Lost Weekend:Veganes zum Buch

Lesecafé Lost Weekend

Das Lesecafé "Lost Weekend" hat in den Räumen der ehemaligen Universitätsbuchhandlung Rudloff in der Schellingstraße eröffnet.

(Foto: Robert Haas)

Minimalistische Holzmöbel, Sichtbeton und eine Neon-Schriftzug an der Wand: Aus der Universitätsbuchhandlung Rudloff in der Schellingstraße ist ein hippes Lesecafé geworden.

Von Andreas Schubert

Martin von Rudloff ist auch da, sieht sich um, redet mit Besuchern - und auf die Frage, was er denn davon halte, was nun aus den Räumen in der Schellingstraße 3 geworden sei, antwortet er mit einem Lächeln. Er sei guter Dinge, das Ganze sehe er sehr positiv. Rudloff hat 34 Jahre in der traditionsreichen Universitätsbuchhandlung Heinrich Frank gearbeitet, 20 Jahre war er deren Besitzer, vor zwei Jahren musste er Insolvenz anmelden - das Geschäft war eingebrochen.

Jetzt steht er im "Lost Weekend", einer neuen Buchhandlung, die der Münchner Gastronom Michi Kern zusammen mit der Kunsthistorikerin Elisabeth Kieser, dem Berliner Konzeptkünstler Björn Wallbaum und dem Gastronomen Markus Horn am Mittwoch eröffnet hat.

Dem stationären Buchhandel geht es nicht gut, das ist nichts Neues. Und auch die Ludwig-Maximilians-Universität, der das Gebäude gehört, ist sich dessen bewusst. Trotzdem sollte schon irgendetwas an der Schellingstraße einziehen, das mit Bildung zu tun hat. "Es war aber klar, dass man nicht wieder nur eine Buchhandlung machen kann", sagt Michi Kern, der nicht nur Wirt ist, sondern auch Yogastudiobetreiber und Philosophiestudent. Und so ist das "Lost Weekend" eben eine Art Lesecafé geworden, mit einer minimalistischen Einrichtung aus Regalen, Tischen und Stühlen aus hellem Holz.

An den Wänden ein bisschen Kunst

Boden und Wände sind aus Sichtbeton, an den Wänden ein bisschen Kunst, unter anderem ein leuchtender Schriftzug mit dem Wort "prophecy". Es gibt Bücher mit Reportagen, Philosophie, Literatur und Graphic Novels, das Gesamtprogramm von Reclam und demnächst auch einige Zeitschriften. In einem "curated shelf" sollen ausgesuchte Kuratoren regelmäßig Buchempfehlungen abgeben. Und weil Kern aus ethischen Gründen Veganer ist, ist das Café auch komplett vegan, noch dazu sind alle Produkte "bio".

Lost Weekend: Das Los Weekend ist auch als Arbeitsplatz begehrt.

Das Los Weekend ist auch als Arbeitsplatz begehrt.

(Foto: Robert Haas)

Vegan ist auch der Wein, der am Eröffnungsabend getrunken wird. Und viele der Gäste lassen sich gerne das ein oder andere Glas nachschenken. Aber ein Sauflokal wird das "Lost Weekend" nicht, auch wenn der gleichnamige Roman von Charles R. Jackson und die Filmadaption von Billy Wilder aus dem Jahr 1945 von einem alkoholsüchtigen Schriftsteller handeln. Vielmehr sollen hier laut Michi Kern Lesungen, Symposien und Diskussionsrunden stattfinden. Kern will einstweilen sein Studium zum Abschluss bringen. Ein Thema für die Masterarbeit sucht der 48-Jährige noch.

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