitor von Hagelkörnern "so groß wie Golfbälle".

Meteorologen warnen vor weiteren Gewittern: Am Donnerstag soll es im Süden Gewitter geben, die sich lokal zu Unwettern entwickeln könnten, sagt ein Meteorologe. Die brisante Wetterlage dauere noch an. "Es gibt keine Entwarnung."

Linktipp: Hier informiert die Deutsche Bahn über Beeinträchtigungen im Schienenverkehr.

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