Reifenwechsel:Teurer Druckausgleich

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Aufgrund einer EU-Verordnung könnten Reifenwechsel bald deutlich teurer werden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Künftig sollen Autoreifen ihren Luftdruck selber messen, fordert die EU. Das macht bei Neuwagen aufwändige Einbauten nötig - und Reifenwechsel deutlich teurer.

Von Thomas Fromm

Mit Autoreifen ist es fast wie mit Schuhen. Weil sie weiter weg sind von der menschlichen Aufmerksamkeit als Hände oder Lenkräder, schenkt man ihnen auch weniger Beachtung. Oft wird man auf Schuhe oder Reifen erst aufmerksam, wenn sie ein Loch haben.

Experten schätzen, dass rund ein Drittel aller Autofahrer deshalb mit einem zu schwachen Reifendruck unterwegs sind. Der Wagen fährt doch, platt sind die Reifen auch nicht. Alles gut also? Von wegen: Bei Autos mit niedrigem Reifendruck verlieren Fahrer schneller die Kontrolle über ihren Wagen. Vor allem bei starken Bremsaktionen oder schnellen Fahrspurwechseln entscheidet der Reifendruck manchmal über Leben und Tod. Es gibt also gute Gründe dafür, die Messung des Reifendrucks dem Auto selbst zu überlassen.

Die Reifendruckkontrolle wird zur Pflicht

Von 1. November an sind nun sogenannte Reifendruckkontrollsysteme (RDKS) in der EU Pflicht, und zwar für alle neuen Pkw, Geländewagen und Wohnmobile. Ganz neu ist die Technik, bei der Sensoren den Reifendruck überwachen, nicht. Schon seit einigen Jahren arbeiten Hersteller damit. Nun aber ist sie für alle neu zugelassenen Fahrzeuge verpflichtend. Das heißt aber auch: Bisher zahlte man für Reifen und Felgen. Jetzt zahlt man auch für die Messtechnik. Dafür spart man beim Sprit, denn wenn der Reifendruck niedrig ist, verbraucht man mehr Kraftstoff.

Wer in den nächsten Wochen einen Satz frischer Winterräder für seinen Neuwagen kauft und ein solches RDKS-System an Bord nimmt, kauft neben Felgen und Reifen auch die Sensoren mit, über die die aktuellen Reifenmesswerte vom Rad an die Bordelektronik übermittelt werden. Geschätzte Kosten inklusive Einbau und Programmierung nach Schätzungen des ADAC: 300 bis 350 Euro.

Die neuen Reifen gehen ins Geld

Nur bleibt es nicht dabei. Beim Bonner Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) rechnet man vor, dass der Wechsel der neuen Elektronik-Reifen 18 bis 25 Minuten länger dauern kann als der Wechsel althergebrachter Räder. Geht man von einem Stundensatz in der Werkstatt von 100 Euro aus, wird schnell klar: Die neuen Reifen sorgen nicht nur für mehr Sicherheit und helfen beim Spritsparen, sie gehen auch ziemlich ins Geld.

Man braucht wenig Phantasie, um zu ahnen, was jetzt kommt: Viele Fahrer werden versuchen, sich zumindest die Montagekosten zu sparen und die Reifen - vielleicht seit Jahren zum ersten Mal wieder - selber wechseln. Was nach einer praktischen Lösung klingt, ist aber ziemlich riskant. Menschen mit Heimwerker-Ambitionen kommen hier schnell an ihre Grenzen, denn es braucht, wie so oft in der schönen, neuen elektronischen Autowelt, jene besondere Mischung aus Spezialwerkzeugen und Technikverständnis, um die Sensoren zu programmieren.

Der BRV hat unter der Adresse www.rdks-wissen.de eine Info-Seite eingerichtet, auf der eine Comicfigur mit dem Namen Andi Pressure Tipps für die neue Zeit gibt. "Selber wechseln ist was für Geizkragen", warnt Mr. Pressure. "Lieber einmal weniger durch die Waschstraße fahren und dafür die Reifen vom Profi wechseln lassen." Samstage mit Reifen in der Garage verbringen? Das soll aus und vorbei sein.

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