Behandlung von Frühgeborenen:Mehr Erfahrungen, weniger Leid

Behandlung von Frühgeborenen: Frühgeborene brauchen besonders viel Erfahrung und Aufmerksamkeit.

Frühgeborene brauchen besonders viel Erfahrung und Aufmerksamkeit.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wer vorzeitig ins Leben tritt, sollte sich den richtigen Ort aussuchen. Eine Studie zeigt erneut, dass Frühchen in Spezialkliniken häufiger überleben und weniger Komplikationen erleiden als in normalen Kliniken.

Von Werner Bartens

Es geht um Geld oder Gesundheit, die Angebotsvielfalt von Krankenhäusern und das Schicksal der Allerjüngsten. Dabei ist die medizinische Einschätzung längst klar: Wenn Frühgeborene in spezialisierten Zentren betreut werden, sind ihre Chancen zu überleben, deutlich größer. Eine Studie im British Medical Journal (online) zeigt erneut, dass in Kliniken, die für die Versorgung Frühgeborener besonders geeignet sind, die Überlebensrate der Kleinen um 30 Prozent höher liegt.

Kommen die Frühgeborenen vor der 27. Woche zur Welt liegt ihre Überlebenswahrscheinlichkeit in spezialisierten Zentren sogar um 50 Prozent über jener in anderen Kliniken.

Die britischen Ärzte untersuchten das Schicksal von 20 000 Frühgeborenen, die zwischen 2009 und 2011 in 165 verschiedenen Kliniken behandelt wurden. Die meisten von ihnen wurden zwischen der 27. und der 32. Woche geboren, etwas mehr als 2500 kamen vor der 27. Woche zur Welt. In Kliniken, die auf die Pflege Frühgeborener spezialisiert sind und mehr als 50 oder gar 100 dieser Babys jährlich betreuten, waren Komplikationen seltener; mehr Kinder überlebten.

Für die Behandlung von Frühgeborenen unter 1250 Gramm gilt in Deutschland für Kliniken weiterhin eine so genannte "Mindestmenge" von 14 pro Jahr, wie das Bundessozialgericht im Dezember 2012 feststellte. Der für die Erstattung sinnvoller Medizin zuständige Gemeinsame Bundesausschuss hatte die Grenze 2010 auf 30 Behandlungen pro Jahr festgesetzt, doch dagegen klagten Lobbygruppen. Nun können Kliniken, die - statistisch betrachtet - nur 1,2 Frühgeborene monatlich versorgen, weiterhin die lukrative Behandlung übernehmen, obwohl viele Studien gezeigt haben, dass Kinder in Kliniken mit weniger erfahrenen Ärzten häufiger sterben und mehr Komplikationen davontragen müssen.

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