Bar Chez Coco:Haidhausen verstehen

Bar Chez Coco: An der Innenausstattung ihrer Bar Chez Coco will Wirtin Ayten Karaoglu noch arbeiten.

An der Innenausstattung ihrer Bar Chez Coco will Wirtin Ayten Karaoglu noch arbeiten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Junge Leute, Studenten und Rentner: Im Chez Coco kommt das ganze Viertel zusammen. Warum ein Glas Wein in Ayten Karaoglus neuer Bar hilft, Haidhausen besser kennenzulernen.

Von Christiane Lutz

Dieser Text ist leider nicht mehr aktuell, da die Bar mittlerweile geschlossen ist.

Richtig schön sitzen kann man im Chez Coco bisher nur vor der Tür, an sonnigen Morgen oder lauen Abenden in der langen Tischreihe in der Pariser Straße unter einer gestreiften Markise. Diese hat die Besitzerin Ayten Karaoglu immerhin schon anbringen lassen, schließlich ist Sommer. "Ich will hier drin noch jede Menge umbauen", sagt Karaoglu entschuldigend.

Sie hat vor zwei Monaten das Chez Coco in Haidhausen von den Vorgängern übernommen, per Handschlag, nachdem diese die "Marktlücke" dort aufgegeben haben. Tatsächlich sieht es im Inneren der Bar noch etwas leer aus, ein kleiner Raum, ein paar Bilder, ein großer Spiegel an der Wand. Doch ins Chez Coco geht wohl auch niemand, weil es besonders schick, stylish oder ungewöhnlich ist.

Die Haidhauser gehen hin, und das wird schnell klar, weil es ein Ort der Vertrautheit ist. Das liegt an Ayten Karaoglu selbst, der bisher größten Sehenswürdigkeit der Bar. "Grüß dich, Gerrit", ruft sie einem Mann zu, der auf der Straße vorbeigeht, sie winkt einer jungen Mutter und fragt ihre Gäste: "Wie immer?" Ayten Karaoglu kennt ganz Haidhausen. Und anscheinend kennt ganz Haidhausen Ayten Karaoglu.

Die 39-Jährige ist kaum zu bremsen in ihren Erzählungen aus dem Viertel, ihren Analysen über die Variationen der Haidhauser Mode auf dieser oder jener Seite der Wörthstraße. Worte wie "Szene" sind ihr zuwider, sie möchte in ihrem Laden niemanden ausschließen, sondern das Viertel so annehmen, wie es ist, zu ihr soll jeder kommen, der alte, der junge Haidhauser, der Student, der Rentner.

Auf der kleinen Karte (ebenfalls noch nicht ausgearbeitet) steht eine kleine Auswahl an den üblichen Kaffee-Getränken (Cappuccino 2,80 Euro), Säften, Weinen und Bieren. Cocktails gibt es nicht, aber die bekannten Longdrinks wie Gin Tonic oder einen Lillet Spritz mit Holundersirup und Gurke. Auf der Tageskarte stehen Frühstück und Hauptgerichte, Pasta mit Roter Bete und Ziegenkäse, Spaghetti Bolognese, Brotsalat mit Grillgemüse.

Die Chefin kocht, wie zu erwarten, alles selbst, die Zutaten kommen, wie zu erwarten, vom Händler um die Ecke. Wahrscheinlich wird das Chez Coco nie zum angesagten Laden werden. Das macht aber nichts. Es ist ein guter Ort für ein Glas Wein nach Feierabend und der perfekte Ort, Haidhausen zu verstehen.

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