Biografie über Lagerfelds Katze Choupette:Leben einer Luxus-Mieze

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Das Leben von Karl Lagerfelds Stubentiger gibt es nun auf 128 Seiten zum Nachlesen. (Foto: N/A)

Zwei Nannys, ein Bodyguard, Foto-Shootings mit Hochglanz-Magazinen und 38 000 Follower - dies ist nicht etwa die Biografie von Naomi Campbell, sondern die einer Katze. Einer ganz besonderen, versteht sich: Lagerfelds Birmakatze Choupette.

Von Laura Hertreiter, München

Vorbei die Zeiten von Helden wie Lassie, dem Hund, Flipper, dem Delfin, und Charly, dem Affen. Die Zeiten der großen tierischen Abenteurer. Nun drängt Nachwuchs ins Rampenlicht, der sich niemals die Pfoten schmutzig macht: Choupette Lagerfeld. Eine Katze mit weißem Plüschfell und permanentem Entsetzen in den blauen Augen.

Wahrscheinlich hätte sie sich still und bescheiden in die Riege gewöhnlicher Whiskas-Hauskatzen eingereiht, hätte sich nicht Karl Lagerfeld unsterblich in sie verliebt. Der merkwürdigen Legende nach soll er das Tier von Männermodel Baptiste Giabiconi während dessen Urlaub als Katzensitter versorgt haben. Aufgrund inniger Gefühle blieb Choupette, das Schätzchen, bei Karl, dem Designer, und beide trugen fortan denselben Nachnamen. Wenn es die Gesetze zuließen, sagte Karl Lagerfeld im vergangenen Jahr in einem CNN-Interview, würde er die Katze heiraten. Unter diesen Bedingungen also avancierte Choupette zur Pariser Exzentrikerin und ist inzwischen, so belegt es nun das Buch "Choupette - The Private Life of a High-Flying Fashion Cat", vollends abgehoben.

Auf 128 schnappschussreichen Seiten erfährt der Leser, dass diese Katze, drei Jahre alt, dreieinhalb Kilo schwer, nirgends ohne ihre Zofen Françoise und Marjorie sowie ihren Bodyguard Sébastien hintappt. Dass sie mit dieser Entourage in maßgeschneiderten Designertaschen reist, und ihre Mahlzeiten am Tisch mit Karl Lagerfeld, 80, von Goyard-Tellern frisst. Sie schnuppert vorher jeweils an aus fünf angerichteten Speisen und wählt eine davon aus. Pasteten, Kroketten, Truthahn, manchmal Kaviar.

Nicht schlecht, vor allem nicht für eine Katze. Aber statt sich unauffällig mit alldem Luxus zu begnügen, wurde Choupette zur It-Cat: Ohne erkennbare Eigenleistung posierte sie auf Lagerfelds Shootings mit Laetitia Casta und Linda Evangelista, zierte die Titelseiten von Vogue, Grazia und Harper's Bazar. Es ist anzunehmen, dass sie wilde Drogenpartys gefeiert hätte, wären nicht die Gesundheitschecks alle zehn Tage gewesen. Im Netz ist sie eine Berühmtheit mit Wikipedia-Eintrag und Accounts bei Facebook, Twitter, Tumblr und Instagram. Ihr Lieblings-Hashtag: #meow. Follower: mehr als 90 000.

Die Anfragen von Firmen, die Choupette als Werbegesicht wollten, wischte Lagerfeld lange Zeit mit behandschuhter Hand beiseite. Die Vogue zitiert ihn so: "Ich bin kommerziell. Sie ist es nicht." Diesen Sommer änderte sich das: Lagerfeld, der im aktuellen Stern erzählt, dass er Zugfahrten meidet, weil ihm "die Leute mit ihren Handys und Selfies" auf die Nerven gehen, setzte Choupette für die Kampagne eines japanischen Kosmetikkonzerns vor die Kameras. Dort wirbt die Katze für künstliche Wimpern und für Lidschatten, der angeblich von ihrer Augenfarbe inspiriert ist. Laut Hersteller ist alles für den menschlichen Gebrauch vorgesehen. Ebenso der Autokalender für das kommende Jahr, für den sich Choupette laut Bild auf den Motorhauben von Kleinwagen "räkeln" soll.

Das mag im Vergleich zu Kult-Collie Lassie wenig heldenhaft scheinen. Könnte man aber auch ihrem sozialen Umfeld zuschreiben. Denn an Abenteuern zeigt Choupette durchaus Interesse: Im Netz kursieren Videos, die sie passioniert am iPad zeigen, voller Körpereinsatz beim Computerspiel Angry Birds.

© SZ vom 10.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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