Kanzlerin bei der WM:Merkels Beziehung zum Ball

Anfangs hat sie gefremdelt, inzwischen ist Merkel ein Fan der Fußball-Nationalmannschaft - und die Mannschaft ein Fan von ihr. Stationen einer bemerkenswerten Beziehung.

Von Michael König

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World Cup 2014 - Germany vs Portugal

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Anfangs hat sie gefremdelt, inzwischen ist Merkel ein Fan der Fußball-Nationalmannschaft - und die Mannschaft ein Fan von ihr. Stationen einer bemerkenswerten Beziehung.

Von Michael König

Die Arme gehen rechtwinklig nach oben, die Schulterpolster des Blazers bilden zwei Höcker neben dem Kopf. So jubelt die Bundeskanzlerin beim Fußball, so jubelt Angela Merkel. Sie war dabei, als Deutschland in der Vorrunde der WM in Brasilien 4:0 gegen Portugal gewann. Zum Finale will sie wiederkommen. Merkel ist - nach anfänglichem Fremdeln - inzwischen ein Fan der Nationalmannschaft, und die Nationalmannschaft ...

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Quelle: AFP

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... ist Fan von Angela Merkel. Nach dem Spiel gegen Portugal trafen sich Spieler und Kanzlerin in der Umkleidekabine - und harmonierten auch farblich miteinander. Das Foto ist der bisherige Höhepunkt der Beziehung der Kanzlerin zum Fußball. Noch 2010 ...

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Quelle: AFP

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... war ein ähnliches Bild zum Politikum geworden: Merkel ließ sich damals nach einem EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei mit dem halbnackten Mesut Özil ablichten. Der Deutsche Fußball-Bund geriet in die Kritik, sich von der Politikerin instrumentalisieren zu lassen. Dabei war schon Helmut Kohl nach dem Gewinn der Europameisterschaft 1996 in die Kabine gestürmt, wenn auch ohne Kameras. Auf die Frage, wie es mit Kohl dort gewesen sei, sagte Nationalspieler Mehmet Scholl später: "Eng."

Während die Fußball-Leidenschaft bei Kohl und seinem Nachfolger Gerhard Schröder kaum zur Debatte stand, musste sich Merkel ...

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... für ihre Affinität zum Leder immer wieder rechtfertigen. "Der Ball, die Frau, sie passen einfach nicht zusammen", schrieb 2006 der Stern. Und Merkel sagte: "Ich bin natürlich schon ein Stück neidisch gewesen, wie gut mein Vorgänger doch auch das praktische Fußballspiel kann." Beim Amtsantritt 2005 - das Foto zeigt sie mit dem damaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger - schien sie zu fremdeln. Bei der Fußball-WM 2006 im eigenen Land jedoch ...

Angela Merkel bei der WM 2006 in Deutschland

Quelle: Getty Images

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... zerstreute Merkel bald die Zweifel. Solche Freude kann unmöglich gespielt sein, oder? "Ich fiebere halt einfach mit", sagte sie 2008 in einem SZ-Interview. "Offenbar haben viele nicht damit gerechnet, dass ich mich für Fußball interessiere. Bis 2006 hat mich in meinem politischen Leben auch kaum einer danach gefragt."

Angela Merkel, Juergen Klinsmann

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Sie habe schon 1974 beim Länderspiel der DDR gegen England im Leipziger Zentralstadion gesessen, erzählte Merkel. Die EM 1996 habe sie in einer Kneipe in Bonn verfolgt und 2002 ihren Ehemann im fernsehlosen Wochenendhaus zurückgelassen, um das Finale der WM bei den Nachbarn zu schauen. "Fußball zu sehen hat mir immer Spaß gemacht", sagte sie. In dieser Szene herzt sie Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach dem gewonnenen Spiel um Platz drei bei der WM 2006.

EURO 2008 - Österreich - Deutschland

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Der Kontakt zur Mannschaft wurde im Laufe der Kanzlerschaft immer intensiver. Bei der EM 2008 diskutierte sie auf der Tribüne mit Bastian Schweinsteiger, der in der Partie gegen Kroatien eine Rote Karte kassiert hatte und später im Viertelfinale gegen Portugal auftrumpfen sollte. "Sie", also Merkel, habe ihm gesagt, was er tun solle, berichtete Schweinsteiger verdutzten Journalisten. "Sie hat mir gesagt, dass ich nicht wieder so eine Dummheit tun soll. Und sie hat gesagt, ich soll wieder so spielen wie damals." Damals, damit war die WM 2006 gemeint. Schweinsteiger weiter: "Wenn die Bundeskanzlerin etwas sagt, dann muss man es tun."

WM 2010 - Höhepunkte - Argentinien - Deutschland

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Bei der WM 2010 in Südafrika ergab sich ein ähnlicher Fachdialog zwischen Merkel und dem verletzten Michael Ballack. "Wir sind große Fans von Angela Merkel", sagte damals Bundestrainer Joachim Löw, ...

Angela Merkel, Joachim Löw, WM 2010

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... den Merkel und Bundespräsident Christian Wulff nach der WM mit dem Bundesverdienstkreuz ehrten. "Es ist immer sehr angenehm und auch interessant, wenn sie da ist."

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Quelle: AFP

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Dabei ist das Risiko für Politiker, sich beim Fußball lächerlich zu machen, vergleichsweise hoch. Bundespräsident Theodor Heuss sagte 1953 zum Halbstürmer Max Morlock: "Und Sie sind sicher der Torwart?" Legendär ist auch der Ausspruch des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber: "Die Brasilianer hatten ein fantastisches Trio da vorne mit Ronaldo, Ronaldinho und, äh, den anderen Brasilianern."

Energie Cottbus - Borussia Dortmund Merkel wird Ehrenmnitglied

Quelle: dpa

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Wenn es um den Vereinsfußball geht, ist Merkel übrigens vorsichtiger. Als Lieblingsclubs nannte sie lange Bayern München und Hansa Rostock. 2008 wurde sie Ehrenmitglied von Energie Cottbus. Als sie 2013 vor dem Champions-League-Finale gefragt wurde, ob sie Bayern oder Dortmund die Treue hält, da sagte sie: "Beide Mannschaften haben mich schon immer begeistert."

© SZ.de/beitz
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