Erstürmung des Maracanã:Stadionverbot für chilenische Fans

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Eindringlinge gestellt: Sicherheitspersonal eskortiert chilenische Fans aus dem Stadion. (Foto: Getty Images)

Chiles Fußballverband will die Eindringlinge ins Maracanã-Stadion in Rio bestrafen. Ein brasilianisches Arbeitsgericht ordnet Trinkpausen bei WM-Spielen an. Chelsea-Coach Mourinho empfiehlt Bundestrainer Löw eine Umstellung in der Abwehr.

Chile, Fans: Nach der Erstürmung des Maracanã-Stadions in Rio de Janeiro durch chilenische Fans hat Chiles Fußballverband ANFP Sanktionen angekündigt. Die 88 nach dem Fan-Sturm festgenommenen Chilenen sollen Stadionverbot erhalten, teilte der Verband mit. So sehe das Gesetz zur Verhinderung und Bestrafung von Gewalt in den Stadien vor. Der ANPF warnte Fans, dass diese Strafe auch bei zukünftigen Vergehen dieser Art drohe. Die Strafe sei mit dem chilenischen Innenministerium abgesprochen, betonte der Verband. Am Mittwoch hatten zahlreiche chilenische Fans kurz vor der Partie Chile gegen Spanien (2:0) das Medienzentrum des Stadions gestürmt, um ohne Karten in die Arena zu gelangen.

Trinkpausen: Ein brasilianisches Arbeitsgericht hat für WM-Spiele Trinkpausen angeordnet, sollte der sogenannte Index Wet Bulb Globe Temperature (WBGT) einen Wert von 32 Grad erreichen. Unterbrechungen seien jeweils in der 30. Minute beider Halbzeiten zwingend, lautet die Einstweilige Verfügung vom Freitag. Der Fußball-Weltverband Fifa sieht sich durch diese Entscheidung des Gerichts in Brasilía in seiner Haltung bestätigt und versicherte, das Urteil zu akzeptieren. Die Fifa-Richtlinien hatten bislang Trinkpausen nicht zwingend vorgesehen, eine Entscheidung durch den Schiedsrichter aber auch von einem WBGT-Wert von 32 Grad abhängig gemacht. Wie die Fifa am Freitag mitteilte, werde es Trinkpausen geben, wenn diese Marke erreicht sei. Bislang sei bei keinem WM-Spiel die WBGT-Marke von 28 Grad überschritten worden. Der Index berücksichtigt auch Faktoren wie Luftfeuchtigkeit oder Windgeschwindigkeit. Wegen teilweise großer Hitze in den Spielorten Manaus, Salvador oder Fortaleza hatten einige Teams obligatorische Trinkpausen angemahnt.

Mourinho, Lahm: Chelsea-Trainer José Mourinho ist von Philipp Lahms Qualitäten bei der Fußball-WM in Brasilien überzeugt - allerdings in der Verteidigung und nicht im Mittelfeld: "Ich liebe Philipp Lahm. Als Außenverteidiger. Immer wieder herausragend sind seine Flügelläufte über links, wenn er dann in die Mitte zieht und selber abschließt. Das ist kaum zu verteidigen. Aber es war nun mal Joachims Löws Entscheidung, ihn im Mittelfeld einzusetzen", sagte Mourinho bei Eurosport. Lobend äußert sich "The Special One" über die deutsche Abwehrreihe mit den vier Innenverteidigern Jérôme Boateng, Mats Hummels, Per Mertesacker und Benedikt Höwedes. "Die deutsche Nationalmannschaft ist gerade durch die vier 'Innenverteidiger' hervorragend aufgestellt, weil alle sofort immer die Lücken schließen. Die Deutschen werden keine Räume zulassen. Dort wird man die Jungs nicht knacken können", sagte der 51 Jahre alte Portugiese.

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Spanien, Zukunft: Der spanische Mittelfeldspieler Xabi Alonso wird einem Bericht der Sportzeitung Marca (Samstag-Ausgabe) zufolge nach dem frühen WM-Aus des Titelverteidigers aus der Nationalmannschaft zurücktreten. Der 32-Jährige von Real Madrid habe entschieden, nach der Weltmeisterschaft nicht mehr für den Europameister zu spielen, schrieb das Blatt, ohne dafür eine Quelle zu nennen. Xabi Alonso hat bisher 113 Länderspiele bestritten. In ihrer letzten Partie in Brasilien treffen die Spanier am Montag auf Australien. Spekuliert wird in den heimischen Medien zudem, dass auch ältere Akteure wie Torhüter Iker Casillas und Xavi aus der Auswahl zurücktreten werden.

England, WM-Aus: Wayne Rooney hat sich bei den Anhänger für das Vorrunden-Aus entschuldigt. "An alle Fans, die hierher gereist sind und auch an die zu Hause: Sorry, dass wir es nicht besser hingekriegt haben", schrieb er an seine 21 Millionen Fans bei Facebook: "Wir sind absolut enttäuscht und am Boden zerstört. Wir haben an uns geglaubt, aber leider hat es nicht geklappt." Die Kommentare darunter waren erstaunlich freundlich.

