Grubenunglück in der Türkei:Geringe Überlebenschancen für eingeschlossene Kumpel

Mine collapse in Turkey

Mehr als 150 Einsatzkräfte sind zur Grube in Ermenek geeilt - dennoch gibt es für die eingeschlossenen Kumpel kaum Chancen auf Rettung.

(Foto: dpa)
  • Der türkische Energieminister spricht angesichts des Grubenunglücks in der Türkei von einem Wettlauf gegen die Zeit.
  • Tausende Liter Wasser haben einen Bergbauschacht geflutet, in dem noch immer 18 Kumpel festsitzen.
  • Die Rettungskräfte können die Wassermassen nur langsam abpumpen.

Kaum Chancen auf Rettung

Die Überlebenschancen für 18 Kumpel, die nach einem Grubenunglück in der Türkei in einem überfluteten Stollen festsitzen, sinken. "Die Zeit spielt gegen uns", sagte Energieminister Taner Yildiz. "Der Wasserspiegel steigt alle zwei Stunden um einen Meter."

Bereits am Dienstagnachmittag hieß es, die Eingeschlossenen könnten nicht länger als zwei Stunden überleben. Zwar machten sich nach dem Alarm mehr als 250 Hilfskräfte auf den Weg, um die Bergungsarbeiten zu koordinieren. Es sind jedoch mehr als 10 000 Tonnen Wasser in den Stollen gelaufen. Pro Stunde könnten nur 180 bis 200 Tonnen abgepumpt werden, sagte Yildiz.

Gefangen in 300 Metern Tiefe

Die Steinkohlegrube in der Stadt Ermenek in der Provinz Karaman liegt etwa 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Ankara. Behördenangaben zufolge wurden 34 Kumpel am Dienstagnachmittag von einem Wassereinbruch überrascht, nur 16 Männer konnten sich selbst befreien. 18 Bergarbeiter sitzen in mehr als 300 Metern Tiefe fest.

Kumpel beklagen Sicherheitsmängel

Provinzgouverneur Murat Koca wies Medienberichte zurück, wonach es eine Explosion gegeben haben soll. Wie es zu dem Wassereinbruch in der Grube kommen konnte, ließ er jedoch offen.

Ein Kumpel, der sich an die Oberfläche retten konnte, machte Sicherheitsmängel für das Unglück verantwortlich. Es sei schon das dritte Mal, dass die Mine überflutet wurde. Die Katastrophe hätte durch Befolgen der üblichen Regeln verhindert werden können, sagte er der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.

Türkei bei Todesfällen am Arbeitsplatz weltweit auf dem dritten Platz

Erst vor fünf Monaten, am 13. Mai, hatte sich in Soma im Westen der Türkei das schwerste Bergbauunglück in der Geschichte der Türkei ereignet. 301 Bergleute waren dort nach einer Explosion unter Tage ums Leben gekommen. Der damalige Regierungschef und heutige Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte die Angehörigen der Opfer mit seiner Gleichgültigkeit zusätzlich erzürnt, es kam zu wütenden Protesten gegen ihn, die Regierung und die Zechenbetreiber.

Ermittlungen ergaben, dass in Soma grundlegende Sicherheitsvorkehrungen missachtet wurden. Acht Manager sind wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Zwar wurde Ende Mai ein Gesetz verabschiedet, das zu mehr Sicherheit führen soll und die Arbeitszeit der Kumpel verkürzt. Nach einer Statistik der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) liegt die Türkei bei Todesfällen am Arbeitsplatz aber weltweit nach wie vor auf Rang drei.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: