Gasthof Rumpler:Ein Wirtshaus kehrt heim

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Wer draußen sitzt, hat einen Logenplatz an der Baumstraße. (Foto: Robert Haas)

Der Gasthof Rumpler ist wieder da. Zum falschen Hasen gibt es in dem urigen Wirtshaus in der Baumstraße echte Traditionen - und eine Reihe guter bayerischer Schmankerl.

Von Karl-Heinz Peffekoven

An dieser Stelle wird gelegentlich, auch und gerade von Peffekoven selbst, Klage über die Vergänglichkeit geführt. Wo gestern noch eine lieb gewordene Kaschemme mit Kastaniengarten war, schlürfen jetzt Neureiche Aperol Spritz. Aber neulich geschah etwas Besonderes: Es geht nämlich auch umgekehrt. Plötzlich ist ein schönes, solides bayerisches Wirtshaus wieder da, als sei es niemals fortgewesen.

Ein kurzer Blick zurück: Traditionsbewussten Glockenbachern wurde es kalt ums Herz, als sie vor zwei Jahren am "Rumpler" vorbeigingen und es öd und leer fanden. Mit seiner bizarren Innendekoration und einer die Maßstäbe eher weniger sprengenden Küche hatte es, auch wenn Peffekoven draußen manchmal ein Bierchen in der Abendsonne nahm, kaum noch ahnen lassen, welche Pracht von einem Münchner Gasthaus es einst gewesen sein musste. Es war wie ein ergrautes und vollgerümpeltes Wohnzimmer; keine Perle, irgendwie noch gemütlich. Jetzt sollte es aber ganz vorbei sein? Würde noch ein Trendrestaurant kommen, in dem eine Eierbechermenge Weißwein der Winzerei Zock und Prahl aus Nasszuckerheim ab 4,90 Euro zu haben wäre . . . Aber dann, eines Tages, war der Rumpler wieder da - und sah aus, als habe man es mittels einer Zeitmaschine aus der Gründerzeit mitten in die Gegenwart befördert.

Konsequente Wiederherstellung

Eine neue Pächterin, Karen Nessenius, früher beim "Alten Kreuz" in der Au, hat das Lokal konsequent wiederhergestellt und jeder Versuchung zu modischem Schnickschnack oder Folklore-Nippes widerstanden: ein Extralob! Das Innere ist gemütlich mit umlaufenden Holzverkleidungen, Vorhängen, großen Leuchtern, einem Wildsaubild - und fertig. So entstand erneut ein beliebter Nachbarschaftstreff, eine Oase der Behaglichkeit in einer kulinarisch mitunter etwas überreizten Umgebung. Draußen hat sich, zum Glück, nichts geändert: ein Premiumsitz auf dem Vorplatz an der Baumstraße, um die Leute zu beobachten - sei es den Jungspund, der nicht verstehen will, dass die Parklücke einfach nicht reicht für seinen City-Panzer, seien es die Sommerkinder, die vom großen Spielplatz nebenan lachend zur Eisdiele rennen.

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Erfreulicherweise hat der Schwung des Neuen auch die Küche erfasst. Jetzt darf man nicht zu viel versprechen, wir reden hier von einem Wirtshaus; aber die Klassiker - Schweinsbraten, Tiroler Gröstl, Tafelspitz - waren alle wohlschmeckend und solide, Ausrutscher sehr selten. Das mag daran liegen, dass die Köche gute regionale Produkte verwenden, teils auch biologische, eingekauft auf dem Markt am Mariahilfplatz. Als Begleiter zum Augustiner-Bier schienen, den Nebentischen nach zu schließen, die Fleischpflanzerl mit Kartoffel-Gurkensalat sehr beliebt zu sein; beim Selbstversuch war das Fleisch schön würzig und der Kartoffelsalat genau richtig ausbalanciert.

Die Speisen sind genau richtig

Der Schweizer Wurstsalat ist eine derbe, ja grobe Sache, vergleicht man ihn mit der badischen Variante (wenig Essig, alles fein geschnitten), aber das ist in Oberbayern oft so, hier wie in vielen anderen Fällen kann Bayerns Küche mit der im Südwesten einfach nicht mithalten. Zu rühmen war dagegen der Zwiebelrostbraten: Fein, fast mürbe, mit gedämpften und nicht, wie anderswo, mit zu kohlschwarzen Gebilden verschmorten Zwiebeln.

Manchmal finden sich auf der Karte auch Besonderheiten wie der falsche Hase. Mit dem echten Hasen teilt er das Schicksal, auf der Liste der bedrohten Arten zu stehen, ohne freilich mit dafür verantwortlich zu sein: Es handelt sich um einen pfeffrigen Hackbraten, in dessen Innerem sich ein hart gekochtes Ei verbirgt. Köstlich, freilich sehr süß, war der Kaiserschmarrn.

Die Weine sind okay, meist nicht mehr, aber auch wirklich nicht weniger. Erfreulich ist das Preisniveau: Die meisten Hauptgerichte liegen zwischen acht und 15 Euro und können zudem als kleinere Portion bestellt werden.

Die Wirtin hat den Durchblick

Zu preisen ist auch das ausgesprochen nette und erstaunlich stressresistente Personal; selbst bei Überfülle behält die durchsetzungsstarke Wirtin den Durchblick, so dass der Laden nicht ins Schleudern gerät, auch nicht durch die üblichen Sonderwünsche der Kinder, die Peffekoven heimtückischerweise wieder mitgeführt hatte. Der Rumpler ist auch als Familienlokal sehr geeignet, im Gegensatz zu einem anderen, gar nicht weit entfernten Gasthof, dessen Wirt gern mal selbstmitleidig am Telefon stöhnt, wenn eine größere Runde mit Kinderbegleitung bei ihm reservieren will (was sie, seit es den neuen Rumpler gibt, gewiss nicht mehr tun wird).

Im Sinne eines objektiven und unbeirrbaren Gastrojournalismus würde Peffekoven jetzt gern noch über dies und das mosern, aber es fällt ihm nichts ein. Daher nur noch der Hinweis: Der Rumpler zeigt, drinnen wie draußen, auch die deutschen WM-Spiele, ein stimmungsvolles Vergnügen. Aber Vorsicht: Reservieren kann man nur für innen.

© SZ vom 26.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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