Italiens Renaissance in Europa:Renzi lässt Hollande verblassen

French President Francois Hollande and Italian Prime Minister Matteo Renzi arrive at the Hotel Marigny to attend a meeting of European Social-Democrat leaders in Paris

François Hollande (links) und Matteo Renzi bei einem Treffen der europäischen Sozialisten in Paris

(Foto: REUTERS)

Eigentlich könnte Frankreichs Präsident Hollande die Leitfigur der Sozialisten in der EU sein. Doch der Italiener Renzi lässt ihn alt aussehen. Wenn Rom am 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, rückt der junge Regierungschef noch mehr in den Mittelpunkt - und Italien spielt endlich wieder eine Rolle in Europa.

Ein Kommentar von Stefan Ulrich

Von Florenz ging einst die Renaissance aus. Und aus Florenz kommt nun ein Mann, der die Wiedergeburt Italiens als ein Schwergewicht Europas einleitet. Matteo Renzi, Toskaner, Sozialdemokrat, 39 Jahre jung und seit Februar italienischer Premier, ist in Windeseile in die erste Reihe der Europapolitiker aufgestiegen und zum wichtigsten Vertreter der europäischen Reform-Linken geworden.

Neben ihm verblasst der ohnehin fahle französische Präsident François Hollande, der eigentlich die Leitfigur der Sozialisten in der EU sein könnte. Denn Renzi bringt all das mit, was Hollande fehlt: Mut, Dynamik, Reformeifer und ein an Selbstüberschätzung grenzendes Selbstbewusstsein, das andere Politiker alt aussehen lässt.

Wenn Italien am 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft antritt, rückt Renzi noch mehr in den Mittelpunkt. Rom, das in der Berlusconi-Ära selten als konstruktive Kraft in Brüssel auffiel, kann wieder die Rolle einnehmen, die diesem europäischen Gründerstaat zukommt. Renzi wird zwei Schlüsselthemen anpacken: das Flüchtlingsproblem und die Wachstumsschwäche vor allem im Süden des Kontinents.

Doch Renzi lebt auch gefährlich. Er hat so hohe Erwartungen geweckt, dass er schnell tief fallen kann. Noch hat er nicht bewiesen, dass er der große "Verschrotter" und Erneuerer ist, als der er sich inszeniert. Immerhin: Italien ist zurück. Darüber darf sich Europa freuen.

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