Kapitän Steven Gerrard glaubt derweil, dass das Scheitern nicht schnell zu verarbeiten sein wird. "Das könnte ein furchtbarer, langer und frustrierender Sommer werden", sagte der 34-Jährige: "Ich denke, es kann sehr lang dauern, bis wir darüber hinweg sind." Mittelfeldspieler Jack Wilshere erklärte bei Twitter, "das Wort Enttäuschung kommt nicht einmal nahe heran an das, was ich im Moment fühle. Ich kann mich nur entschuldigen bei allen Fans, die uns hier und in der Heimat unterstützt haben." England ist durch zwei 1:2-Niederlagen gegen Italien und Uruguay erstmals seit 1958 in der Vorrunde gescheitert - und das noch vor dem abschließenden Spiel gegen Costa Rica.

Wettbetrug, WM: In Macau ist einem Zeitungsbericht zufolge ein illegaler Fußball-WM-Wettring aufgeflogen. Die Polizei habe nach einer Razzia in einem Hotel 22 Personen festgenommen, berichtete die South China Morning Post am Samstag. Insgesamt sollen sie Wetten im Wert von umgerechnet 474 Millionen Euro (fünf Milliarden Hongkong-Dollar) aus aller Welt angenommen haben. Die Polizei habe zwei Milliarden Hongkong-Dollar in bar, 17 Computer, mehr als zehn Mobiltelefone sowie diverse Wettscheine sichergestellt. Die größte Einzelwette auf ein Spiel habe sich über 40 Millionen Hongkong-Dollar belaufen.

Macau ist Sitz des weltweit größten Kasino-Marktes. Die Behörden von Macau, Hongkong und Guangdong arbeiten seit Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien vor einer Woche verstärkt zusammen, um illegale Wetten im Süden Chinas zu unterbinden. Allein in der vergangenen Woche habe die Polizei in Hongkong 39 Personen festgenommen und Wettscheine über 85 Millionen Hongkong-Dollar sichergestellt, berichtete die Zeitung weiter. Zum Vergleich beliefen sich illegale Fußball-Wetten in den ersten vier Monaten des Jahres auf 54 Millionen Hongkong-Dollar.

Niederlande, van Persie: Der niederländische Fußball-Nationalspieler Robin van Persie hat den Spielplan bei der WM in Brasilien kritisiert. "Brasilien spielt erst nach uns, und das finde ich doch interessant", sagte der Angreifer in Rio de Janeiro mit ironischem Unterton. Hintergrund von van Persies Aussage ist die Konstellation in den Gruppen A (mit Brasilien) und B (Niederlande) vor dem letzten Spieltag: Die Elftal bestreitet ihre letzte Begegnung um den Gruppensieg am Montag gegen Chile um 18.00 Uhr MESZ. Brasilien muss erst um 22.00 Uhr MESZ gegen das bereits ausgeschiedene Kamerun ran und könnte dann auf Ergebnis spielen, um je nach Wunsch im Achtelfinale Oranje oder den Chilenen aus dem Weg zu gehen.

Der gelbgesperrte van Persie hofft, dass seine Kollegen ohne ihn den noch nötigen Punkt für Rang eins sichern. "Wir haben keinen Wunschgegner, aber für uns wäre es bei allem Respekt vor den anderen Teams mit Blick auf den weiteren Turnierverlauf am besten, Erster zu werden", sagte er. Chile wirke "fit und stark. Es wird eine große Herausforderung, auch nur ein Tor gegen sie zu schießen. Wir werden um den ersten Platz kämpfen müssen."

Schweiz, van Bergen: Für den Schweizer Fußball-Nationalspieler Steve van Bergen ist die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien nach einem Bruch des linken Augenhöhlenbodens beendet. Das bestätigte der Schweizer Verband. Der 31 Jahre alte Innenverteidiger hatte im zweiten Gruppenspiel gegen Frankreich (2:5) in der neunten Minute das Feld verlassen, nachdem er vom Fuß seines Gegenspielers Olivier Giroud im Gesicht getroffen worden war. Van Bergen wird nun nach Auskunft des Verbandes "so schnell wie möglich in die Schweiz zurückreisen und sich dort einer spezialärztlichen Behandlung unterziehen". Im letzten Gruppenspiel am Mittwoch (22 Uhr MESZ) in Manaus kämpfen die Eidgenossen gegen Honduras um den Einzug ins Achtelfinale.

Spanien, Vicente del Bosque: Weltmeister-Trainer Vicente del Bosque klebt nach dem Vorrunden-Aus der spanischen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Brasilien trotz seines Vertrages bis 2016 nicht an seinem Stuhl. "Wenn ich peinlich für unseren Fußball werde, werde ich gehen. Ich werde tun, was für alle das Beste ist", sagte der 63-Jährige auf einer Pressekonferenz in Curitiba. Eine Entscheidung über die Zukunft sei aber noch nicht gefallen. "Es ist nicht die Zeit, über meine Zukunft zu sprechen. Wir sind noch im Wettbewerb", sagte del Bosque mit Blick auf das letzte Spiel der Iberer in Brasilien am Montag (18.00 Uhr MESZ) gegen Australien. Nach Niederlagen gegen die Niederlande (1:5) und Chile (0:2) haben die Spanier aber keine Chance mehr, das Achtelfinale zu erreichen. Del Bosque hatte die Selección nach dem EM-Triumph 2008 als Nachfolger von Luis Aragonés übernommen und 2010 in Südafrika zum WM- sowie zwei Jahre später in Polen und der Ukraine zum erneuten EM-Sieg geführt.

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