DAK-Bericht:Deutsche schlucken zu viel Antibiotika

  • Die Deutschen nehmen einem Report der DAK zufolge zu viel Antibiotika. Teilweise sind sie schlecht über die Anwendungsgebiete informiert.
  • Besonders häufig bekommen Kinder Antibiotika verschrieben.
  • Bakterien werden durch den Einsatz der Mittel zunehmend resistent gegen die Wirkstoffe, was besonders in Krankenhäusern ein Problem ist.

30 Prozent der Verschreibungen fragwürdig

Die Deutschen schlucken zu häufig Antibiotika. 2013 seien fast 30 Prozent der entsprechenden Verordnungen fragwürdig gewesen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Report der gesetzlichen Krankenkasse DAK-Gesundheit. Die Folge: Immer mehr Bakterien entwickelten Resistenzen.

Das Berliner Forsa-Institut hatte für die Kasse 3100 Menschen zu ihrem Umgang mit den Mitteln befragt.

40 Prozent der Teilnehmer zeigten sich schlecht darüber informiert, wo die Wirkstoffe sinnvoll eingesetzt werden können. Sie verlangten etwa bei Erkältungen oder Bronchitis Antibiotika. Diese, so die DAK, würden aber meist nicht helfen, weil es sich hierbei in bis zu 90 Prozent aller Fälle um Viruserkrankungen handele. Die Über- und Fehlversorgung werde gerade während der Erkältungszeit besonders deutlich: Ärzte wüssten zwar in der Regel um die Einsatzgebiete der Wirkstoffe gegen Bakterien. Um die erkälteten Patienten zu beruhigen, verschrieben sie aber dann doch ein Antibiotikum.

Ein Viertel der Befragten wünscht ein Rezept, um schnell wieder fit für den Job zu sein. "Antibiotika schaden in solchen Fällen mehr als sie nutzen", erklärte der Arzneimittelexperte Gerd Glaeske von der Universität Bremen bei der Vorstellung des Berichts.

Besonders Kinder bekommen Antibiotika verschrieben

Die Verordnungsraten bei Kindern seien im Übrigen zwar rückläufig, so die Studie. Es zeige sich jedoch, dass Kinder immer noch mehr Antibiotika verschrieben bekämen als Erwachsene: 2013 seien es 45 Prozent der unter 15-Jährigen gewesen. Fast genauso hoch ist die Zahl bei Älteren - 44 Prozent der 85- bis 90-Jährigen nahmen demnach Antibiotika ein.

Die dramatischen Folgen des häufigen Antibiotika-Einsatzes würden der Studie zufolge in den Krankenhäusern sichtbar. Gerade hier bedrohten resistente Bakterien die Gesundheit der Patienten. Die Analyse der Krankenhausdaten zeige, dass bei immer mehr Patienten Krankenhauskeime nachgewiesen werden. Von einer Million Versicherten, die 2013 in Krankenhäusern behandelt wurden, trugen knapp 20 000 einen resistenten Keim in sich. 2010 waren es noch rund 15 000 Versicherte gewesen.

Bundesweit und kassenübergreifend sterben jährlich 7500 bis 15 000 Patienten an Infektionen, die im Zuge einer Krankenhausbehandlung entstehen, so die Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums. Eine Lösung des Problems sehe der Studie zufolge so aus: Patienten müssten Antibiotika richtig einnehmen, Ärzte Medikamente zielgerichteter verordnen und Kliniken angemessene Hygienekonzepte umsetzen. Aber auch in der Nutztierhaltung sollten weniger Antibiotika eingesetzt werden.

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