Tankflugzeuge: Mega-Deal:EADS - der Doppelverlierer

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Dem Flugzeughersteller EADS geht mit dem geplatzten Tankflugzeuge-Deal nicht nur ein gigantisches Geschäft durch die Lappen. Ebenso schwer wiegt, dass die geplante Eroberung des US-Marktes nun weit schwieriger wird.

Jens Flottau

Es ist einer der größten Militäraufträge, der jemals vergeben wird. Und wenn es nicht noch in letzter Minute eine überraschende Wende gibt, dann wird er nicht an EADS gehen, sondern an den amerikanischen Rivalen Boeing.

Der darf nun für zunächst mehr als 35 Milliarden Dollar 179 Tankflugzeuge bauen, obwohl EADS mit dem US-Partner Northrop Grumman die erste Runde im Jahr 2008 bereits gewonnen hatte. Auf Protest von Boeing wurde dem europäisch-amerikanischen Konsortium dann jedoch der Auftrag wieder aberkannt.

EADS hatte sich Northrop als Partner gesucht, weil damit der Einstieg ins US-Geschäft leichter zu werden schien. Der Haken an der Sache jedoch ist nun deutlich geworden: Northrop wollte nicht mehr am Bieterverfahren teilnehmen, offiziell, weil dieses Boeing in unfairer Weise bevorzugt habe.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Northrop Grumman ein nicht annähernd so großes strategisches Interesse an dem Auftrag hatte wie der europäische Konzern.

Sicher war der politische Druck auf die Ausschreibungskriterien groß. Vielleicht aber ist es auch nur so, dass die amerikanische Luftwaffe einen möglichst günstigen Ersatz für die veralteten Tankflugzeuge brauchte, die noch auf der Boeing 707 basieren. Dafür war das EADS-Angebot, eine Weiterentwicklung des großen Airbus A330, vielleicht zu viel des Guten.

Für EADS ist dies ein großer Rückschlag. Nicht nur, weil dem Konzern ein so großer Auftrag durch die Lappen gegangen ist und Konkurrent Boeing über viele Jahre nun hohe Umsätze mit dem Projekt erzielen wird.

EADS wollte mit dem Auftrag auch ein neues Werk im US-Bundesstaat Alabama aufbauen und damit groß in den amerikanischen Markt einsteigen. Eine Strategie mit Kalkül: Denn für EADS ist es enorm wichtig, im amerikanischen Rüstungsmarkt Fuß zu fassen. Schließlich schrumpfen in den europäischen Ländern die Militärausgaben kontinuierlich.

Zudem sollte der Tankflugzeuge-Auftrag nur ein erster Schritt sein. Denn für die Zukunft plante EADS, in den USA Frachtmaschinen und eines Tages vielleicht auch Zivilflugzeuge zu bauen.

Die Strategie, sich als globales Unternehmen zu begreifen und damit auch unabhängiger vom starken Euro zu werden, ist nach wie vor richtig. Sie ist nun aber viel schwerer umzusetzen.

Dennoch sollte EADS daran festhalten, auch um in den USA im Spiel zu bleiben. Denn dort wird es auch nach dem geplatzten Tankflugzeuge-Deal Militäraufträge geben, auch wenn diese deutlich kleiner sein werden.

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