Die schönsten Karten der Wissenschaft:"Die digitalen Spuren sichtbar machen"

Detailverliebt, datenintensiv oder einfach nur irrsinnig schön: Wenn Wissenschaftler Karten zeichnen, werden sie kreativ. Von New York bis ins Weltall, einige der spannendsten Kartenprojekte im Überblick.

Von Christoph Behrens

Am Anfang war William Smith. Beim Bau eines Kanals hatte der ehemalige Kohlearbeiter festgestellt, dass einige Fossilien nur in bestimmten Erdschichten zu finden waren. Also trug er verschiedene Gesteinsschichten auf einer Karte Großbritanniens auf, und zeichnete 1815 die erste geologische Karte der Welt.

Die schönsten Karten der Wissenschaft: Die erste geologische Karte Großbritanniens von 1815

Die erste geologische Karte Großbritanniens von 1815

(Foto: William Smith 1815)

Smiths Werk war nur der Auftakt zu großartigen Visualisierungen, die ihren Urhebern oft zu Weltruhm verhalfen. So etwa der britische Epidemiologe John Snow, der einen Cholera-Ausbruch in London untersuchte. Snow sprach mit Anwohnern und verzeichnete die Fälle mit Punkten auf einer detaillierten Straßenkarte. So konnte er als Ursache der Seuche eine kontaminierte Wasserpumpe in der Broad Street ausmachen. Als die Behörden die Pumpe stilllegten, ebbte die Infektionswelle ab. Die mithilfe der Karte gewonnenen Erkenntnisse inspirierten London und viele andere Städte zu weitreichenden Hygienemaßnahmen.

Die schönsten Karten der Wissenschaft: John Snows Karte eines Cholera-Ausbruchs in London

John Snows Karte eines Cholera-Ausbruchs in London

(Foto: John Snow 1854)

Die Arbeit der frühen Kartografen war mühselig und abenteuerlich. Ohne helfende Satelliten am Himmel und Laservermessungssysteme am Boden waren diese Männer und Frauen oft monatelang in entlegenen Gebieten unterwegs. Umso liebevoller achteten sie auf Details, umso stolzer waren sie auf die Endprodukte.

Das ist heute nicht anders, nur dass digitale Methoden die Hürden enorm gesenkt haben. Großartige Werkzeuge wie "Mapstack", "Mapbox" oder CartoDB ermöglichen es auch Laien, hochwertige Landkarten mithilfe öffentlich zugänglicher Daten zu produzieren. Zunehmend zapfen auch Behörden den Enthusiasmus dieser Szene an. Die öffentliche Bibliothek New Yorks hat etwa das Spiel "Building Inspector" programmiert. Anwender digitalisieren hier Grundstücke auf historischen Karten der 1850er und 1860er und helfen so der lokalen Geschichtsschreibung.

Interessant sind auch neuere Trends in der Kartografie, bei denen die erstellten Karten gar nicht mehr auf der Realität beruhen: Das Opengeofiction-Projekt beispielsweise lässt dem Nutzer freie Hand, eine eigene Welt zu zeichnen - Brücken, Stadien, Straßen und Parks entstehen am Bildschirm mit wenigen Strichen - zu welchem Zweck bleibt dem Anwender überlassen.

In der Bildergalerie (siehe oben) haben wir einige Projekte gesammelt, die wissenschaftliche Daten mal spielerisch, mal ernst, aber immer sehenswert darstellen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: