Ägypten:Sieben Jahre Gefängnis für Al-Jazeera-Reporter

Sie sollen die Muslimbruderschaft unterstützt und "falsche Nachrichten" verbreitet haben: Ein ägyptisches Gericht hat drei Journalisten des Nachrichtensenders Al Jazeera zu langen Haftstrafen verurteilt.

  • Drei Journalisten des Nachrichtensenders Al Jazeera müssen in Ägypten sieben Jahre in Haft.
  • Das Gericht befindet weitere neun Angeklagte für schuldig, die verbotene Muslimbruderschaft zu unterstützen

Das Urteil

Ein ägyptisches Gericht hat drei angeklagte Journalisten zu sieben Jahren Haft verurteilt. Es handelt sich um den Australier Peter Greste, den ägyptisch-kanadischen früheren Al-Jazeera-Bürochef Mohammed Fahmi und den Ägypter Baher Mohammed. Sie sitzen seit Dezember 2013 in Untersuchungshaft.

Neun weitere Angeklagte, denen in Abwesenheit der Prozess gemacht wurde, wurden zu zehn Jahren Haft verurteilt. Unter ihnen sind fünf ägyptische Studenten und die britischen Journalisten Sue Turton und Dominic Kane sowie die niederländische Journalistin Rena Netjes.

Die Vorwürfe

Den Ägyptern wird vorgeworfen, Mitglieder der Muslimbruderschaft zu sein - sie gilt als Terrororganisation und ist seit Ende vergangenen Jahres verboten. Den ausländischen Journalisten wurde zudem vorgeworfen, "falsche Nachrichten" verbreitet zu haben.

Die Reaktionen

"Ich bin einfach fassungslos", sagte Andrew Greste, der Bruder von Peter Greste. Die Mutter und die Verlobte von Mohamed Fahmy brachen im Gerichtssaal in Tränen aus. "Das ist eine Warnung an alle Journalisten, dass sie eines Tages in einer ähnlichen Situation sein könnten", sagte Menschenrechtsaktivist Mohamed Lotfy, der den Prozess beobachtet hat.

Australiens Regierung zeigt sich "entsetzt" von dem Urteil. Außenministerin Julie Bishop sagte, sie könne nicht verstehen, wie das Gericht zu seiner Entscheidung gekommen sei. Das Urteil widerspreche Ägyptens Anspruch, eine Demokratie werden zu wollen. Ein Vertreter von Al-Jazeera verurteilte die Entscheidungen als "ungerecht". "Dieses schockierende Urteil bedeutet einen neuen Tiefschlag für die Pressefreiheit in Ägypten", kritisiert Christian Mihr von Reporter ohne Grenzen. "Nun ist amtlich, dass Journalisten in Ägypten für ihre bloße Berufsausübung zu Terroristen abgestempelt werden können."

Zahlreiche Menschen machten ihrem Entsetzen auf Twitter Luft. "Unglaublich, dass Peter Grese für schuldig erklärt wurde. Die australische Regierung muss mit drastischen Maßnahmen reagieren!" und "Lieber Präsident Sisi, Journalisten mit Hilfe von gefälschten Beweisen ins Gefängnis zu sperren, zeigt, dass Ägypten keine Demokratie ist" heißt es unter dem Hashtag #FreeAJstaff.

Die letzte Seite der gestrigen New York Times erschien im Hinblick auf das Urteil fast vollkommen leer - bis auf den Hinweis "Das passiert, wenn man Journalisten zum Schweigen bringt". Und: "Journalismus ist kein Verbrechen."

Der Konflikt dahinter

"Wir sind Geiseln im politischen Kampf zwischen Ägypten und Katar", rief Al-Jazeera-Mitarbeiter Mohammed Fahmi Anfang Juni im Gerichtssaal. Der Sender aus dem Emirat Katar, der sich mit professioneller Berichterstattung aus dem Nahen und Mittleren Osten einen Namen gemacht hat, steht seit dem Arabischen Frühling in der Kritik. Viele Zuschauer waren erbost über die einseitige Berichterstattung des Senders: Die arabischsprachige Redaktion ergriff Partei für die islamistischen Muslimbrüder. Vor allem der Tochter-Sender Mubaschir musste sich vorwerfen lassen, Sprachrohr der Mursi-Anhänger zu sein. Die ägyptische Regierung ging massiv gegen Al Jazeera vor. Nur wenige Stunden nach Mursis Sturz im Juli 2013 stürmten ägyptische Sicherheitskräfte die Büros des Senders. Er darf seit Monaten nicht mehr aus Ägypten berichten.

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