Sparpläne von Eigentümer Benko:Karstadt-Mitarbeiter sollen erneut auf Lohn verzichten

Karstadt

Kommt seit Jahren nicht aus der Krise: Der Karstadt-Konzern.

(Foto: dpa)
  • Bei Karstadt beginnen Gespräche über Sanierungstarifverträge. Der Konzern-Eigentümer René Benko und sein Management fordern einen weiteren Lohnverzicht der Arbeitnehmer.
  • Gewerkschaftsvertreter stehen dem Einsparungskonzept skeptisch gegenüber.
  • Eine Schließung von Karstadt-Filialen ist vor Weihnachten nicht zu erwarten.

Von Kirsten Bialdiga

Management fordert Einkommensverzicht

Der neue Karstadt-Eigentümer René Benko und das Management fordern von den Beschäftigten einen weiteren Einkommensverzicht zur Sanierung des Kaufhauskonzerns. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sollen am kommenden Dienstag Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über Sanierungstarifverträge aufgenommen werden.

Betroffen seien alle drei Sparten - die Warenhaus GmbH, die Luxuskaufhäuser und Sports. "Das Management will über Sanierungstarifverträge in allen drei Gesellschaften verhandeln", verlautete aus informierten Kreisen. Karstadt war am Samstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Gewerkschaft äußert Zweifel an Konzept

Bereits dreimal ließ sich die Gewerkschaft Verdi bei Karstadt auf eine solche Sonderregelung ein. Für die Beschäftigten bedeutete das nach Gewerkschaftsberechnungen insgesamt 650 Millionen Euro an Lohnverzicht. Der letzte Sanierungsvertrag war vor zwei Jahren ausgelaufen.

Doch eine solche Lösung ist aus Gewerkschaftssicht grundsätzlich nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen möglich: Es muss eine wirtschaftliche Notwendigkeit geben, und auch die Eigentümer müssen bereit sein, Beiträge zu leisten - etwa eine Beschäftigungs- und Standortgarantie. Zudem ist nachzuweisen, dass überhaupt Erfolgsaussicht besteht, die Schieflage eines Unternehmens durch den Einkommensverzicht der Beschäftigten zu beseitigen.

An Benkos Fortführungskonzept bestehen aber aus Gewerkschaftssicht gewisse Zweifel. "Sammelkassen wie bei SB-Warenhäusern können nicht die Lösung sein", hieß es mit Blick etwa auf die geplanten Kürzungen beim Personal. Zudem müsse das Management begründen, warum auch für die gut laufenden Sports-Häuser ein Sanierungstarifvertrag erforderlich sei.

Keine Schließung von Filialen vor Weihnachten

Mit Spannung wird auch die für Donnerstag geplante Aufsichtsratssitzung erwartet. Benko hatte vor einigen Wochen bereits angedeutet, dass Karstadt bis zu einem Fünftel seines Personals abbauen muss. Das entspräche rund 3400 von insgesamt 17 000 Beschäftigten. Stark betroffen wäre die Zentrale in Essen, dort könnten 400 von 1500 Stellen wegfallen. Von den verbliebenen 83 Warenhäusern könnten bis zu 30 zur Disposition stehen. Offiziell wurden diese Zahlen bisher allerdings nicht bestätigt. Konkrete Beschlüsse zur Schließung von Filialen seien jedoch kurz vor dem Weihnachtsgeschäft auch weiterhin nicht zu erwarten, hieß es.

Karstadt argumentiert mit Wettbewerbsnachteilen

Das Karstadt-Management begründet die geforderten Einsparungen damit, dass Wettbewerber "mit 20 Prozent weniger Personal auf vergleichbarer Fläche deutlich erfolgreicher" seien. Diese Wettbewerbsnachteile gelte es auszugleichen. Verdi hält diese Argumentation für nicht nachvollziehbar.

Offen ist zudem, wer an die Spitze der Kaufhauskette rückt. Eine naheliegende Lösung wäre, dass Aufsichtsratschef Stephan Fanderl, ein früherer Rewe-Manager, den Chefposten übernimmt. Sein Nachfolger als Oberaufseher könnte Benkos Vertrauter Wolfram Keil werden.

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