Hilfe für Kurden:Rocker gegen den IS

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Zu Hause verdienen sie ihr Geld oft mit Erpressung und Prostitution. Nun unterstützen Rocker aus Deutschland offenbar die Kurden im Kampf gegen die IS-Terrormiliz in Syrien - und senden damit auch ein Signal an die Szene.

Von Antonie Rietzschel

Die Rockergruppe Median Empire aus Köln ist bisher nur für Scharmützel in der Szene bekannt. Hier und da eine Drohung in Richtung der Hells Angels. Der Rocker-Krieg ist bisher ausgeblieben. Einige Mitglieder sehen ihr Schlachtfeld derzeit ohnehin woanders: Samt ihren Kutten sind sie offenbar in den Krieg gegen den sogenannten "Islamischen Staat" (IS) in Syrien gezogen. Angeblich unterstützen sie die dort kämpfenden Kurden.

Der Anführer von Median Empire, Kawan A. veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite mehrere Bilder, die vereinzelte Rocker im Einsatz zeigen sollen. Ein Foto zeigt zwei breitschultrige Männer mit geschulterten Waffen und Jeansweste im Gebirge. "Unsere Jungs waren heute in Kobanê und haben mir berichtet, dass sie beschossen wurden", steht darunter. Auch von Mitgliedern der niederländischen Rockergruppe No Surrender bekommen die Kurden Unterstützung.

Warum schalten sich die Rocker aus Deutschland in den Kampf gegen den IS ein? Das liegt an der Entwicklung der Szene. "Innerhalb der vergangenen Jahre haben Migranten, darunter Muslime mit extremen Ansichten, verstärkt Einfluss gewonnen", sagt Erich Rettinghaus, Polizeigewerkschaftler aus Nordrhein-Westfalen Süddeutsche.de. Sie gelten als besonders brutal.

Lediglich Einzelfälle

Die "Kanaken", wie sie sich selbst nennen, sind innerhalb von Gruppen wie Hells Angels oder Bandido aufgestiegen. Andere haben eigene Bünde gründet. So wie Kawan A., der 2011 Median Empire aufbaute, eine Rockergruppe, die vorrangig aus Kurden besteht. Kawan A. war früher PKK-Aktivist. Bereits im April reiste er in ein Flüchtlingscamp im Irak. Ob er derzeit auch an den Kämpfen beteiligt ist, lässt sich nicht sagen.

Es gebe verschiedene Gründe, warum sich die Rocker nach Syrien aufgemacht haben, sagt Rettinghaus. Sie seien zum einen von der Sache überzeugt. Zum anderen gehe es aber auch um eine Botschaft an die Heimat. "Die Bilder senden auch ein starkes Signal in die Szene hinein", sagt der Polizeigewerkschafter. Die Jungs wollen damit ihre Härte zeigen. "Wenn sie zurückkommen, sollen alle strammstehen."

Strafbar machen sich die Rocker mit einem möglichen Engagement in Syrien oder im Irak nicht unbedingt. Aus dem deutschen Innenministerium heißt es auf Nachfrage, Reisen in den Irak oder Syrien seien nicht strafbar. Die Frage der Strafbarkeit richte sich immer danach, was den Personen konkret nachgewiesen werden könne.

Auch ein Gesetz, wonach jeder belangt werden kann, der einer ausländischen Kampfgruppe beitritt, gibt es in Deutschland nicht - sondern das hängt davon ab, ob die Kampfgruppe als terroristische Vereinigung gilt. Strafbar ist also der Kampf für den IS oder die kurdische Arbeiterpartei PKK, nicht aber für die kurdischen Peschmerga.

Dass sich nun ganze Rockergruppen nach Syrien aufmachen, steht ohnehin nicht zu befürchten. "Einzelfälle" nennt Rettinghaus das Engagement der Kuttenträger. Denn die Rockerbanden seien vor allem am Geschäft interessiert. "In Syrien oder Irak lässt sich kein Geld verdienen." Das machen viele Rockerbanden zu Hause - mit Drogengeschäften, Prostitution oder Erpressung.

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