Konflikt mit Russland:Regierung in Kiew fordert "Marshall-Plan" für Ukraine

Ukraines Außenminister Pawlo Klimkin wünscht sich umfassende Hilfe des Westens. Im Osten des Landes melden prorussische Separatisten derweil den Abschuss dreier ukrainischer Militärmaschinen. Lastwagen des russischen Hilfskonvois könnten heute die Grenze passieren.

  • Ukraines Außenminister Klimkin fordert vom Westen Hilfe in politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen. Er spricht von einem "Marshall-Plan" für die Ukraine.
  • Die Separatisten in der Ostukraine haben nach eigenen Angaben drei Militärmaschinen der ukrainischen Armee abgeschossen. Kiew bestätigt einen Abschuss.
  • Mehrere Lastwagen des russischen Hilfskonvois könnte bald die Grenze zur Ukraine passieren - noch fehlen jedoch Papiere.
  • Der russische Parlamentspräsident Naryschkin nennt das Gipfeltreffen von Putin und Poroschenko in Minsk "eine Stufe auf dem Weg zur Deeskalation".

Ukraines Außenminister Klimkin fordert mehr Hilfe vom Westen

Vor dem Besuch von Kanzlerin Angela Merkel am Samstag in Kiew hat der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin mehr Beistand des Westens im Konflikt mit Russland gefordert. "Ich glaube, es wäre durchaus logisch, der Ukraine technische und militärische Hilfe zur Bekämpfung von Terrorismus zu leisten, ähnlich wie es gerade im Falle Iraks stattfindet", sagte Klimkin dem Kölner Express. "Dieser Kampf liegt schon im ureigenen Interesse der Europäischen Union."

Darüber hinaus benötige die Ukraine Hilfe in politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen, etwa bei ihren europäischen Reformen. "Wir brauchen einen 'Marshall-Plan' für die Ukraine", sagte Klimkin.

Merkel will am Samstag in Kiew bei Krisengesprächen mit Präsident Petro Poroschenko und Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk über Unterstützung sprechen. Die Ukraine hatte zuletzt um Waffenhilfe gebeten, dies lehnt der Westen aber ab.

Separatisten schießen in der Ostukraine erneut Militärmaschinen ab

Prorussische Separatisten haben in der umkämpften Ostukraine nach eigener Darstellung erneut drei Militärmaschinen abgeschossen. Der ukrainische Sicherheitsrat in Kiew bestätigte am Mittwochabend zunächst nur den Abschuss eines Kampfjets vom Typ Suchoi Su-25. Das Schicksal des Piloten sei unklar. Die Aufständischen in der nicht anerkannten Volksrepublik Lugansk sprachen zudem von Abschuss zweier Militärhubschrauber vom Typ Mi-24.

Hilfskonvoi könnte bald Grenze passieren

In der Kampfzone warten Zehntausende Menschen noch immer auf humanitäre Hilfe. Mehrere Lastwagen eines russischen Konvois trafen am Abend am Grenzpunkt Donezk auf dem Gelände des ukrainischen Zolls ein. Andrej Lyssenko vom Sicherheitsrat in Kiew sagte, dass für die Einfuhr der Hilfsgüter noch immer Papiere fehlten. Er schloss einen Grenzübertritt der Lastwagen für diesen Donnerstag nicht aus. Die 280 Lastwagen mit mehr als 2000 Tonnen Fracht warten seit Tagen auf die Einreise.

Moskau: Treffen in Minsk Schritt zur Deeskalation

Russland hat das für Dienstag geplante russisch-ukrainische Gipfeltreffen in Minsk als Schritt zur Entschärfung des Ukraine-Konflikts bezeichnet. "Das Treffen in Minsk ist eine der Stufen auf dem Weg zur Deeskalation des Konflikts", zitiert die staatliche Nachrichtenagentur RIA Parlamentspräsidenten Sergej Naryschkin.

In der weißrussischen Hauptstadt soll es das erste direkte Treffen zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und dem ukrainischen Staatschef Petro Poroschenko seit Monaten geben. An dem Treffen nehmen auch die Führungen Weißrusslands und Kasachstans teil. Die EU will die Außenbeauftragte Catherine Ashton, Handelskommissar Karel de Gucht und Energiekommissar Günther Oettinger schicken, um Bewegung in den brisanten Gasstreit zwischen Moskau und Kiew zu bringen.

Russland hatte Mitte Juni die Gaslieferungen an die Ukraine eingestellt, weil diese ihre Rechnungen nicht beglich. Kiew droht seinerseits mit einem Transitstopp für russisches Öl und Gas nach Europa.

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