Ideen für den Resturlaub:Stadt, Land, Berg

Nizza, Frankreich, Städtereise, Côte d'Azur

Blick vom Strand auf den Schlosshügel von Nizza.

(Foto: francksilvagni - Fotolia)

Was tun, wenn für den Kurzurlaub die Entscheidung zwischen Städtereise und Wandern schwerfällt? Machen Sie einfach beides. Tipps für Kurztrips voller Kultur und Natur, von Valencia über Nizza bis Reykjavik.

Von Irene Helmes und Katja Schnitzler

Nizza

Eine Stadt wie eine Filmkulisse, wie sie da in der Sonne glitzert in der "Bucht der Engel". Böse Zungen behaupten, sie sei aber nur für diejenigen ein Traum, die gerne in versnobten Strandbars an überteuerten Drinks nippen: Hauptsache, sehen und gesehen werden. Mais non. Wer hier einen wirklich abwechslungsreichen Kurzurlaub genießen möchte, muss nur wissen, wie.

Wie die ganze Côte d'Azur ist Nizza besonders dann eine Reise wert, wenn die Horden der Sommertouristen die Stadt wieder verlassen haben. Zwar kann es im Herbst durchaus einmal wie aus Kübeln schütten. Kalt wird es aber sehr selten und die Chancen für strahlend-milde Mittelmeertage sind gut. Falls es doch einmal regnen sollte während des Nizza-Besuchs, trösten Besichtigungen etwa des Matisse-Museums in einer bildschönen Villa auf den Hügeln, der opulenten russisch-orthodoxen Kathedrale Saint-Nicolas oder des Museums für Moderne Kunst MAMAC.

Wenn die Sonne scheint, sollten Besucher ihre Tage dagegen draußen genießen. An der Promenade des Anglais (ob in besagten Snob-Bars oder ganz bescheiden auf einer Badematte am Wasser - dann aber gut gepolstert, der Steinstrand ist berüchtigt!). In den Gassen der kleinen, italienisch geprägten Altstadt Vieux Nice. Am Hafen neben knarzenden Fischerkähnen und absurd-luxuriösen Yachten. Und unbedingt mindestens einmal beim Picknick im Park auf dem alten Schlosshügel zwischen Altstadt und Hafen - mit großartiger Aussicht auf das Meer, die Stadt und die Berge.

Apropos Berge. Was bei Nizza als vermeintlichem Mekka für den (Möchtegern-) Jetset allzu oft vergessen wird, ist das Hinterland. Doch Gipfel sind hier ebenso einladend wie das Meer. Die französischen Seealpen oder Alpes-Maritimes ermöglichen Ausflüge in fast allen möglichen Schwierigkeitsgraden (eine erste Übersicht findet sich hier). So können Wanderer den Übergang von der mediterranen zur alpinen Welt erleben, je weiter und höher sie sich von der Küste aus in die Natur wagen. Ausgangspunkte für Tageswanderungen wie das Dorf Breil-sur-Roya sind mit dem Regionalzug von Nizza in nur einer Stunde zu erreichen. Olivenbäume, Rosmarin, Thymian, Zitronenbäume, Lavendel und Mimosen säumen viele Wege, die sogar im Winter gut begehbar bleiben. Wer noch höher hinaus will, kommt einfach ein bisschen früher und nutzt den Herbst.

Dresden

Eigentlich ist die Dresdner Altstadt schnell zu erkunden: Die Frauenkirche ist nur einen Fußmarsch von Zwinger und Semperoper entfernt, dann schlendert man an der Hofkirche vorüber und an der Elbe entlang zur Brühlschen Terrasse und entscheidet dort, ob man nach Süden am Albertinum vorbei bis zur Kreuzkirche spaziert, oder sich schon östlich auf den Elbwiesen ein wenig naherholt.

Sonnenuntergang über der Elbe

Dresdens Skyline (von links): Frauenkirche, Kunstakademie, Schloss, Hofkirche und Semperoper.

(Foto: dpa)

Aber: So schnell geht es doch nicht, denn der wahre Reichtum wartet in den barocken Gebäuden - und es sind so viele Schätze, dass sie an einem Tag gar nicht zu erfassen sind. Das wohl bekannteste Werk in der an berühmten Bildern wahrlich nicht armen Gemäldegalerie Alte Meister im Zwinger ist zum einen Raffaels Sixtinische Madonna - eines der wenigen Kunstwerke, dessen Hauptmotiv von Randfiguren weltweit in den Schatten gestellt wurde: Die beiden Engel unter den Füßen der Madonna verbinden große Kunst mit noch größerem Kommerz. Zum anderen wurde das Werk des venezianischen Malers Bernardo Bellotto, bekannt als Canaletto, zum prägenden Stadtbild: "Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke".

