Comeback des Bayern-Verteidigers:Badstuber lindert die Sorgen

Preußen Münster - Bayern München

Endlich zurück: Holger Badstuber mit Mario Götze (rechts) und Philipp Lahm (links).

(Foto: Jonas Güttler/dpa)

Erstes Pflichtspiel seit 624 Tagen: Beim Pokal-Sieg in Münster feiert Holger Badstuber nach schweren Verletzungen seine Rückkehr in die Startelf des FC Bayern. Trotzdem sucht der Klub für seine Position nach Verstärkung.

Von Carsten Eberts

Als all die schönen Sätze über Holger Badstuber gesagt waren, kam Arjen Robben - und sagte einen noch viel schöneren Satz. Er sei häufig gefragt worden, auf welchen neuen Spieler er sich beim FC Bayern am meisten freue, berichtete der Niederländer. Auf Robert Lewandowski, auf Juan Bernat, auf Pepe Reina?

"Da habe ich gesagt: auf Holger", sprach Robben und lächelte.

Auch Abwehrkollege Dante, Offensivkraft Mario Götze und Trainer Pep Guardiola wurden ganz selig, als sie auf Badstuber zu sprechen kamen. "Schön, dass er wieder da ist", schmeichelte Dante. Er sei "sehr, sehr glücklich", sagte Guardiola. Es muss unglaublich schön sein, einer Bayern-Mannschaft anzugehören, zu der auch Badstuber wieder gehört.

Dessen Rückkehr in ein Pflichtspiel nach 624 Tagen (!) Verletzungspause war die Geschichte des Erstrundenauftritts im DFB-Pokal bei Preußen Münster, der aus Münchner Sicht mit 4:1 (2:0) reichlich unspektakulär geriet. Mario Götze (19.), Thomas Müller (29.), David Alaba (52.) und Claudio Pizarro (73.) trafen, Robert Lewandowski verschoss in der Schlussminute einen Elfmeter. Gefährdet war das Weiterkommen gegen den Drittligisten zu keinem Zeitpunkt.

Er danke seinen Spielern für ihre "Seriosität", sagte Guardiola vier Tage nach dem 0:2 im Supercup gegen Borussia Dortmund. Nun gehe die Saison los. Am Freitag kommt der VfL Wolfsburg in die heimische Arena, spätestens dann wird der pflichtschuldig heruntergespielte Pokalkick vergessen sein.

Der Nachmittag gehörte Badstuber. Seit dem 1. Dezember 2012 hatte er kein Pflichtspiel mehr bestritten, und ihm war der ganze Trubel gar nicht so recht. Nach zwei Kreuzbandrissen, vier Operationen und ewig währenden Monaten der Rehabilitation hatte er zwar einen fehlerfreien Auftritt geliefert, war über seine linke Abwehrseite jedoch kaum gefordert worden. "Ich weiß, dass ich einen langen Weg vor mir habe", sagte Badstuber. Jedes Spiel sei eine "super Einheit und tut mir gut". Später twitterte er:

Badstuber weiß, er braucht Spiele wie gegen Münster genauso wie Spiele gegen die besten Bundesliga-Teams, um wieder nach oben zu kommen. In die Bayern-Startelf, auf Champions-League-Niveau, in die Nationalmannschaft - wo er vor zwei Jahren bereits war, ehe es ihn so arg zurückwarf.

Mehr als 30 Millionen für Benatia?

Die Frage ist, ob die Bayern tatsächlich Ersatz für den am Kreuzband verletzten Javi Martínez benötigen - wenn sie ihren Badstuber gerade wiederentdecken. Am Samstag hatte Guardiola kundgetan, er brauche dringend einen neuen Innenverteidiger. Bei dem soll es sich um Mehdi Benatia vom AS Rom handeln, an dem auch Manchester United dran ist und der wohl mehr als 30 Millionen Euro kostet.

Am Sonntag in Münster klang das nicht mehr ganz so definitiv. "Kein Problem", sagte Guardiola, er könne mit den vorhandenen Spielern in die Saison gehen. Für die Innenverteidigung bedeutet das: mit Dante, Badstuber, dazu Jérôme Boateng, in sieben bis acht Monaten auch mit Martínez, wenn er gesundet ist. Das ist nicht ideal für eine Mannschaft, die in allen Wettbewerben alles gewinnen will. Guardiola sagt: "Wir schauen, was möglich ist."

Die Spielzeit mit nur drei gesunden Innenverteidigern zu beginnen, erscheint den Münchnern als Wagnis - egal ob in einer Dreierkette, wie in Münster praktiziert, oder einer Vierer-Konstellation. Zumal einer dieser drei Spieler Badstuber heißt, der die aktuellen Sorgen zwar lindert, mit seiner Krankenakte aber als verletzungsanfälliger Spieler gelten muss.

Badstuber verteufelt diese Überlegungen keineswegs. Nach der "tragischen Verletzung" von Martínez sei es "gut möglich", dass sich der Klub nochmal verstärke. "Wenn ein Spieler mit solch einer super Persönlichkeit ausfällt, muss man das kompensieren", sagte Badstuber.

Dass es dabei potentiell auch um seinen Arbeitsplatz geht? Badstuber stellte seine Lockerheit zur Schau. Er sei nun seit sechs Jahren beim FC Bayern, "da werden tagtäglich viele Namen gehandelt, das gehört dazu, das ist normal". Er weiß: Seine Aktien beim FC Bayern standen schon lange nicht mehr so gut wie jetzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: