Auf das Comeback von Billy Idol hatte niemand mehr gewartet, aber jetzt kommt er nach acht Jahren wieder mit einem Studioalbum. Das hat auch noch Trevor Horn produziert, der in den Achtzigerjahren mit Frankie Goes To Hollywood, Grace Jones und sehr viel elektronischer Wucht einen guten Teil der akustischen Blaupausen für ein sonst eher schwieriges Popjahrzehnt geliefert hat.
Man sollte dann auch noch erwähnen, dass das letzte Studioalbum von Billy Idol eine Weihnachtsplatte war, was in Amerika eine Art Rentenversicherung für Popstars, im Hipster-Universum allerdings eine Bankrotterklärung ist.
Jetzt wagt sich Idol also noch einmal an einen Sturm auf die Charts. Eine ganz schöne Herausforderung für einen, der vor 30 Jahren damit groß geworden ist, aus seinen Anfängen als britischer Punk in Amerika eine Karriere als Sexsymbol zu machen und die Posen des Punk in die Popcharts zu hieven.
Weil es aber auch darum geht, ein Erbe zu schaffen, gibt es zum Album eine Autobiografie und ein erstes Video ganz in Schwarzweiß.
Da steht er also in Anzug und Krawatte vor einem Spotlight, dazu gibt es Ballroom-Dancer. Diese ganze Sinatra-Seligkeit, mit der sich so viele seiner Zeitgenossen und Nachgänger ein Stückchen Unsterblichkeit erkaufen wollen, ist aber nicht mehr als eine Geste, ganz ähnlich wie damals der Elvis-Flunsch seiner Oberlippe, mit dem er dem Punk zeigen wollte, dass man den Pop sehr wohl ehren kann, ohne seine Glaubwürdigkeit als Rebell zu verlieren.
Das hat schon Format
Es geht dann sehr solide zu auf der ersten Single und auch dem Rest des Albums. Nein, keine Sinatra-Anleihen, auch keine Versuche, noch irgendeine Zeitgenossenschaft herzustellen.
Trevor Horn hat Billy Idol ein handwerklich perfektes Classic-Rock-Album geschaffen. Das klingt immer nach Billy Idol, lässt sich hervorragend im Morgenradio spielen. Als Bariton hat Idol das Glück, dass seine Stimme nicht so gealtert ist, immer wieder blitzt sogar noch diese Rotzigkeit auf, mit der er sich damals in die Herzen all jener schwindelte, die Punk irgendwie toll fanden, aber die Platten viel zu anstrengend.
Zu solide, um ihn zu jenen "Kings and Queens of the Underground" zu zählen, wie er es mit dem Albumtitel einfordert? Nein, solide ist gut. Der Mann wird nächstes Jahr sechzig. Und seine eigentliche Zeitgenossin, Debbie Harry, feiert ein paar Monate davor ihren Siebzigsten.
Es wird Zeit sich damit auseinanderzusetzen, dass der Punk nun in die silbernen Jahre kommt. Solange man sich noch ein wenig treu bleiben kann, hat das schon Format.