Niederlage von New Yorker:Levi's gewinnt Streit um "Adlerschwingen"-Ziernaht

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Die "Adlerschwingen"-Ziernaht auf den Gesäßtaschen der Levi's-Jeans. Diese Nähte waren nicht zum ersten Mal Grund für ein Gerichtsverfahren. (Foto: Imago Stock&People)

Das kann richtig teuer werden für die deutsche Modekette New Yorker: Der Jeans-Hersteller Levi's warf dem Unternehmen vor, beim Design abzukupfern - und bekam recht.

Von Angelika Slavik

Natürlich drängen sich an dieser Stelle an paar halblustige Wortspiele auf, sowas mit Rundungen und Hosenboden und "da setzt di' nieder". Aber für die zwei, die an diesem Donnerstag vor dem Hamburger Oberlandesgericht aufeinandertrafen, ist die Angelegenheit bitterernst: Der amerikanische Jeans-Hersteller Levi's und die deutsche Textilhandelskette New Yorker stritten um die Gestaltung von Hosentaschen. Gesäßtaschen, um genau zu sein. Vor dem Hamburger Landgericht bekam das Unternehmen jetzt recht - und das könnte für New Yorker richtig teuer werden.

Es geht um die Ziernähte auf den Hosentaschen

Levi's warf New Yorker vor, beim Jeans-Design abgekupfert und die Plagiate dann zu Schleuderpreisen auf den Markt geworfen zu haben. Hauptkritikpunkt waren die kontrastfarbenen Ziernähte auf der Rückseite: Levi's schmückt die Taschen seiner Jeans traditionell mit einer Naht in Form eines Doppelbogens. Das erinnere an Adlerschwingen und symbolisiere den Drang nach Freiheit, lautet die Firmenlegende. 1943 ließ Levi's die Adlernaht erstmals markenrechtlich schützen.

Allerdings sind Ziernähte auf Jeans-Taschen in allen Varianten mittlerweile ziemlich weit verbreitet, um nicht zu sagen: Standard. Genau darauf baute die Argumentation von New Yorker. Friedrich Georg Knapp, der Chef des in Braunschweig ansässigen Unternehmens, gab sich jedenfalls kampflustig: Es könne nicht sein, dass "ein einzelnes Unternehmen meint, gegen alles und jeden vorzugehen", ließ er verlautbaren. Zudem gebe es neben optischen auch klare technische Unterschiede, sagte er.

Levi's will 50 Euro Schadenersatz - pro verkaufter Hose

Das Hamburger Oberlandesgericht sah das offenbar anders - und war schon die zweite Instanz, die Levi's recht gab. Der Streit zwischen New Yorker und Levi's war zwar erst kurz vor der Verhandlung an diesem Donnerstag öffentlich geworden, der juristische Konflikt dauert jedoch schon einige Zeit an. In erster Instanz hatte bereits das Landgericht Hamburg zugunsten des US-Unternehmens entschieden. Revision wurde nicht zugelassen.

Die Niederlage könnte für New Yorker gravierende Folgen haben: Denn Levi's fordert pro verkaufter Hose 50 Euro Schadensersatz - das ist fast das doppelte des Verkaufspreises, den die Kunden der Ladenkette bezahlt haben.

Für beide Unternehmen sind Rechtsstreitigkeiten nichts Neues. New Yorker etwa hatte vor ein paar Jahren schon einmal einen prominenten Gegner: Damals beanstandeten die Rechtsvertreter der Rolling Stones eine Werbekampagne des Unternehmens. New Yorker hatte mit einer gezeichneten, herausgestreckten Zunge geworben, die stark an das berühmte Stones-Logo erinnerte. Auch damals tönte der Firmenchef, er wolle sich "doch nicht meine Zunge verbieten" lassen. Die Werbekampagne, die Berichten zufolge 150.000 Euro gekostet haben soll, wurde dennoch gestoppt, 3000 Plakate wieder abgehängt.

Es ist nicht der erste Streit um die Adlerschwinge

Auch Levi's gibt seinen Anwälten immer gut zu tun: So stritt sich das Unternehmen schon einmal wegen eines gestalterischen Details bis zum Bundesgerichtshof nach Karlsruhe. Damals ging es um das kleine rote Fähnchen, das der Konzern an die Taschen seiner Jeans näht. Eine deutsche Einzelhändlerin wollte das nicht als alleiniges Recht des US-Konzerns anerkennen - doch die Richter gaben Levi's schließlich recht. Das Fähnchen ist geschützt.

Auch in Sachen Adlerschwinge ist es nicht das erste Verfahren, das Levi's anstößt: Einige kleinere Textilhersteller gaben dem Druck des Konzerns aber schnell nach und unterschrieben Unterlassungserklärungen.

Dass Levi's auch gegen kleinste Mitbewerber vorgeht, passt zu den Schlagzeilen der vergangenen Monate: Im Frühjahr hatte die Konzernführung bekannt gegeben, Stellen abbauen zu wollen. 800 Jobs sollten binnen 18 Monaten gestrichen werden, hieß es - das entspricht etwa fünf Prozent der bislang etwa 16 000 Arbeitsplätze bei Levi's weltweit. Es müsse gespart werden, ist die Ansage.

Die Bilanzzahlen zumindest lassen allerdings nicht auf akute Not schließen: Levi's erwirtschaftete 2013 4,68 Milliarden Dollar Umsatz, das waren zwei Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Gewinn stieg noch weitaus deutlicher: 229 Millionen Dollar bedeuteten ein Plus von 60 Prozent. Für kopierfreudige Konkurrenten des Unternehmens ist das eine schlechte Nachricht - die Prozesskasse von Levi's ist ziemlich gut gefüllt.

© Süddeutsche Zeitung vom 18.09.14 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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