Heute haben Besucher noch immer von der Brücke und der anderen Seite der Elbe einen beeindruckenden Blick auf die barocke Skyline, die seit 2005 die Kuppel der im Krieg zerstörten Frauenkirche wieder vervollständigt.

Wer sich von so viel Pracht erholen muss, macht einen Abstecher in das Gründerzeit- und Kneipenviertel in der Äußeren Neustadt - oder hebt sich das für den Abend auf und steigt in ein Dampfschiff, um "Elbflorenz" vom Fluss aus zu entdecken. Eine schöne Tour ist zum "Blauen Wunder", was viel schöner klingt als Loschwitzer Brücke; dort steigen die Besucher aus und fahren mit der Standseilbahn hinauf zum Luisenhof, von der Café-Terrasse bietet sich einer der schönsten Ausblicke auf Dresden und das Elbtal.

Zurück in der Altstadt, haben die Reisenden den Kopf wieder frei für noch mehr Kultur: Im Albertinum ist unter anderem die Galerie Neue Meister untergebracht, in der nicht nur Werke von Gerhard Richter und Baselitz gezeigt werden, sondern auch von Caspar David Friedrich. Der Romantiker gibt einen Ausblick darauf, was die Wanderer im nahen Elbsandsteingebirge erwartet.

Dieses ist nur etwa 30 Kilometer von Dresden entfernt, so dass man mit Auto oder Bahn, mit dem Bus oder dem Schiff nicht lange fahren muss, um in der Sächsischen Schweiz zu wandern, zu radeln oder zu klettern - und das alles mit Blick ins Elbtal, auf Schlösser und Burgen.

Ein Klassiker ist die Wanderung zu den Schrammsteinen, die auch unter Kletterern beliebt sind. Aber natürlich bietet sich nach dem Vorgeschmack in Dresden der Malerweg an: Am Aussichtspunkt nahe Rathen soll Caspar David Friedrich einst gestanden haben, um vor dem Neurathener Felsentor die Skizze zum Ölgemälde "Felsenlandschaft im Elbsandsteingebirge" zu zeichnen. Die dafür störende Basteibrücke ließ der Romantiker übrigens weg, diese künstlerische Freiheit nahm er sich.

Alle Wanderrouten finden Sie hier, weitere Anregungen für Stadtspaziergänge in Dresden hier.

Reykjavik

Island, das bedeutet Vulkane, Geysire, heiße Quellen, mehr oder weniger wilde Islandpferde - und zumindest an einem Ort Tanz bis zum Morgengrauen: Die isländische Hauptstadt ist berühmt für ihr Nachtleben, das manchmal vom Polarlicht über Reykjavik erhellt wird.

Reykjavik, Island, Städtereise

Blick auf Reykjavik

(Foto: tsuguliev - Fotolia)

Was man für eine schöne Partynacht wissen muss, ist eine Zahl: 101 steht für den zentralen Stadtteil, in dem sich Bar an Diskothek an Rockschuppen reiht. Dort geht es erst nach Mitternacht richtig los, vorher wird angesichts der hohen Alkoholpreise privat vorgeglüht.

Zum Besuch in Reykjavik gehört nicht nur Feiern, sondern auch das Abtauchen im Geothermalbad. Dabei muss es nicht der wortwörtliche Touristen-Hotspot Blaue Lagune sein: Günstiger entspannt man im Geothermalbad Nauthólsvík am Stadtrand und beobachtet vom wohltemperierten Becken aus, wie Einheimische erst im Nordatlantik abkühlen - es heißt nicht umsonst Eisinsel -, bevor sie sich zu den Touristen gesellen.

Nach der Tiefenentspannung wäre es an der Zeit für Einblicke in die isländische Kunst (am besten in den wechselnden Ausstellungen des Kunstmuseums Listasafn). Oder für Ausblicke in die Landschaft: entweder vom Turm der expressionistisch anmutenden Hallgrímskirkja oder von der preisgekrönten Konzerthalle Harpa aus - von beiden hat man einen guten Blick auf die Bucht und auf das nahe Wanderziel, den Hausberg Esja.

