GDL-Streik:Bahn macht Lokführern neues Tarifangebot

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Ab 15 Uhr werden die Lokführer erneut in den Ausstand treten (Symbolbild)

(Foto: Getty Images)
  • Die Lokführer der Gewerkschaft GDL streiken weiter. Ab Freitagnachmittag sollten die Güterzüge stillstehen, ab Samstagfrüh auch der Personenverkehr. Der Streik soll bis Montagfrüh um vier Uhr dauern.
  • Kurz nach Streikbeginn legte die Bahn der GDL ein neues Tarifangebot vor.
  • Die Arbeitsniederlegung fällt mit dem Ferienbeginn in sieben Bundesländern zusammen, in zwei weiteren Bundesländern geht am Montag die Schule wieder los.
  • Industrievertreter gehen von finanziellen Verlusten aus, Fernbus-Buchungen sind für das Wochenende stark angestiegen.

GDL-Lokführer streiken das ganze Wochenende

Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder im Tarifstreit mit der Bahn zu neuen bundesweiten Streiks aufgerufen. Im Personenverkehr sollen die Lokführer am Samstag ab zwei Uhr nachts die Arbeit niederlegen, im Güterverkehr bereits am Freitag ab 15 Uhr, teilte die GDL mit. Betroffen ist der Fern- und Regionalverkehr. Ende der Streiks ist Montagmorgen um vier Uhr.

Bahn legt Lokführern ein Tarifangebot vor

Kurz nach Beginn des Streiks im Güterverkehr hat die Deutsche Bahn der Lokführergewerkschaft GDL am Freitag ein neues Tarifangebot vorgelegt. Es enthält eine dreistufige Einkommenserhöhung um fünf Prozent innerhalb von 30 Monaten, außerdem eine Einmalzahlung in Höhe von etwa 325 Euro. Das Angebot wird demnach ausschließlich den Lokführern unterbreitet. Die Bahn wiederholte zudem ihre Bereitschaft, mit der GDL auch über andere Berufsgruppen sprechen zu wollen. Die GDL wollte sich zunächst noch nicht zu dem Angebot äußern. Die Gewerkschaft dringt darauf, dass die Bahn mit ihr auch für Zugbegleiter, Bistro-Mitarbeiter und Rangierführer Tarifverträge abschließt. Das Angebot der Bahn vom Freitag enthält auch die Einstellung von 200 zusätzlichen Lokführern im Jahr 2015. Außerdem solle die Schichtplanung für die Lokführer verbessert werden. Die Bahn forderte die GDL auf, den für das Wochenende angekündigten Streik abzusagen und wieder in die Verhandlungen einzusteigen.

Bahn veröffentlicht Ersatzfahrplan für das Ferienwochenende

Die GDL hatte erst am Mittwoch und Donnerstag den Bahnverkehr für 14 Stunden bestreikt. Der neue Ausstand fällt mit dem Ferienbeginn in Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Sachsen zusammen. Außerdem enden die Ferien in Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Bereits seit Freitagnachmittag ist der Streik auch für Reisende zu spüren. Die Bahn setze erneut einen Not-Fahrplan ein, der im Internet abrufbar sei, teilte der Konzern mit. Ziel sei es wie im vergangenen Streik am Mittwoch und Donnerstag wieder ein Drittel des Fernverkehrs aufrecht zu erhalten und den Kunden eine gewisse Planungssicherheit zu geben. Dafür wird bereits vor Streikbeginn arbeitendes Personal und Züge anders eingesetzt. Informationen über den geänderten Fahrplan sind im Internet und unter der kostenfreien Service-Telefonnummer 08000 996633 erhältlich.

Industrie fürchtet finanziellen Schaden

Der 61-stündige Streik im Güterverkehr schneidet wichtige Industriebranchen von der Rohstoffversorgung ab. "Das ist eine Katastrophe", sagte Gunnar Gburek, der Logistikexperte des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik am Freitag in Frankfurt. "Selbst wenn es nicht zu Produktionsausfällen kommt, werden die Unternehmen einen finanziellen Schaden haben." Sie müssten Lieferungen etwa auf Lastwagen umschichten oder ihre Lager nach dem Streik mit großem Aufwand wieder auffüllen. Die Bahn-Konkurrenten hielten nur etwa ein Fünftel des Marktes und könnten den Ausfall bei weitem nicht ausgleichen. Das Speditionsgewerbe erwartet daher den verstärkten Einsatz von Lastwagen zum Gütertransport. "Unternehmen versuchen sicherlich auf die Straße auszuweichen, wenn die Ware am Montag beim Empfänger sein muss", sagte Andrea Marongiu, Geschäftsführer vom Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg.

Die Bahn greift GDL-Chef Weselsky scharf an

Aus Sicht der Deutschen Bahn hab die GDL mit diesem erneuten Streik jedes Maß verloren. "Die GDL läuft Amok", hieß es in einer Erklärung der Bahn in Berlin. Der Konzern erinnerte daran, dass am Samstag und Sontag in rund der Hälfte der Bundesländer die Schulferien beginnen oder zu Ende gehen. Ohne Not würden Millionen von Menschen die Ferien verdorben. Es werde immer deutlicher, dass es nicht um die Interessen der Lokomotivführer gehe, "sondern um Allmachtsfantasien eines Funktionärs". Die Bahn bezog sich damit auf den GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky.

Darum geht es der Gewerkschaft

Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky forderte die Deutsche Bahn auf, "endlich ihre Blockade auf dem Rücken ihrer Kunden zu beenden und mit der GDL zügig über die vorliegenden Tarifverträge für das Zugpersonal zu verhandeln". Er fügte hinzu: "Der Arbeitgeber weiß, dass wir bereit sind, bei den inhaltlichen Verhandlungen auch Zugeständnisse zu machen." Eine Tarifeinheit, wie sie die Bahn verlangt, sei mit der GDL aber nicht machbar. Die GDL verlangt fünf Prozent mehr Lohn und kürzere Arbeitszeiten. Kern des Konflikts ist aber, dass sie dies nicht mehr allein für die 20 000 Lokführer fordert, sondern auch für etwa 17 000 andere Bahnmitarbeiter. Diese will die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) weiter vertreten.

Fernbusse sind ausgelastet

Die Lokführer-Streiks sorgen für einen immensen Ansturm auf Fernbusse. MeinFernbus verzeichne seit Ankündigung der Streiks am Morgen eine Verdreifachung der Zugriffe auf seine Homepage, sagte Geschäftsführer Torben Greve. Die Buchungseingänge schnellten entsprechend in die Höhe. Der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer (bdo), Matthias Schröter, sprach vom "puren Wahnsinn". Die Webseiten einzelner Anbieter seien überlastet, es gebe mehr Anfragen als Kapazitäten. Alle Anbieter versuchten nun, mit weiteren und größeren Bussen auf den Ansturm zu reagieren. Auch die Autovermietungen wollen an Bahnhöfen zusätzliche Fahrzeuge bereitstellen.

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