FC Bayern im Uefa-Cup:Die italienische Hoffnung

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Nur 1:1 zu Hause gegen St. Petersburg? Macht ja nix. Im Rückspiel ist für die Bayern doch wieder dieser Italiener dabei.

Johannes Aumüller

Niemand strahlt nach einem Tor so schön wie Luca Toni. Und da war es wieder, das aus Italien mitgebrachte Luca-Toni-Strahlen. Er lachte und grinste und freute sich. Doch was machte da seine rechte Hand? Sie ging nicht etwa ans rechte Ohr, um dort in gewohnter Jubel-Pose ein paar Mal auf und ab zu schrauben; nein, sie fand den Weg zur linken Hand und gemeinsam beklatschten Lucas rechte und Lucas linke Hand das 1:0 des Kollegen Ribéry (Nachschuss nach einem vergebenen Elfmeter). Das Problem der Bayern an diesem Europapokalabend war: Luca Toni beklatschte den Treffer nicht auf dem Rasen, sondern auf der Tribüne. Gelb-gesperrt musste er zuschauen, wie seine Mitspieler gegen den amtierenden russischen Meister nur zu einem 1:1 kamen.

Ein Ersatz für den treffsicheren Italiener: Lukas Podolski (Foto: Foto: AP)

30 Minuten lang konnte den Bayern egal sein, ob Toni mitwirkte oder nicht. Sie spielten je nach Sichtweise "fantastisch" (Karl-Heinz Rummenigge), "sehr gut" (Uli Hoeneß) oder "gut" (objektive Meinung). Auf jeden Fall dominierten sie das Geschehen, Ribéry prägte mit seinen Dribblings das Offensivspiel, und die Abwehrreihe ließ die wieselflinken Konterspieler von Zenit nicht zur Entfaltung kommen.

Doch nach diesen ersten 30 Minuten folgte ein erster Knick, nach 30 weiteren Minuten ein zweiter. Die Bayern-Dominanz ließ nach, Ribéry wirbelte nicht mehr so viel, die trotzdem entstehenden Chancen vergaben Podolski & Co., und die Hintermannschaft bekam zusehends ihre Probleme mit den schnellen russischen Offensivkräften wie Arschawin oder Fayzulin. Daraus resultierte zum einen der, zugegebenermaßen unglückliche, Gegentreffer zum 1:1 durch Lucios Eigentor.

Daraus resultierte zum anderen aber auch ein Hilferuf der Bayern-Bosse an diesen im Hinspiel gelb-gesperrten Italiener. Luca, Luca, Luca - so scholl es nach dem Abpfiff aus allen Ecken der Mixed-Zone, wenn die Rede auf das in einer Woche in St. Petersburg anstehende Rückspiel kam. Rummenigge: "Luca kann wieder spielen." Hoeneß: "Wir haben Luca Toni dabei." Hitzfeld: "Luca Toni ist dann wieder da." Hoffnung, dein Vorname ist Luca. Und das alles sagten sie nicht zu unrecht, denn gegen St. Petersburg war den Bayern über weite Strecken das Fehlen von Toni deutlich anzumerken. Die Präsenz im Zentrum und die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor konnten Podolski und Klose nicht ersetzen.

Michael Rensing, der nach einer guten Stunde für Oliver Kahn (eingeklemmter Nerv) eingewechselt wurde, hat recht, wenn er sagt: "Einen Luca Toni kann keine Mannschaft ersetzen." Dennoch ist es auffällig, wie sehr der FC Bayern in dieser Saison von einzelnen Spielern - über weite Strecken der Saison von Ribéry, im Saisonendspurt von Toni - abhängig ist. Denn gegen St. Petersburg nominierte Hitzfeld die beste ihm zur Verfügung stehende Aufstellung, er rotierte oder schonte kein bisschen - und trotz Ribéry, Klose & Co. sehnten sich alle nach dem Torgaranten Luca Toni.

Wenn schon nach einem 1:1 gegen Zenit St. Petersburg solche Töne kommen, stellt sich natürlich die Frage: Wie soll das im kommenden Jahr aussehen, wenn der FC Bayern in der Champions League antritt, auf den FC Barcelona oder eine englische Spitzenmannschaft trifft und Luca Toni mal ausfällt? Eine Mannschaft mit den Ansprüchen des FC Bayern müsste auch ohne den Italiener eine Mannschaft wie Zenit St. Petersburg schlagen und sich nicht hinterher an Toni wie an einen Strohhalm klammern.

Doch bevor die Bayern ihre Gedanken auf die Champions League richten können, steht am nächsten Donnerstag (18.45 Uhr) das Rückspiel in Russland an. Und dann soll Luca Toni wie beim 1:0-Führungstreffer von Ribéry gegen St. Petersburg lachen und sich freuen - aber gleichzeitig auch wie schon 34 Mal in dieser Saison seine rechte Hand zum rechten Ohr führen und zum Ohrschrauben-Jubel ansetzen. Die Petersburger Spieler jedenfalls stimmten in den Chor der Bayern-Verantwortlichen mit ein. Welche Chancen denn die Zenitler in einer Woche hätten, wurde Kapitän Anatolij Timoschtschuk gefragt. Die Antwort: Schwer zu sagen, schließlich sei dann dieser Luca Toni wieder dabei.

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