Eigentlich ist die Esja ein Gebirgsmassiv, das an der höchsten Stelle 914 Meter erreicht und etwa zehn Kilometer von Reykjavik entfernt auf der anderen Seite der Bucht liegt. Wer also den Aufstieg auf den zahlreichen Wegen oder in Klettersteigen auf sich nimmt, wird unterwegs schon mit dem Weitblick über Hauptstadt und Meer belohnt, selbst wenn sich die Gipfel in Nebel hüllen - Isländer wissen daran übrigens das kommende Wetter abzulesen. Hier finden Sie die Beschreibung der Wandertour auf den 780 Meter hohen Þverfellshorn.

Ein schönes Wandergebiet befindet sich etwa eine Autostunde von Reykjavik entfernt - praktischerweise kann man dort gleich eine der Natur-Sehenswürdigkeiten der Insel besuchen: Glymur, den Tosenden. Der höchste Wasserfall Islands stürzt fast 200 Meter tief in eine Schlucht.

Bologna

Italien Sehenswürdigkeiten Verbot Bologna Piazza Maggiore

Die Piazza Maggiore in Bologna

(Foto: AFP)

Im Schatten weltberühmter Schwestern wie Rom, Venedig oder Florenz wird Bologna in der Emilia-Romagna von der internationalen Touristenschar oft übersprungen. Kaum mehr vorstellbar, dass Bologna im Hochmittelalter zu den zehn größten Städten der Welt zählte. Sehenswürdigkeiten aus dieser und anderen Epochen sind aber noch reichlich zu bewundern. Die Universität, heute kurz Unibo genannt, gilt mit ihrem Gründungsjahr 1088 als die älteste des Kontinents, ihre 100 000 Studenten prägen die Atmosphäre der Stadt.

Wetterfest zeigt sich die Stadt gleich doppelt: Bologna ist kreuz und quer von den berühmten Arkadengängen durchzogen, überdachten Gehsteigen also, unter denen Cafés und Restaurants zur Pause beim Stadtrundgang einladen. Sollte es selbst im Schutz der Säulengänge einmal zu ungemütlich sein, können Besucher für ein paar Stunden in den Untergrund abtauchen. Unter der Erde zeigen Reiseführer "Bologna sotterranea" - antike Wasserwege, das Flussbett der Aposa, Zisternen und vieles mehr.

Wie generell in Italien blüht auch um Bologna der Agriturismo, also der Urlaub auf dem Land - etwa in Form traditioneller Lokale und rustikaler Herbergen weit weg vom urbanen Trubel. Wanderrouten unterschiedlicher Schwierigkeit gibt es zum Beispiel im Naturpark "Gessi Bolognesi e Calanchi dell'Abbadessa", der von Hochebenen - etwa bei der Villa Miserazzano -, teils bizarren Felsformationen und schönen Aussichtspunkten geprägt ist. Der höchste Gipfel der Bologneser Apennin-Ausläufer, der Corno delle Scale, ist 2000 Meter hoch. Wie immer beim Wandern ist jedoch Vorsicht geboten: Die Wege können gerade in Herbst und Winter nach Regenfällen sehr rutschig oder gar unpassierbar werden. Besonders in dem für Italien so unwetterreichen Jahr 2014 sollten sich Urlauber also unbedingt rechtzeitig über die aktuellen Bedingungen informieren.

Wem Tagestouren in den Hügeln und Bergen um Bologna nicht genügen, der kann sich auf historischen Wegen zu anderen berühmten Städten aufmachen. Die "Via degli Dei", die Götterstraße, führt über den Apennin bis nach Florenz und verläuft noch heute ganz ähnlich wie zu Römerzeiten und im Mittelalter.

Genf

Dass es sich in der Schweiz gut wandern lässt - geschenkt. Dass die Städte einiges zu bieten haben - auch nichts Neues. Umso überraschender also, dass sich viele Besucher weiterhin ganz klassisch entweder für das eine oder das andere entscheiden. Das muss doch nicht sein - Genf etwa ermöglicht beides.

Die kleine Metropole der französischen Schweiz hat in diesem Jahr die Auszeichnung als bestes Städtereiseziel Europas bei den World Travel Awards gewonnen. Geholfen haben dürften Aktionen wie die "Geneva Transport Card", mit der jeder Hotel-, Hostel- oder Campinggast unbegrenzt alle öffentlichen Nahverkehrsmittel gratis nutzen kann (Wassertaxis über den See inklusive). Kaum eine Stadt poliert ihr Image dermaßen penibel auf Hochglanz wie der europäische Sitz der Vereinten Nationen. Genf beschreibt sich selbst auch als "Hauptstadt des Friedens", in der Menschen aus aller Welt harmonisch zusammenfinden. Das wirkt ähnlich übertrieben wie das Label "Bronx der Schweiz", unter dem Schweizer Medien über steigende Kriminalität in der Stadt berichteten.

