Arbeitsmedizin:Schicht im Schädel

Schichtarbeit wird für eine Vielzahl von Erkrankungen verantwortlich gemacht. Nun haben Forscher herausgefunden, dass sie auch die kognitive Leistungsfähigkeit mindert. Zum Glück für die Betroffenen: nur vorübergehend.

Von Kim Björn Becker

In der Arbeitsmedizin hat die Schichtarbeit einen denkbar schlechten Ruf: Ständig wechselnde Arbeitszeiten werden gemeinhin für vermehrte Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie für Schlaf- und Stoffwechselstörungen verantwortlich gemacht. Nun hat ein internationales Forscherteam herausgefunden, dass Schichtarbeit sich überdies negativ auf die geistige Leistungsfähigkeit der betroffenen Arbeiter auswirkt. In einer Studie, die im Journal Occupational and Environmental Medicine erschienen ist, haben die Wissenschaftler 3200 Arbeitnehmer aus Frankreich untersucht, viele über einen Zeitraum von zehn Jahren.

Menschen, die regelmäßig in wechselnden Schichten arbeiten, schneiden bei Kognitionstests schlechter ab als Büroarbeiter - vor allem bei der Merkfähigkeit müssen sie Abstriche machen. "Die kognitive Beeinträchtigung entspricht 4,3 Jahren altersbedingten Abbaus", haben die Forscher berechnet. Der Unterschied macht sich besonders bei jenen bemerkbar, die mehr als zehn Jahre Schichtdienste übernahmen: Bei ihnen entspricht die Differenz gar einem Altersunterschied von 6,5 Jahren. Die negativen Folgen sind aber reversibel - mehr als fünf Jahre nach dem Ende der Schichtarbeit sind sie kaum noch nachweisbar.

© SZ vom 05.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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