Noch berichten Urlauber aber nicht von Alpträumen in der "Bronx", sondern etwa von der Vielfalt der Museen. Diese decken Interessen von Kunst über Uhrmacherei und Fotografie bis zur Geschichte der Reformation oder des Roten Kreuzes ab. Stadtspaziergänge bieten sich rund um den See mit seiner berühmten Fontäne Jet d'Eau oder im benachbarten Künstlerörtchen Carouge an, das selbstbewusst als "Greenwich Village" von Genf beworben wird. Shoppen oder zumindest über den schier maßlosen Luxus der Edelmarken staunen lässt es sich in der Bankenstadt natürlich auch. Wer beim Anblick von derlei Überfluss schlechte Laune bekommt, meidet aber tunlichst die Gegend um die Rue du Rhône.

Und wendet sich den weniger elitären Highlights von Genf zu: den Bergen. Als wahrer Hausberg präsentiert sich der Mont Salève, der nur wenige Minute außerhalb des Zentrums per Seilbahn zu erreichen ist und je nach Jahreszeit unter anderem Paragliding und Skifahren ermöglicht. Beliebt als Ziel für Tageswanderungen sind die Genfer Weinberge, etwa die Route zwischen den Flüssen Arve und Rhône oder zwischen dem Genfer See und Arve. Auf der anderen Seite des Sees bei Lausanne liegen die Weinterrassen von Lavaux, eine Unesco-Welterbestätte. Nur eine Autostunde von Genf entfernt wartet außerdem Chamonix am legendären Mont Blanc - reizvoll, aber mit Vorsicht zu genießen!

Valencia

Es gibt Städte, in die verliebt man sich auf den ersten Blick. Valencia gehört nicht dazu. Erst wer den Industriegürtel hinter sich gelassen und die Altstadt erreicht hat, will doch verweilen. In der Stadt, in der die Paella erfunden wurde, ist der Mercado Central ein Erlebnis: Am Morgen bis zum frühen Mittag werden Fisch, Gemüse, Früchte und Fleisch auf 8000 Quadratmetern feilgeboten - das schönste Ausstellungsstück aber ist die Halle selbst: ein Jugendstilgebäude nach einem Entwurf aus dem Jahr 1914, mit Panoramafenstern und Kuppeln.

Ansonsten ist das Zentrum Valencias eine gelungene Mischung aus sehr alt (wie die Basílica de la Virgen oder die Seidenbörse) und sehr modern, womit nicht Fabriken gemeint sind, sondern etwa das Hemisfèric, entworfen von Santiago Calatrava. Das Gebäude soll ein menschliches Auge darstellen, mitten in einem riesigen Wasserbecken. Auch im Hemisfèric geht es ums Sehen, es beherbergt ein IMAX-Kino und ist Teil der "Stadt der Künste und Wissenschaften" Valencias: Dort buhlen Museen, das größte Aquarium Europas und der Palast der Künste nebeneinander um die Aufmerksamkeit der Besucher (www.cac.es).

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Palast der Künste und Wissenschaften und das Hemisfèric (rechts) in Valencia

(Foto: AFP)

Einen weiteren Vorteil hat Valencia für Städtereisende: Der Strand ist nah, nämlich nur wenige Minuten vom Zentrum entfernt. Wer ein paar Minuten mehr übrig hat, fährt zu naturbelasseneren Stränden außerhalb.

Eine schöne Möglichkeit für kleine Wanderungen in der Natur bietet der Naturpark La Albufera mit dem größten See Spaniens: Das Feuchtgebiet wenige Kilometer südlich von Valencia ist in den Wintermonaten überfüllt, allerdings wegen der Wasservögel, die hier überwintern.

Für weitere Wanderungen ist die Serra Mariola mit 16 Routen ideal. Wer nicht selbst durch den Naturpark laufen will, kann reiten. Die Gegend ist reich an Wasser und berühmt für die Pflanzenvielfalt, besonders für die mehr als tausend Kräuterarten. Dass es sich hier gut leben lässt, ist den Menschen schon lange klar: In Ausgrabungsstätten folgen Archäologen den Spuren der ersten Siedler aus der Bronzezeit, die Lebens- und Bauweise späterer Jahrhunderte sieht man in Wehranlagen, Kirchen und Palästen.

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